Geht doch!
Do you go with GOES – fragt der Hersteller in seiner aktuellen Werbekampagne. Spätestens seit der Intermot wissen wir: Ja, da geht was! Zeit, das Top-ATV-Modell mit Einspritzer zu fahren, den GOES 625i.
Kopieren, Nachmachen, Imitieren. Das war bis vor kurzem die Paradedisziplin chinesischer Entwicklungsabteilungen. Die Quads und ATVs der zahllosen Hersteller mit kurios klingenden Namen ähnelten stets großen Vorbildern aus Japan oder Amerika, ohne deren Qualitätsanspruch auch nur annähernd umsetzen zu können.
Es wurde jedoch umgedacht. Der Markt verlangt nach einem ordentlichen Preis- Leistungsverhältnis, akzeptiert aber keinen „Müll“. Und so neigen sich die Zeiten, wo Internet-Händler mit Billig-Quads die Kundschaft über den Tisch ziehen konnten dem Ende. Der Zusammenarbeit von seriösen Importeuren und einigen Herstellern in Fernost ist es zu verdanken, dass jetzt vernünftige Fahrzeuge mit guter Ausstattung zu attraktiven Preisen erhältlich sind. Das ist auch bei GOES der Fall.
Ordentliche Ausstattung, solide Verarbeitung und nicht zuletzt ein modernes Design rücken die ATVs weg vom biederen Image der einstigen Atlas-Fahrzeuge von Hersteller CF-Moto. Die Modellpflege und Qualitätskontrolle des neuen Importeurs JetsMarivent trägt Früchte. Auf dem wichtigsten Markt Europas – in Frankreich – gelangte man mit dem Konzept unter die ersten Zehn.
„JetsMarivent ist seit Oktober 2010 die offizielle Vertretung für GOES in Deutschland“, informiert Sven Lietzow, der Geschäftsführer. An seiner alten Wirkungsstätte im bergischen Burscheid betreut der ATV-Experte nun den Aufbau eines selektierten Händlernetzwerks. Ziel sei es, die Fahrzeuge zu fairen Preisen anzubieten und den Markt für mehr Freizeitsportler zu öffnen. „Wir bieten ATV- und SSV-Kunden ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis“, so Lietzow im Gespräch mit der Quadwelt.
Das Modell
Die 625er ist das Flaggschiff der GOES-Flotte und stellt ein bulliges, großes Fahrzeug dar. Optisch etwas an Yamaha‘s Grizzly erinnernd, trägt das ATV dennoch die Handschrift eines europäischen Designers, den die französische Zentrale mit dem Facelift betraute. Dabei fällt in der Tat die Ausstattung ins Auge. Da ist die Seilwinde, die Leichtmetallfelgen mit üppiger Bereifung. Weiter finden wir eine bequeme, tourentaugliche Sitzbank, die bereits in der getesteten Version gut für 2 Personen geeignet ist. Wer mehr davon braucht, dem sei die längere MAX empfohlen, einem echten Zweisitzer. 594 Kubik stellt der Einzylinder
mit Einspritzsystem und Lambdasonde zur Verfügung. Dieser Eintopf leistet 35 PS bei 6.000 U/min. Per E-Starter oder Seilzug lässt sich das Triebwerk zur Arbeitsaufnahme animieren. Das CVT-Getriebe bietet Neutral, High- und Low, sowie Rückwärtsgang. Der Hebel der Feststellbremse blockiert in Parkposition das Daumengas. Pfiffig.
Die effektive Bremse lösen und ab geht’s. Von unten heraus okay und gut dosierbar nimmt der Motor zügig Betrieb auf. Das Gewicht von rund 310 Kilo macht das Fahrzeug nicht zum Sprinter. Bis etwa 50 km/h geht es recht rasch, darüber hinaus ist die Leistungsentfaltung eher mittelmäßig. Was nicht heißt, wir hocken auf einer lahmen Ente. Die serienmäßigen Stabis sorgen für eine gute Straßenlage bis zum Endtempo von gut 95 km/h.
Wir wollen aber zunächst dem IRS-Fahrwerk mit den Gasdruckstoßdämpfern im Gelände auf den Zahn fühlen. Denn, die Optik lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sich der Freizeitfahrer hier tummeln soll. Das Handling ist OK, lediglich der Lenkeinschlag ist aufgrund des vergleichsweise langen Radstandes zu gering. Ganz enge Ecken muss man schon mit Bedacht anfahren. Dafür fasst man Vertrauen in das Fahrwerk, das sich auch in Kurven neutral verhält. Auf Wald- und Schotterwegen oder auch in unwegsamen bis extremen Gelände stellt sich das ATV im Allradantrieb als sehr einsatzfähig heraus. Das vordere, sperrbare Differenzial hilft in schwierigen Situationen. Bergauf zieht der Einzylinder ordentlich durch, stellt bergab eine mittlere Motorbremskraft bereit. Apropos Bremsen, die vorderen und die hintere Scheibe lassen sich zwar getrennt per Handhebel betätigen, die Bremswirkung ist gut. In welligen Passagen und im sandigen Terrain wirkt der GOES wenig nervös. Nur die erwähnten Stabis stören etwas die Verwindungsfähigkeit.
Geländetauglicher ist da schon die durchgehende Bodenfreiheit von 27 Zentimetern und der komplette Unterfahrschutz. 18 Liter im Tank sorgen für einen guten Aktionsradius für On-, Offroad oder gemixte Touren. Die Dämpfer sind eher straff abgestimmt und sorgen für ruhiges, beherrschbares Fahrverhalten. Übrigens lassen sich Papiere, Handy usw. im abschließbaren, dichten Staufach transportieren.
Unsere Redakteurs-Kollegen aus Frankreich hatten Gelegenheit, den 625er in der Wüstenregion nahe Mao Xhian zu fahren. In den Sanddünen der Wüste Gobi bewährte sich das ATV ohne Murren. Im losen Untergrund mussten die Fahrer lediglich den Motor auf Zug halten. Während im Tiefsand der Allrad am besten stets eingeschaltet sein sollte, meistert das ATV heimische Gefilde bereits mit Heckantrieb. Hierzulande helfen die CST Abuzz Reifen, dem bekannten „Cheng Shin Rubber“ nicht unähnlich, voran. Weichem Untergrund und steilen Auffahrten begegnen die mit ordentlich Biss. Schließlich hält das ATV im 4×4-Modus kaum ein Hindernis auf. Mit Untersetzung und Seilwinde ist man ohnehin serienmäßig gut gerüstet.
Kiesgrube, Waldwege, Unterholz. Wir waren überall unterwegs, wo sich der typische ATVler auch hin bewegt. In fast allen Bereichen überzeugte der GOES. Im Vergleich sicher nicht überall top, aber immer sehr zufriedenstellend.
Gut informiert wird man unterwegs vom gut ablesbaren Digitaltacho. Der gibt neben der Geschwindigkeit auch die aktuelle Drehzahl, die Motortemperatur und den Tankfüllstand preis. Ebenso ob der Allradantrieb eingeschaltet ist und wie weit das ATV insgesamt bereits gefahren ist. Nicht aber die Tageskilometer.
Zu guter Letzt
Der GOES 625i ist empfehlenswert. Im Freizeitbetrieb lässt das große ATV kaum Wünsche offen und verwöhnt mit einem bemerkenswerten Gesamtpaket. Nicht zuletzt ist das Triebwerk auf hohem technischem Niveau. Übrigens stammt die Einspritzanlage von Bosch. Wer einen robusten Arbeitsesel sucht, der ist mit der 625er ebenfalls gut bedient. Die serienmäßige Version ist gut ausgestattet und bietet viel ATV für’s Geld. So ist der GOES sicher auch ein guter Forstarbeiter, williger Lastenträger, der zuverlässig und störungsfrei seinen Dienst verrichtet. Das müssen wir jedoch bei Gelegenheit noch näher untersuchen. Auf Tour kommt wiederum der vergleichsweise niedrige Schwerpunkt positiv zum Ausdruck. Für 7.299 Euro steht ein vielseitiges Fahrzeug beim Händler, das auch näherer Betrachtung standhält. Wie erwähnt erinnert nichts an das Herkunftsland China und die Horror-Kisten, welche uns von dort schon erreichten. Der große GOES – mit dem geht tatsächlich was!
Text: Ralf Wilke
Fotos: Ralf Wilke, Serge Potier
Der Vollständigkeit halber… den GOES 625i gibt es auch als vollwertigen Zweisitzer.
TECHNISCHE DATEN
Motor
Typ: Einzylinder 4-Takt
Kühlung: Flüssigkühlung
Hubraum: 594 ccm
Leistung: 26 kW / 35 PS
Kraftstoff-
Versorgung: EFI
Startsystem: Elektrisch und Seilzug
Getriebe
Typ: CVT-Getriebe
Anzahl Gänge: P / L / H / N / R (+ Diff.-Sperre)
Antrieb: Kardan
Fahrwerk
Radaufhängung vorne: Doppelte A-Arms
Radaufhängung hinten: Einzelradaufhängung
Reifen vorne. 25 x 8-12
Reifen hinten: 25 x 10-12
Bremsen vorne. 2 hydraulische Scheiben
Bremsen hinten: 1 hydraulische Scheibe
Fahrzeuglänge 2120 mm
Fahrzeugbreite 1170 mm
Fahrzeughöhe 1230 mm
Radstand 1290 mm
Sitzhöhe 920 mm
Bodenfreiheit 275 mm
Wendekreis 6 m
Zuladung hinten 70 kg
Zuladung vorne 35 kg
Gewicht (trocken) 310 kg
Tankinhalt 18 Liter
Sonstiges
Farbe Weiß, Schwarz
Garantie 2 Jahre
Preis 7.299 Euro
Bezugsquelle JETS MARIVENT e.K.
Industriestr. 42
51399 Burscheid
Tel. +49(0)2174/8919500
Plus
Komfort, Ausstattung, Preis-/ Leistung
Minus
Motorleistung, Wendigkeit, Lenkeinschlag