Eine echte Wertanlage

Written by on 1. März 2020 in Allgemein, Test + Technik

Die 1.000er EXEET ist aus verschiedenen Gesichtspunkten interessant. Zunächst wegen des Motors mit einem Liter Hubraum und auch wegen neu konstruierter Fahrwerkskomponenten. Für Besitzer Wolfgang Zeyen ist es aber die Erfüllung eines Traums und zugleich eine echte Wertanlage.

Er nennt eine EXEET mit dem Tausender Vierzylinder aus der Yamaha FZS 1000 Fazer sein Eigen. Wolfgang aus Euskirchen hatte seine Maschine bei Konstrukteur Sebastian Jornitz bestellt, der ihm sogleich einen Vorschlag machte: Wir hatten länger schon keine 1000er mehr selbst aufgebaut“, erzählt er. Denn die Auftragsbücher sind voll mit Bestellungen der bekannten 600er-Modelle und der erfolgreichen Selbstbau-Kits. „Aber in Wolfgang fand ich einen Kunden, der nicht nur in der Nähe lebt, sondern auch solide Arbeit zu schätzen weiß. Und so ließen wir das Quad hier in der Werkstatt entstehen.“ „Ich wollte halt etwas Besonderes haben“, sagt der Angesprochene nicht ohne Stolz. Nach den szene-typischen Experimenten auf anderen Quads, stieß der Eifeler auf EXEET. „Ich war sofort Feuer und Flamme und wusste, dass ein derart umgebauter Rappen meiner Art Quad zu fahren am besten gerecht wird. Dass Sebastian dann auch noch um die Ecke arbeitet, hat meine Entscheidung noch gefestigt. Wo hat man als Kunde schon derart Kontakt und teilweise sogar Einfluss auf ’seinen‘ Hersteller?“

Alles aus einer Hand

Einfluss hatte Wolfgang vor allem auf das Design und die Optik seiner EXEET. Eigene Akzente und Wünsche umzusetzen, gehört zum Angebot der Custom-Schmiede. Freie Hand hatte Sebastian bei der Zusammenstellung der technischen Ausstattung. Und da konnte der pfiffige Spezialist nochmals ordentlich drauflegen. Bei EXEET hat man sich bekanntlich auf den Raptor eingeschossen und verfügt inzwischen nicht nur über viel Erfahrung, sondern auch über eine stattliche Bandbreite von Baugruppen, die sich zur Verwandlung des Offroaders in einen Streetfighter eignen. Die Felgen zum Beispiel stammen aus dem Zubehör, werden aber in der eigenen Produktionsstätte veredelt.

Eine neue Schwinge bietet EXEET der qualitätsbewussten Kundschaft ab sofort auch an. Länger und stabiler als die originale aus Alu von Yamaha, aber trotz Stahlkonstruktion erstaunlich nahe an deren Gewicht. Der so verlängerte Radstand des Raptors sorgt für ordentlich Laufruhe im Chassis und harmoniert mit den A-Arms aus Sebastians Produktion. Diese können die Seriendämpfer aufnehmen. Sie sind nicht allein in Spur und Sturz sowie Nachlauf optimal und kinderleicht verstellbar, sondern auch in der Höhe bzw. Tiefe. Rund 2.000 Euro kann man gegenüber Zubehörfahrwerken sparen, die zum Beispiel mit FOX ausgerüstet sind und für die Yamaha erhältlich wären.

Präzise aus Stahl gefertigt, sind die A-Arms je nach Kundenwunsch drei oder vier Zoll – also etwa sieben bzw. zehn Zentimeter – breiter als die Originalen. Mittels der Aufnahmen sind die Dämpfer quer verstellbar. Der besondere Clou dabei: Die oberen Querlenker sind zweiteilig und leicht gebogen. An jedem Ende befindet sich ein Gewinde. Mittels der vorderen Strebe verstellt man den Sturz der Vorderräder. Noch wichtiger – vor allem für den Geradeauslauf – ist der Nachlauf, der mittels der hinteren Strebe sehr einfach und ohne Spezialwerkzeug verstellt werden kann. Präzise und direkt reagiert das Quad auf Lenkbefehle, vermittelt ein sicheres Gefühl. Auf einen Lenkungsdämpfer kann die EXEET völlig verzichten. „Ohnehin überflüssig, wenn man Fahrwerke exakt entwickelt und einstellt“, ist sich Sebastian Jornitz sicher. Die Testfahrt gibt ihm Recht.

Unterwegs mit tausend Kubik

Ausgewogen: Die Sitzposition erlaubt lange Touren.

Kernig zerrt der Vierzylinder das Quad aus den Socken. Wie auf Schienen liegt es satt auf dem Asphalt und steuert sich präzise auch um engste Kehren. Einen hohen Anteil an diesem ausgezeichneten Fahrgefühl hat der Motor, welcher sich vor der Organverpflanzung in einer Yamaha FZS 1000 „Fazer“ befand. 143 PS bei 11.000 Touren und 106 Newtonmeter bei 7.200 Umdrehungen sind die Rahmendaten des Vierzylinders. Wünschten sich die Fahrer des Zweirades hier und da mehr Druck von unten, kann das Quad mit den breiten Schlappen und der starren Hinterachse etwas mehr Pferdestärken in Vortrieb umsetzen. Tadellose Gasannahme und Kaltstartverhalten sind selbstverständlich. Obwohl es sich beim Antriebsaggregat noch um ein Vergasermodell handelt. Sebastian erklärt, warum er nicht auf einen moderneren Motor – etwa aus der Yamaha R1 mit Einspritzanlage – zurückgriff: „Letztlich muss alles passen oder passend gemacht werden. ‚Ältere‘ Motoren haben eine flachere Ölwanne und der Luftfilterkasten des Motorrads kann übernommen werden, was das Zusammenspiel der Motorbaugruppen nicht beeinträchtigt und so die Leistung vom Zwei- ins Vierrad „hinüberrettet“. Die Leistungsentfaltung ist für den Fahrer ebenfalls kontrollierbarer mit dem Vergaser.“

Verlass‘ Dich drauf!

Letztlich ist die Anschaffung des Vierzylinders auch günstiger. Fazer findet man schnell auf dem Gebrauchtmarkt. Inspektion gemacht und frisch eingestellt, sind lange Quad-Freuden möglich. Darauf gibt Jornitz sogar Garantie. Gas aufdrehen, schnell durch die Gänge wechseln. So bedient, stellt sich der Schub des dicken Vierzylinders ein. Es zieht ordentlich an den Armen und der Motor gibt lautstark Lebenszeichen von sich. Jedenfalls macht das Triebwerk die Tausender tourentauglich. „Genau das will ich“, ergänzt Wolfgang Zeyen sein Ansinnen, „auf eigener Achse zu Treffen und durch die heimatliche Eifel brausen.“ Man ist mit dieser Maschine aber recht schnell im erhöhten Geschwindigkeitsbereich und damit in den Flensburger Punkterängen. Doch bummeln im mittleren Drehzahlbereich mag sie auch. Für Wolfgang wurde eine bequeme Sitzposition entwickelt, mit der er auch in der Lage ist, mehrere Stunden durch die Landschaft zu cruisen, die Maschine jedoch exakt kontrollieren kann, wenn Körpereinsatz gefragt ist. Zum gelungenen Finish gehören größere Bremsscheiben von EXEET entwickelt, die mit den Zangen der Raptor bestens harmonieren und die Maschine auf den Punkt stoppen.

Macht ordentlich Druck: Gibt man der Exeet die Sporen, geht’s ab!

Fragt man Wolfgang nach seiner Meinung, kommt wie aus der Pistole geschossen „alles total geil!“ zurück. So spricht jemand, der sich einen Traum erfüllt hat. Wenn diese Aussage aber auch noch technisch einwandfrei und mit soliden Fahrleistungen belegt sowie von der Zulassungsbehörde bestätigt werden kann, ist man in den höchsten Sphären des Quadbaus. Sicher hat die Individualität ihren Preis, aber im Falle der EXEET auch Beständigkeit. „Für mich ist das Quad eine echte Wertanlage, weil die Qualität einfach stimmt und alles haltbar gemacht wurde.“ Dem stimmen wir voll zu. Ist ja auch viel schöner, als eine Aktie oder ein Wertpapier.

Kurvenräuber: Aus dem Offroader ist ein optimales Straßenfahrzeug geworden.

Text und Fotos: Ralf Wilke

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