Outlaw – Gesetzloser Spaß
Der Predator hat ausgedient. Spätestens seit Polaris seinen Hang zur Gesetzlosigkeit entdeckte. Der hochgelobte Fuji-Motor befeuert neuerdings die hochwertigeren Taiwan-Quads, während die Amerikaner mit KTM aus Österreich eine fruchtbare Partnerschaft eingingen.
Fruchtbar deshalb, weil mit dem potenten Triebwerken der Sprung von der Allround- Enduro zum Topp-Renn-Quad vollzogen war. Dies kommt vor allem den Sportlern unter den Quad-Fahrern entgegen. Denn der KTM-Treibling gilt als einer der kräftigsten auf dem Markt und ist in zahlreichen MX- und Endurowettbewerben bereits bewährt. Der Hype um die KTM-Quads rückte auch die Polaris Outlaw ins Rampenlicht. Zu Recht, wie wir finden, denn in einigen Bereichen kann die neue Trail- und MX-Maschine sogar eher überzeugen, als ihr Organspender aus dem Alpenland.
Im Ganzen ist zu sagen, dass die Outlaw ein Quad für Erwachsene ist. So haben groß gewachsene Fahrer genug Platz und müssen nicht wie bei der KTM mit den Knien am Ohr durch die Landschaft fahren. Die Sitzbank ist gut gepolstert, was den Langstreckenfahrer freut wenn die Kraft nicht mehr da ist um sich ausreichend aus dem Sattel zu heben. Als Selbstschrauber muss man leider feststellen, dass das Fahrzeug zum Teil mit Zollschrauben und Muttern zusammengehalten wird, wodurch die Polaris ihre amerikanische Herkunft nicht verleugnen kann.
Fahrwerksseitig steht die „S“ mit Starrachse auf den Reifen, vorne natürlich doppelte A-Arms. An jedem Ende stehen 254mm Federweg zur Verfügung. Serienmäßig sind auf der 525er größere Reifen montiert als auf der kleineren 450er, welche die Konstrukteure vornehmlich auf der Crosspiste sehen wollen. Die höheren Pneus sind eher für Enduro-Wettbewerbe geeignet. Dennoch sind von beiden Modellen alle Teile austauschbar, so dass der große Verbrecher ruck-zuck pistentauglich umrüstbar ist. 10 Kilo leichter als ein Raptor ist der Outlaw 525. Das heißt knapp 190 Kilo Trockengewicht. Für einen Renner doch recht beträchtlich. So ist das Gewicht im Vergleich mit den anderen Sport-Quads nicht gerade optimal. Da könnten eine Schwinge aus Aluminium und ein vollwertiger Heckrahmen aus Aluminium schon etwas Abhilfe schaffen.
Fahren ohne Gesetze
Der Gewichtnachteil wird aber durch den kraftvollen KTM Motor aus jeder Lage heraus hervorragend ausgeglichen und so hat der Fahrer nur selten das Gefühl, dass er mit etwas mehr Gewicht unterwegs ist als z.B. bei der KTM. Das Fox Fahrwerk der Polaris überzeugt, trotz fehlender Einstellmöglichkeiten an den vorderen Dämpfern, in jeder Lebenslage. Lediglich der ambitionierte Rennfahrer wird an der Fahrwerksabstimmung etwas auszusetzen haben da die Maschine im Ganzen relativ weich abgestimmt ist was aber für den Sportfahrer umso besser ist. Beeindruckend ist im Vergleich zu den anderen Maschinen der Einschlagwinkel der Lenkung.
Dieser wird durch ein spezielles Lenktrapez ermöglicht, was zwar wiederum zu etwas Mehrgewicht führt, aber einen Wendekreis ermöglich der alle anderen Fahrzeuge aus dieser Klasse alt aussehen lässt. Besonders den Endurofahrer wird dieses Plus Wendigkeit freuen. Die Bremse der Outlaw packt zwar ordentlich zu, aber die Ergonomie des Bremshebels ist gewöhnungsbedürftig, wodurch im Vergleich zu den Kontrahenten mehr Handkraft nötig ist. Auch eine Einstellmöglichkeit für Menschen mit kleineren Händen sucht man vergeblich. Der Drehmoment des KTM-Motors ist enorm. Ungeübte Fahrer sind gut beraten, sich heranzutasten. Nicht wie in anderen Quad-Segmenten üblich nach dem Motto „hauptsache den meisten Hubraum“.
Im Falle des Outlaw ist wirklich Respekt angesagt. Frank Geiling treibt seine „S“ durch die Enduro-Szene. Er ist begeistert von der Kraftentfaltung der 525er: „Im Wald ist der Outlaw einfach kaum zu schlagen. Enge Kehren sind ein Genuss. Ich bereue auch nicht, dass meine nicht über IRS verfügt.“ Unser Testergebnis ist das gleiche. Hammer aus den Kehren, pfeilschnell auf der Geraden. Dem Fahrer seien jedoch ein paar zusätzliche Trainingseinheiten im Body-Building-Center empfohlen. Bisweilen strengt man seine Arme doch mächtig. Dennoch macht das breit nutzbare Drehzahlband mächtig Spaß. Bemerkenswert ist noch, dass der KTM-Motor ein echter Sportler ist, der viel Aufmerksamkeit verlangt. Wenig Öl zur Gewichtserparnis machen häufige Wechsel nötig.
Volllastfahrten zum Beispiel auf der Autobahn oder auf Tour mag er auch nicht sonderlich. Daher sei der Straßenfraktion ein anderes Fahrzeug anheim gestellt. Der ambitionierte Sportler kann serienmäßig kaum eine bessere Wahl treffen, wenn ein Kraftpaket gesucht ist. MXer sollten sich nach Fahrwerkskomponenten umschauen, Enduro-Freaks sollten auskommen.