Klassik-Test: Crazy Vehicle

Written by on 5. Dezember 2017 in Allgemein, Test + Technik

„Wo soll das noch hinführen? Was hat das denn nun mit einem Quad zu tun?“ Solche und andere Fragen haben sich bei uns in der Redaktion gestellt, als wir die ersten Bilder von diesem Crazy Vehicle gesehen haben.

Quo vadis, Quad?

Aber wir sind ja offen für alles und haben uns dann dazu entschlossen dieses Ding doch mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Hinweis: Der Beitrag wurde erstmals in der Quadwelt 2003 veröffentlicht. Die technischen Angaben entsprechen den damaligen Verhältnissen. Manche Aussagen im Text spiegeln nicht den aktuellen Geschmack des Autors wieder 😉

Das „Crazy Vehicle“ ist schon ein absoluter Hingucker, und hat einen sehr hohen Funfaktor. Für Menschen mit einem gesunden Geltungsbedürfnis ist es jedenfalls ein Hochgenuss mit dem Buggy durch die Stadt zu düsen. Ja genau, durch die Stadt, das Teil hat nämlich eine Straßenzulassung.

Werfen wir aber erst mal einen Blick auf die Technik. Eingefleischte Quadfreaks werden wohl kaum einen Vergleich mit einem Quad zulassen. Eigentlich hat der Buggy auch nur mit dem Motor, Antrieb und der starren Hinterachse einige  Gemeinsamkeiten mit einem handelsüblichen Quad. Aber sehen wir die Sache mal nicht zu eng.

Der Rahmen besteht aus zusammengeschweißten Stahlrohren, wobei die Hinterachse über eine Schwinge und zwei Federbeine entkoppelt ist. Die gesamte Konstruktion erinnert eher an ein Kart, nur das hier zusätzlich großzügig dimensionierte Überrollbügel montiert sind. Keine Sitzbank, sondern ein sehr gemütlicher Sportschalensitz nimmt den Fahrer auf. Hosenträgergurte sorgen für den sicheren Halt und in Verbindung mit den Überrollbügeln kann man auch guten Gewissens auf einen Helm verzichten. Für flotte Fahrten empfehlen wir aber mindestens eine gut anliegende Schutzbrille, Mücken und Käfer können auch bei einem Buggy für schmerzliche Erfahrungen im Augenbereich sorgen. Allerdings lässt sich auch sehr einfach eine Art Schutzscheibe anbringen, vielleicht eine kleine Anregung an den Konstrukteur diese als sinnvolles Zubehör anzubieten?

Gesteuert wird mit einem kleinen Sportlenkrad. Auf der Nabe sind auch alle wichtigen Schalter wie Blinker und Licht, sowie der Tachometer angeordnet. Ist etwas gewöhnungsbedürftig, die Bedienung funktioniert aber dann sehr gut. Gas und Bremse werden über autoähnliche Pedale betätigt. Überhaupt, die gesamte Sitzposition lässt einen Hauch von Formel 1 Feeling aufkommen. Es fehlen nur noch die Schaltwippen am Lenkrad. Aber die sind in diesem Fall auch überflüssig, der Buggy wird nämlich nicht geschaltet, der Motor, der aus einem Piaggio Roller implantiert wurde, verfügt über ein Automatikgetriebe. Angetrieben von 125 ccm und rund 5,7 kW entwickelt der Buggy recht ordentlichen Vortrieb. Für einen Ampelsprint reicht es jedenfalls immer. Im letzten Drittel des Drehzahlbandes geht es dagegen nur noch mühsam aufwärts. Trotzdem wird bei Vollgas eine respektable Geschwindigkeit von fast 70 km/h erreicht.  In den Papieren steht 60 km/h als V-Max, womit die Autobahnfahrt unmöglich wird. Apropos Papiere, das Crazy Vehicle verfügt über eine EU Homologation und wird somit komplett mit Fahrzeugbrief und fertig zur Zulassung ausgeliefert. Da können sich manch große Quadhersteller ein Beispiel dran nehmen.

Ansonsten ist die Ausstattung recht spartanisch, einzig ein kleiner Gepäckträger hinten über dem Motor bietet die Möglichkeit ein paar Kleinigkeiten mitzunehmen. Der auf dem Träger platzierte Tank schränkt dies aber noch zusätzlich ein.

Die Federung wird vorn wie hinten über jeweils 2 Federbeine geregelt, wobei die vordere Radführung über quadähnliche A-Arms verfügt. Die vorderen Federbeine sind jedenfalls etwas unterdimensioniert und stoßen schnell an Ihre Grenzen. Gebremst wird die Fuhre mittels einer Scheibenbremse auf der Hinterachse. Die beiden Trommelbremsen an den vorderen Rädern dienen einzig als Feststellbremse, die mit einem handelsüblichen Handbremsgriff, der rechts am Fahrgestell montiert ist, betätigt wird.

Und wie fährt sich das Teil den nun? Wie schon gesagt, Sitzposition ist „F1 like“, der Funfaktor in jedem Fall gegeben. Die Motorleistung ist ausreichend, könnte aber etwas mehr Hubraum vertragen. Die Straßenlage ist dafür exzellent, selbst Drifts auf trockener Fahrbahn sind mit etwas Übung locker drin. Und genau das macht den Buggy eigentlich aus. Spaß, Spaß, Spaß. Und der hört auch nicht am Ende der Straße auf. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, auch mal ein paar Runden in der Kiesgrube zu drehen. Der Buggy ist zwar einem Grizzly in punkto Geländegängigkeit in keinster Weise ebenbürtig, aber leichtes bis mittelschweres Gelände ist durchaus zu bewältigen. Die etwas geringe Bodenfreiheit und der große Radstand bremsen den begeisterten Fahrer aber auch automatisch ein. Wenn man erstmal mit der Bodenplatte aufgesetzt hat, ist Ende mit Vorwärts. Dann hilft nur noch aussteigen und schieben. Bei einem Gewicht von 161 kg aber auch kein wirkliches Problem. Ein Rückwärtsgang ist an unserem Testmodell noch nicht verbaut, wird aber nach Aussage des Importeurs in den ersten Serienfahrzeugen als Serienteil beinhaltet sein.

Unser Fazit:

Der Buggy ist kein wirkliches Quad, schon gar kein ATV. Allerdings als, sozusagen Zweitquad, oder für den der schon alles hat, eine tolle Alternative. Der artgerechte Lebensraum des Crazy Vehicle ist der Großstadtdschungel, hier schwimmt es am ehesten mit dem Verkehrsstrom und lässt sich auch schon mal sehr Platz sparend einparken. Der Motor ist robust und hat seine Qualitäten in tausenden Piaggio Rollern schon bewiesen. Aufmerksamkeit ist jedenfalls garantiert und Spaß ist als einzige Auflage im Fahrzeugschein eingetragen.

Technische Daten

Motortyp:                   1 Zylinder, 4-Takt luftgekühlt

Getriebe:                   CVT stufenlos & Rückwärtsgang

Leistung:                   5,67 kW *

Hubraum:                 124 ccm

Zündung:                 CDI Transistorzündung

Starter:                       Elektro- und Kickstarter

Bremsen:                  vorn 2 Trommel, hinten 1 Scheibe

Reifen:                      vorn 16×8-7, hinten 18×9,5-8

L/B/H:                        2120 / 1110 / 1380 mm *

Radstand:                 1146 mm *

Bodenfreiheit:          128 mm *

Tankinhalt:               4,5 Liter *

Gewicht:                    161 kg *

* = Herstellerangabe

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