Mit diesem Slogan wirbt Can-Am für seine ATV-Modelle. Tatsächlich gibt es für jede Gelegenheit einen passenden Outlander. Die Bandbreite reicht von 450 bis 1.000 ccm. In der Mitte findet sich somit der 650er. Wie gut man mit ihm vorbereitet ist, verrät unser Test.
Der Outlander 650 bringt zunächst einmal die gewohnten Can-Am-Qualitäten mit: Eines der besten ATV-Fahrwerke, hochwertigste verbaute Materialien, Diebstahlsicherung mit Weg- fahrsperre und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. In der Waagschale liegt ganz obendrauf ein Zweizylinder von Rotax. Triebwerke, die sich als robust und stark erwiesen haben und keinen Vergleich scheuen müssen. Der 650 V-Twin-Motor mit 44 kW (59 PS) Leistung begeistert – so viel vorweg – mit einer guten Gasannahme und erstaunlichen Leistungsreserven. Die elektronische Drosselklappensteuerung (iTC) mit drei Fahrmodi sorgt für ein ruckfreies und berechenbares Fahrerlebnis. Stressfreier als die hubraumstärkeren Schwestermodelle, die eine erfahrene Hand erfordern, um die Kraft unter Kontrolle zu bringen und zu halten. Die Pferdchen, die der 650er erzeugt reichen völlig, um schnell voran zu kommen. Der erste Eindruck sagt, dass man mehr eigentlich nicht braucht.
Alles, was man braucht
Der Reihe nach: Auf der Habenseite ist das übersichtliche Display und die gute Ergonomie zu nennen. Man fühlt sich in der Maschine sitzend, statt obendrauf. Die Bewegungsfreiheit ist gegeben, um im engen Geläuf den Körper unterstützend einzusetzen. Der Lufteinlass des Motors, die CVT-Einlässe und -Auslass wurden so hoch wie möglich am Outlander angebracht, um die Luftzufuhr bei Fahrten durch Nässe und Schlamm zu verbessern. Mit der von uns zur Verfügung gestellten XT Version hat Can-Am ein heißes Eisen in der Mittelklasse geschmiedet. TTI-Einzelradaufhängung hinten, MacPherson-Federbeine an doppelten Dreieckslenkern vorne, Stahlflexleitungen am Bremssystem, Kardanantrieb mit zuschaltbarem Allradantrieb und dem selbstsperrenden Visco-Lok der Vorderachse.
Zusätzlich sind folgende Teile verbaut: Die einstellbare 3-stufige Servolenkung, leichte Felgen, Doppelkolben-Bremsen vorne. Am Chassis finden sich ein Unterbodenschutz und 12-Zoll-Felgen aus Aluminiumguss mit nabenloser Konstruktion. Diese helfen Gewicht zu reduzieren. Die mehrlagigen 26-Zoll-Reifen bieten dank steiferer Seitenwände und einem höheren Reifendruck zuverlässige Leistung in schwierigem Gelände. Handprotektoren am Lenker runden das Ausstattungspaket zusammen mit der obligatorischen Seilwinde ab. Letztere verfügt über eine Kapazität von 1.361 kg und ist ein unverzichtbares Hilfsmittel auf der Jagd, in der Viehzucht, bei Einsätzen im Schlamm und wenn Deine Freunde Hilfe brauchen. Damit haben wir den Einsatzbereich des Boliden sogleich beschrieben. Er scheut keinen Arbeitsauftrag – 750 Kilo Zugleistung sind schon eine Hausnummer – und tragfähige Racks deuten in diese Richtung. Das LinQ genannte Befestigungssystem weist in beide Richtungen. Egal ob Kettensäge oder Campingausrüstung – es ist sicher transportabel. Geringer Verschleiß, wenig Wartungsaufwand und hohe Teileverfügbarkeit geben dem Kunden der Can-Am-Händler bei allem Tun viel Sicherheit.
Fährt sich wie gesehen
Der Outlander 650 macht Spaß. Bisweilen vergisst man, dass man auf einem „schweren“ ATV sitzt. Sauber dreht der Zweizylinder hoch und bringt das Vierrad forsch voran. Während einer Tour im schweren Geläuf, spielten deutlich größere ATVs ihr Plus an Hubraum oder Leistung gegenüber dem Outlander nicht aus. Denn dank des optimierten Gewichts, konnte an mancher Schlüssselstelle gar ein Vorteil eingefahren werden. Der Grund: bei Bedarf ist der eben noch vehement beschleunigende Motor exakt kontrollierbar. Hier kommen uns die Fahrmodi zugute und wir bleiben von Überraschungsmomenten aufgrund einer Leistungsexplosion verschont. Im Trail hat das eigentlich nur Vorteile. Der 650er schont die Kondition des Fahrers.
Der gelungene Lastwechsel des Triebwerks in Verbindung mit den griffigen Reifen liefert Kontrolle und Grip. Am Testfahrzeug waren übrigens ITP Terracross montiert. Gut! Selbst bei hohem Tempo fühlt man sich nicht unsicher. Die erwähnte Lenkunterstützung lässt sich während der Fahrt anpassen. Wenn man also merkt, es rappelt im Handgelenk, lässt sich noch eine Schippe Dämpfung bzw. Unterstützung drauflegen. Die Massen des ATVs liegen recht günstig und lassen es über Wurzelteppiche nahezu tanzen. Gewicht nach hinten, ein beherzter Gasstoß und die Vorhand lupft. Sehr schön!
Und sonst so? Hier kommt die Antwort: Bodenfreiheit okay, Bremskraft und Dosierbarkeit der drei hydraulischen Scheiben vorbildlich. Wenn es rutschig oder haarig wird, greift das Visco-Lok ein und verleiht dort Vortrieb, wo er vermisst wird. Im Allrad-Modus ist der Outlander ohnehin kaum an eine Grenze zu bringen. Wegen der wertigen Extras empfiehlt sich das XT-Modell. Der „Mittelklasse-Outlander“ steht seinen größeren Geschwistern in nichts nach und spielt oft den Gewichts- und Kontrollvorteil gnadenlos aus. Und natürlich auch den Preisvorteil. Tiefer muss nur in die Tasche greifen, wer auf brachiale Kraft steht und sich den 1.000er gönnt. Da gehen aber auch gleich nochmal etliche Euros mehr über den Ladentisch.
Fazit
Insgesamt ist der Can-Am Outlander 650 XT eine gute Wahl. Das 59 PS starke Rotax-Kraftwerk liefert große nutzbare Leistung bei tollem Handling. Unser Outlander XT 650 fuhr selbstbewusst durch schwierigstes Gelände und die Beherrschbarkeit ließ uns die kniffligen Abschnitte sehr souverän meistern. Das Visco-Lok QE Auto-Sperrdifferenzial vorne half uns alles auf unserem Weg zu erklimmen, was uns Mutter Natur in den Weg stellte. Wir waren schließlich vorbereitet.
Text: Ralf Wilke, Can-Am
Fotos: Raymon de Kruijff, Rainer Petzold, Can-Am