Kymco Maxxer 450i

Written by on 7. Juni 2014 in Kymco, Test + Technik

Sportlich auf Touren

Quads mit ATV-Genen liegen im Trend. Sportliche Optik gepaart mit Geländetauglichkeit und Alltagsqualitäten. Also ähnlich der SUV – Sport- and Utility Vehicle, wie sie auch im Automobilbereich schon seit einigen Jahren angesagt sind. Ist der Maxxer 450i von Kymco demnach ein typischer Vertreter dieser Kategorie? Wir gingen der Frage nach.

Nutzen mit Spaß zu verbinden ist eine Philosophie, die heute viele Fahrzeuge gemeinsam haben. Das ist der Grund, warum SUV boomen. Kritiker sagen jedoch „weder Fisch noch Fleisch“. Dem Off-Road-Fan reicht oft die Geländegängikeit nicht, der sportliche Strassenfahrer braucht sie gar nicht, sondern eher ein straffes Fahrwerk. Dennoch erfreuen sich diese „Zwitter“ größter Beliebtheit. Der Quad – und ATV-Markt kennt sie schon länger als die Autobranche. Dereinst bediente Polaris seine Kundschaft mit dem Scrambler und Yamaha hielt mit dem Wolverine dagegen. Spätestens seit Erscheinen von Can Ams Renegade ist die Aufmerksamkeit für diese Kategorie deutlich gestiegen. Kaum ein Hersteller, der nicht ein Quad mit ATV-Genen im Angebot hätte.

Zwischen zwei Welten

Natürlich bietet auch Kymco ein solches Quad an. Komplikationslose Bedienung, leichtgängige Automatik, Allrad Untersetzung und eine Einzelradaufhängung sprechen beim 450er Maxxer erst mal für Geländegängigkeit und stammen aus den ATV-Modellen MXU. Die sportliche Optik und der peppige Antrieb sind jedoch eher Quad-Attribute. Letztere Eigenschaft verdankt das als LoF erhältliche Fahrzeug dem Einzylinder mit Einspritzsystem. Dank diesem tritt der größte aller Maxxer kräftig an. Das Gas spricht gut an und lässt sich sehr gut dosieren. In Punkto Endgeschwindigkeit ist die Kymco nicht allzu stark auf der Brust. Mit 85 km/h hört auf der Straße der Spaß schnell auf. Gefühlt zu früh riegelt ein Drehzahlbegrenzer den Vortrieb ab. Im Gelände macht sich der Durchzug positiv bemerkbar. man wünscht sich sicherlich noch mal gute 10PS mehr unter die Sitzbank, würde man Enduro-Wettbewerbe bestreiten bzw. on road etwas flotter unterwegs sein wollen.

Allerdings müssen wir die Kritik insoweit einschränken, dass unser Testmodell auf Geländepellen unterwegs war. Dem Strassenfahrer empfehlen wir die optionale Ausstattung mit Strassenreifen. Dennoch bieten die getetsteten Pneus eine gelungene Mischung aus Gelände- und Strassentauglichkeit. Off Road greifen sie gut und auf der Strasse machen sie wenig Geräusche. Sie bieten zumindest bei getesteten Temperaturen über 20 Grad einen guten Grip. Das Fahrwerk ist serienmäßig etwas straffer ausgelegt, als man das von „echten“ ATVs gewohnt ist. Ein Zugeständnis an den Strassenbetrieb – SUV halt. In leichtem Geländegeht die Maschine aber – begünstigt durch das geringe Eigengewicht – gut voran. Leicht zu steuern und auch handlich „zu drücken“, wenn es mal eng wird. Jedoch muss das Fahren im Stehen beherrschen, da man im sitzen das zu harte Fahrwerk stärker zu spüren bekommt. Insgesamt gibt sich der Maxxer sehr wendig und ist super einfach durch schnelle und / oder enge Kurven zu steuern. Groß gewachsene Fahrer sollten unbedingt einen höheren Lenker montieren, da sich auf langen Fahrten schnell Ermüdungserscheinungen einstellen.

Wenn wir schon mal beim Thema Ergonomie sind: Die Hand-Bremshebel zu weit entfernt und könnten gute 2 cm dichter an den Griffen liegen, um wirklich einfach dosiertes Bremsen zu ermöglichen. Ideal wären hier sicherlich einstellbare Bremsgriffe, sodass sich jeder den Abstand der Griffe nach Bedarf einstellen kann. Bremsen mit zwei Fingern ist beim Serienabstand fast unmöglich. Dafür ist die Verzögerung der Bremsanlage absolut ausreichend, da die Motorbremse der Kymco sehr gut nutzbar ist. Man kann damit auch in Bergabpassagen bremsenschonend fahren, so dass man hier nicht unnötigen Bremsverschleiß fördert. Im Gelände lässt sich die Bremse gut dosieren. Auf der Strasse bringt man den Maxxer aus jedem Tempo zuverlässig zum Stehen.

Mit dem Maxxer auf Tour

Mit den beschriebenen Eigenschaften stellt sich der 450er als typisches SUV dar. Universell einsetzbar und auf jedem Terrain nicht schlecht. Wir tourten deshalb auf engen Landstrassen und Pässen in Südtirol, wo wir die Strassenlage und das straff ausgelegte Fahrwerk schätzten. 10 bis 15 km/h mehr am Ende hätten den vorhandenen Fahrspaß deutlich erhöht, vor allem auf Verbindungsetappen. Seine Geländtauglichkeit musste der „Zwitter“ aber auf Schotterstrassen im Piemont – Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich – unter Beweis stellen. Hier ließen sich selbst die schwierigen Passagen unserer Exkursion nur mit Hinterradantrieb bewältigen. Auf einem Gebirgskamm war mit Untersetzung begeisternd, wie der Maxxer die steile Steinpassage „hoch gesprintet“ ist. Die vergleichsweise geringe Bodenfreiheit macht sich nicht negativ bemerkbar. Insgesamt ist auch das Fahrwerk gut gegen Steinschlag und ähnliche Angriffe gewappnet mittels Protektoren. Absolut überzeugend war der Maxxer auf einer Bergabfahrt im weichen Sand. Die Kombi aus Motorbremse und Scheibenbremsen, sowie Handling vermittelten zu jeder Zeit ein sicheres Fahrgefühl. So resümieren wir, dass der Maxxer mit dem „i“ ein guter Tourer ist, der abseits von Schnellstrassen den meisten Spaß bringt. Ein absolutes „NO-GO“ ist allerdings der Verlauf des Krümmers auf der linken Seite in Höhe der Wade. Während der Fahrt spürt man den Krümmer kaum, aber sobald man langsam fahren muss oder steht wird die Krümmerwärme direkt auf die Wade abgestrahlt. Sehr unangenehm!

Potential für Verbesserungen bietet auch – angesichts des geprüften Einsatzbereichs – die Möglichkeit zum Transport von Gepäck und notwendigem Kleinkram. Kein Staufach und keine Gepäckbrücke liefert Importeur MSA aus Weiden in der Serie. Wir empfehlen Ausflüglern deshalb den „Luxus“ eines Gepäckträgers, der im Zubehör erhältlich ist. Nicht zu toppen ist allerdings die Zuverlässigkeit des Quads. Rund 1.000 Kilometer haben wir unter den genannten Bedingungen abgespult. Die Geländeetappen waren teilweise recht fordernd. Der Maxxer hat das klaglos weg gesteckt. Nacht – in Gebirgsregionen oft empfindlich kühl – im Freien verbracht? Knopfdruck – Kymco läuft! Eben noch steile Felspassage gemeistert und nach einer langen Abfahrt auf der Landstrasse auf dem Heimweg – ohne Murren! Moderater Spritverbrauch und keinen beim Öl. Beruhigend ist das und macht Lust auf mehr.

Weitere Bilder und Details auf unserer Facebook-Seite unter www.facebook.com/Quadwelt

Technische Daten:

kymco_technik

Das gesamte Fahrzeugprogramm von Kymco unter: www.kymco.de

Text und Fotos: Ralf Wilke

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