Klassik-Test: Yamaha Tri-Z 250

Written by on 18. Oktober 2015 in Allgemein, Test + Technik, Yamaha

Wer erinnert sich nicht an die Jugendzeiten zurück, in denen man sich noch was beweisen musste, einfach alles ausprobieren wollte und dabei niemals eine Spur von Furcht zeigte. Die Yamaha Tri-Z war da genau das richtige Werkzeug.

(D)reifeprüfung

Wer erinnert sich nicht an die Jugendzeiten zurück, in denen man sich noch was beweisen musste, einfach alles ausprobieren wollte und dabei niemals eine Spur von Furcht zeigte. Genau solche Gedanken befallen einen beim Anblick dieses Vehikels, dem Urahn aller Quads, der Yamaha YTZ 250 N, oder besser bekannt als Tri-Z. Wir haben allen Mut zusammengenommen und das Monster geritten.

Yamaha_TriZ01

Reifenwechsel mit Links. Geht auch mit Rechts.

Technik veraltet?

Anfang der 80er Jahre produzierte Yamaha die ersten Dreirädrigen Geländefahrzeuge. Unser bestens erhaltenes Testmodell ist 1984 entstanden und wird von einem Flüssiggekühltem Einzylinder Zweitaktmotor mit 246 ccm befeuert. Angelassen wird Zweitaktklassisch über einen Kickstarter. Der Vorderbau ist bis zur Tankattrappe zweiradtypisch und verfügt über eine Gabel mit zwei Federbeinen, eine Scheibenbremse und über einen gelagerten Lenkkopf. Der Benzintank wurde unter die Sitzbank verbannt und macht an der vermuteten Stelle dem Luftfilter platz. Ab diesem Bauteil findet man dann alles wie gewohnt von einem richtigen Quad. Doppelschleifenrahmen und Schwinge mit Radachse, die die beiden gewaltigen Ballonreifen führt. Als Antrieb dient ein manuell geschaltetes Fünfganggetriebe, das die Kraft über eine Kette an die Hinterachse weitergibt. Auch hinten werkelt eine Scheibenbremse.

Yamaha_TriZ08

Martialische Optik, gepaart mit Leistung satt, die Tri-Z 250.

Das hintere Federbein verfügt neben einer Möglichkeit für die Einstellung der Vorspannung auch über eine einstellbare Kompression. Gewaltige Federwege von 220 mm hinten, bzw. 230 mm an der Gabel versprechen komfortables Fahren im Gelände. Angaben zur Leistung des Motors waren nicht zu bekommen, gefühlsmäßig sollten es aber schon gut 40 Pferde sein, die da galoppieren. Bei einem Gewicht von 143 kg voll getankt reicht das jedenfalls, um einem den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Besitzer einer Yamaha Banshee können in etwa erahnen, was damit gemeint ist. Angesichts des Alters unseres Testfahrzeugs kann man von einer wirklich guten Verarbeitungsqualität sprechen. Viele der heutigen Anbieter von Quads nutzen jedenfalls noch immer das gleiche Bauprinzip. Alt, aber nicht altmodisch also, diese Tri-Z.

Yamaha_TriZ05

Kein anderes ATV ist so reifenschonend zu fahren.

Tracktest

Den Chokehebel ziehen und ein einziger Tritt auf den nach vorn wirkenden Kickstarter erweckt den Zweitakter zum Leben. Die rund 20 Lenze merkt man dem Dreirad wirklich nicht an, wie ein junger Löwe schreit die Yamaha Ihre Lebenslust heraus. Typisch für eine Zweitaktmotor verlangt die Tri-Z nach reichlich Drehzahl. Was dann ab halb geöffneter Gasstellung abgeht, ist unglaublich. Bei jedem Schaltvorgang hebt das Vorderrad vom Boden ab. Erste Fahrversuche auf trockenem Asphalt flößen mächtigen Respekt ein. „Unfahrbar“, ist die erste Reaktion. Bei der kleinsten Lenkbewegung hebt eines der hinteren Räder ab und lässt die Fahrt zu einem Eiertanz werden. Hier ist voller Körpereinsatz und ein gutes Gleichgewichtsgefühl gefragt. Schon im Stand lässt sich mit Verlagerung des Gewichtes ein Kippen erzwingen.

Also besser auf den Acker. Und tatsächlich, hier fühlt sich das alles schon viel besser an. Eine klare Kippneigung ist zwar immer noch spürbar, lässt sich auf dem lockeren Untergrund aber besser einschätzen. Auch kleinere Drifts sind dann drin. Das abhebende Vorderrad macht aber auch hier eine Richtungskorrektur zum Glücksspiel. Die Bremsen funktionieren hingegen ausgesprochen gut. Wer schon mal versucht hat ein Motorrad auf einer nassen Wiese abzubremsen, wird das Phänomen des schlackernden Vorderrades kennen. Bei der Tri-Z ist kein Anzeichen von Unruhe beim Bremsen zu erkennen. Wahrscheinlich ist die Aufstandsfläche des vorderen Ballonreifens groß genug.

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Die Lampe könnte von einem 40 Tonner LKW stammen.

Fazit

Mit etwas Geduld findet man schon mal ein paar Filmclips aus den USA im Internet, auf denen die ganz besonderen Fahreigenschaften dieser Dreiräder von Ihren Besitzern vorgeführt werden. Nicht immer, aber eben sehr oft, sieht man dort auch die kapitalen Überschläge, wenn man es etwas zu forsch angehen lässt. Spektakulär eben. Aus der Sicht eines Sicherheitsbewussten Menschen ist es wahrscheinlich gut, das diese Fahrzeuge nicht mehr gebaut und verkauft werden.

Die wenigen Besitzer in Deutschland werden allerdings froh sein, ein solches Unikum Ihr Eigen zu nennen. Man muss es ja nicht fahren, aber die Gewissheit, das man es könnte, kann ja auch glücklich machen. Man kann nur hoffen, das die Inhaber einer Straßenzulassung (ja, auch das gibt es) immer voll konzentriert am Straßenverkehr teilnehmen. Wer sich den besonderen Eigenschaften der Tri-Z immer bewusst ist, der hat wahrlich die Reifeprüfung geschafft.

technische_daten_triz

Text: Frank Meyer, Fotos: Birgit Meyer

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