Reif für den Oskar

Written by on 20. September 2020 in Allgemein, Test + Technik, Utility

Wir würden dem John Deere Gator jetzt schon einen Preis fürs Lebenswerk verleihen. Quasi als das erste moderne Side-by-Side hat der Gator schon so viele unterschiedliche Rollen gespielt, mit der Lebensgeschichte könnte man einen abendfüllenden Spielfilm produzieren.

Als aktueller Blockbuster erscheint der Gator XUV 590i jetzt auch in Deutschland und weiteren europäischen Ländern. Wir trafen den erfahrenen Darsteller in jugendlicher Maske zum persönlichen Interview und haben ihm dafür schon mal einen Oskar geliehen.

Der alte Schmied John Deere würde heute sicher staunen, denn seine Nachfahren haben in der amerikanischen Heimat die wohl größte Palette der Side-by-Sides geschaffen. Aktuell finden sich dort 30 Modelle mit den unterschiedlichsten Konfigurationen und Ausstattungen, die allesamt auf den Namen Gator hören. Hier in Deutschland finden sich davon immerhin noch dreizehn Fahrzeuge zur Auswahl, also sollte auch da für jeden Geschmack und Einsatzzweck etwas zu finden sein. In den letzten Jahren haben wir immer wieder Gator-Modelle vorgestellt und getestet. Die Zusammenarbeit mit John Deere ist diesbezüglich sehr unkompliziert und mit der Firma Zimmermann aus Wesseling hat der Hersteller einen sehr aktiven Händler, der uns die entsprechenden Fahrzeuge perfekt vorbereitet auf den Hof stellt. Schlüssel rein und los. So auch bei unserem neuesten UTV aus dem Hause John Deere, dem Gator XUV 590i, der sich zwar rein hubraumtechnisch am unteren Ende der Angebotspalette bewegt, trotzdem mit einer ungeahnten Spritzigkeit und Leistungsfähigkeit überrascht.

Der Hauptdarsteller

Ohne Probleme kann sich der junge Mime Gator XUV 590i in eine Reihe von erfolgreichen Kollegen aus dem Hause John Deere einfügen. Mit dem nötigen Schuss Innovation und einem ansprechenden Äußeren kann das Fahrzeug auf Anhieb überzeugen. Auch wenn der Hubraum es nicht erwarten lässt, der 590er passt wie die Faust aufs Auge in das Chassis. Die auf den ersten Blick heftigen 644 Kilogramm Gewicht lassen sich mit den per elektronischer Einspritzung erzeugten 32 Pferdestärken sehr ordentlich in Szene setzen. Benzinmotoren spielen seit ein paar Jahren eine immer größere Rolle bei den Gatoren, weil die Effizienz denen der Dieselvorgänger in nichts mehr nachsteht. Im Fahrgastraum findet sich typisch John Deere alles am rechten Platz. Die Bedienung ist auf Komfort und präzises Handling ausgelegt. Die Bestuhlung ist bequem und für stundenlanges Sitzen gut geeignet. Einzig der per Druckschalter zu bedienende Blinker ist für den Europäer gewöhnungsbedürftig.

Der digitale Tacho hält allerlei Info bereit, mehr braucht man eigentlich nicht. Ganz nett sind die elastischen Türvorhänge, die ein wenig Sicherheit vermitteln und sehr leicht zu händeln sind. Die Sicherheitsgurte sind natürlich obligatorisch und sollten auf jeden Fall benutzt werden. Die kippbare Ladebox ist dem Fahrzeug entsprechend nicht so voluminös wie bei den größeren Gatoren, aber im Verhältnis passt das. Immerhin 181 Kilogramm kann die Pritsche zuladen. Für unseren Oskar samt Mobilheim reicht das allemal. Es wäre auch noch Platz für Wildfutter oder die Jagdbeute. Zur Not lässt sich ja auch ein Anhänger ziehen, der immerhin 499 Kilogramm wiegen darf. Das Fahrwerk verfügt über doppelte A-Arms vorn und hinten und in der Vorspannung einstellbare Dämpfer, die jeweils 203 Millimeter Federweg zulassen. Ebenfalls typisch bei John Deere, die Erstbereifung kann man sich nach eigenem Wunsch konfigurieren. Unser Testfahrzeug verfügt über die tollen Allrounder Terrahawk, die einen guten Kompromiss zwischen On- und Offroad darstellen. Die übrige Ausstattung macht den 590er auch im Gelände zum geeigneten Partner. Zuschaltbarer Allradantrieb, Untersetzung und sperrbares Differenzial an der Hinterachse machen den Gator zum Kraxler.

Achtung, Aufnahme!

Ohne Murren springt der Einzylinder an und läuft sofort rund. Für einen John Deere Gator setzt der Jungspund sich schon fast sportlich in Bewegung. Da stiehlt er den Dieselbrüdern schon mal die Schau. Die serienmäßige Servolenkung verleiht dem 590i zusätzlich Agilität und macht das Handling spürbar einfach. Die CVT-Automatik spricht gut an und die Gänge lassen sich ohne gehakel leicht einlegen. Die Beschleunigung macht fast schon Spaß, für einen Gator eigentlich nicht üblich. Umso mehr freuen wir uns auf den Abstecher ins Gehölz. Im eigentlichen Einsatzgebiet eines Gators kann der 590er voll überzeugen. Das Fahrwerk funktioniert tadellos und sorgt für ausreichend Komfort. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 73 km/h kann Offroad kaum erreicht werden, insofern reicht das Gebotene an Leistung und Kraftentfaltung in allen Lebenslagen. Wer ausschließlich auf unbefestigten Wegen unterwegs ist, sollte vielleicht auf die zur Auswahl stehenden Maxxis Bighorn Reifen zurückgreifen. Die können halt auch mal durch tiefe Modderlöcher helfen. Fürs alltägliche Wald- und Wiesensurfen reichen die Terrahawk aber allemal.

Die hydraulischen Scheibenbremsen geben ihr Bestes, die Fuhre sicher zum Stilltand zu bringen. Die vorderen Sättel dürften unserer Meinung nach gern auch die Bremssättel mit Doppelkolben bekommen die hinten zum Einsatz kommen. Das würde das Verzögerungsverhalten des Gelb-grünen noch knackiger gestalten. Die elektrische Lenkhilfe agiert unauffällig und vor allem unaufdringlich. Man hat also jederzeit eine gute Rückmeldung über den befahrenen Untergrund. Waidmann Michael Zeroba, der für uns die Testfahrt im Unterholz übernimmt, kommt jedenfalls auf Anhieb mit dem Gator zurecht. Nicht ohne Anerkennung muss er dem ungewohnten Untersatz gute Manieren ausstellen. Sein standardmäßiger Suzuki Jimmy kann trotz gutem Ruf als Geländegänger da nicht ganz mithalten. Ob er tauschen würde, lässt Michael Zeroba offen. Das scheint auch der Knackpunkt zu sein. Offen ist der Gator im Winter natürlich weniger für die Mitfahrt von Oskar geeignet. Deshalb kann er dem Gator seinen Oskar auch nur vorübergehend (ver)leihen. Aber eine Nominierung ist ja auch schon so etwas wie ein Ritterschlag.

Text und Fotos: Frank Meyer

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