Da steckt mehr drin

Written by on 22. Oktober 2018 in Allgemein, Arctic Cat, Test + Technik, Zubehör

Tuning ist ein Thema in der Szene. Neben optischen Verbesserungen steht die Anpassung auf den persönlichen Einsatz im Fokus. Touren fahren im Gelände, auch wenn’s haarig wird war Vorgabe für die Alterra „Big Air Max“.

Fahrzeuge im Serienzustand sind meistens ein Kompromiss in vielen Bereichen. So soll beispielsweise das ATV von der Stange einen möglichst breiten Einsatzbereich abdecken. Egal ob der Kunde dick oder dünn, leicht oder schwer ist, ob er sich gerne auch in das schwierigste Gelände wagt oder ihm moderate Touren völlig genügen. Komfort oder Hardcore, Hobby-, Alltags- oder Arbeitseinsatz – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. All das sollte ein Fahrwerk abdecken und das Drehzahlband des Motors ebenso. Sitzposition und Ergonomie muss passen. Ein Spagat, der kaum zu schaffen ist. Daher ist es immer wieder erstaunlich, welche Lösungen uns die Hersteller präsentieren. In der Regel sind die meisten Leute nach einer guten Beratung im Besitz eines passenden Fahrzeugs.

Geht auch: Straßen- und Alltagseinsatz sind unverändert möglich.

So gibt es ja auch grundsätzlich an der Alterra TRV 1000 XT von Arctic Cat nicht viel zu meckern. Angefangen bei der Sitzposition, die optimiert wurde gegenüber den Vorgängern. Der Fahrer sitzt aufrechter, der verstellbare Lenker wurde mehr in seine Richtung geneigt, was tatsächlich ein ermüdungsfreies Fahren und ein angenehmes Fahrgefühl ermöglicht. Da mit rein spielt die Tatsache, dass Arctic Cat den Masseschwerpunkt tiefergelegt hat, um auch dadurch das Lenkverhalten zu verbessern. Man hat das Gefühl, in und nicht auf dem Fahrzeug zu sitzen. Man nennt dies integriertes Fahrgefühl. Die Bodenfreiheit und der Federweg der Aufhängung sind überzeugend. Doppelte A-Arme vermeiden Auslenkungen in Kurvenfahrten. Die Lenkung zeichnet sich durch ein gutes Ansprechverhalten aus. Der hintere Querstabilisator und die weichere Federkonstante sorgen für eine sanftere Fahrt. Alles in allem spricht das für die Alterra als Touren-ATV.

Abgerundet wird diese Konzeption von dem bequemen Sitzplatz für einen Passagier und die Speed-Rack genannten Gepäckträger. Sie sind nicht nur rutschfest designed, sondern nehmen auch den speziellen Zubehör gut auf, der nur fest geklickt werden muss. Übrigens kann das Sitzmöbel für den Sozius schnell entfernt und durch weiteres Zubehör ersetzt werden, beispielsweise durch eine Box. LED-Beleuchtung, Heckstaufach und ein gut ablesbares Cockpit passen ebenfalls ins Bild eines Tourers. Zum Motor mit 951 ccm ist zu sagen, dass er kräftig zu Werke geht, wie es sich für einen V-2-Zylinder dieser Größenordnung gehört. Insbesondere sein Drehmoment gehört erwähnt, weil es wirklich außerordentlich kräftig erscheint. Die Katze besitzt ordentlich Dampf aus dem Keller und marschiert vom Stand weg vehement voran.

Gutes verbessern

Der kann auch anders: Wenn es sein muss, entfaltet der Motor eine brachiale Kraft. Auch aus dem Keller.

Warum also Hand anlegen, wenn die Maschine von Hause aus schon viele Bereiche abdeckt? Darauf weiß „Big Air Max“ Marco Steines aus Monschau eine Antwort. Seine Kundschaft stammt größtenteils aus dem deutsch-belgischen Grenzgebiet, wo die Wälder und auch die Flächen wegen des nahegelegenen Hochmoores auch mal sehr aufgeweicht sein können. Viele kaufen sich ein ATV auch zum Arbeiten und zur Freizeitgestaltung. „Uns ging es in erster Linie darum, die Geländetauglichkeit der Alterra noch zu steigern“, sagt Marco und stellt uns sein Projekt vor. Der auch in der Szene sehr engagierte Händler legte Wert darauf, die Einsatzfähigkeit zu verbessern, ohne dass der Käufer in überflüssige Maßnahmen investieren muss. Denn ein Liter Hubraum in der Konfiguration einer Tausender Katze dürfte für die meisten Menschen genügend Kraftreserven bereit halten. Selbst bei sportlicher Fahrweise oder im schweren Geläuf. Motor-Tuning stand also nicht im Lastenheft. Wohl aber tuningtypisch neben den Verbesserungen auch die Optik.

Es wird haarig: Macht nix! Wir haben mehr Bodenfreiheit!

Fünf Zentimeter mehr Bodenfreiheit gewann das Werkstatt-Team mit veränderten Federn am Fahrwerk. Eine breitere Aufstandsfläche und damit auch Stabilität bringen die ITP-Felgen. Acht Zentimeter gegenüber dem Serienzustand sind schon beachtlich. Mit dazu bei – und auch zur Optik – tragen die dicken Pellen von Innova. Mud Gear lässt schon von der Bezeichnung her Rückschlüsse auf den Einsatzbereich zu. Die originalen Front- und Heckbumper wurden jeweils grün lackiert. Das aus optischen Gründen, die Montage selbiger an sich natürlich zum Schutz des ATVs vor den Angriffen der Natur in Form von Gewächsen. Die Handschützer wurden aus dem selben Grund mit Alu-Rahmen versehen, um die Hände und die Armaturen wirkungsvoll zu schützen. Für die gefrästen Spiegel ließ man Aluminium-Kappen herstellen. Sieht gut aus und ist robust. LED-Zusatzbeleuchtung sorgt für eine sichere Fahrt, wenn es mal spät geworden ist. Sie leuchten den dunkelsten Waldweg taghell aus. Schließlich kann der Kunde sich noch die Folierung aufbringen lassen, die Big Air Max exklusiv für seine Katzen entworfen hat und anfertigen lässt. Verschiedene Designs stehen zur Auswahl. Sie schützen zugleich die Plastikteile.

Im Einsatz

Wir kommen ohne Umschweife zur Sache. Von Anfang an bewegen wir die Alterra nur im schweren Geläuf. Denn an den Fahrleistungen einer serienmäßigen Version wollen wir sie erst gar nicht messen. Wir dürfen auch davon ausgehen, dass unsere Leserschaft über die Eigenschaften eines guten ATVs informiert ist. Es geht also tatsächlich um die Veränderungen. Also los, über den völlig vermatschten Feldweg Richtung Holzplatz, mitten im Wald. Das Fahrzeug hält uns lange sauber, da die Dreckspritzer nur schwer die Bekleidung erreichen. Die Reifen krallen sich in den Untergrund und setzen die Kraft des Zweizylinders in Vortrieb um. Auch dort, wo die Pfützen bereits zu Laachen ausgeufert sind.

Im Element: Die aufgeweichten Wege stellen keine Herausforderung dar.

Jetzt wird es haarig. Auf dem Weg ins Waldgebiet haben die Holzrückefahrzeuge der Forstverwaltung ganze Arbeit geleistet. Die Wege sind kaum noch als solche zu erkennen, tiefe Furchen deuten darauf hin, wo das schwere Gerät geackert hat. Die Katze schlingert im weichen Boden, bis die Reifen Grip finden. Ab dann geht es voran und wir ziehen mit dem ATV unbeirrt weiter. In einem Rodungsgebiet hilft die gestiegene Bodenfreiheit über die Stumpen der gefällten Bäume und dickes Wurzelwerk hinweg. Die Arbeiter haben auch den einen oder anderen Stamm noch liegen lassen, der den Weg – nein besser die Furche – blockiert. Allrad rein, Unterstezung und Du hast einen Bulldozer in Form der Alterra unter dem Hintern. Es ist schon erstaunlich und macht Spaß, zu erleben was ein gut abgestimmter Motor und funktionierendes Fahrwerk zu leisten imstande sind. Letzteres spricht deutlich auf den Untergrund an und gleicht auch grobe Attaken aus. Die Serie ist deutlich härter und wäre in der beschriebenen Sitaution deutlich unkomfortabler und schwerer manövrierbar.

Gewonnen

Der Einfachheit halber: Touren werden zum absoluten Erlebnis. Egal wo – die Möglichkeiten sind erweitert.

Durch die Maßnahmen hat die Katze im Gelände deutlich an Leistungsfähigkeit gewonnen, ohne dass die Umbauten übertrieben wirken. Es ist auch weit entfernt von den gepimpten Fahrzeugen, die in der Szene bisweilen auftauchen. Der Reiz liegt im dezenten Finish und im Detail. Und man muss nicht gleich ein Vermögen investieren, um bei Big Air Max mehr ATV als üblich zu bekommen. Letztlich ist sie ein klares Bekenntnis zum Offroad-Fahren mit einem passenden Understatement.
Alles das, was man von seinem ATV normalerweise erwartet, bleibt der Big Air Max Edition komplett erhalten. Die Touren- und Alltagstauglichkeit und die solide Leistung des Motors. Lediglich die coolen Pellen sind für den Asphalt dann doch etwas zu schade. Und so lockt die „getunte“ Katze ständig ins Gelände.
www.bigairmax.com

Text und Fotos: Ralf Wilke

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