Polaris macht Ernst: 168 PS im neuen RZR Turbo sind eine klare Ansage. Wir verglichen das Fahrzeug mit dem XP 1000. Und der hat schon satte 111 PS.
Hat man irgendwann genug Leistung? Nein. Ganz klar nein. Wenn man im RZR XP 1000 EPS sitzt, könnte man denken: „Mensch, das geht ja ab! Reicht mir.“ Und dann sitzt man im RZR XP Turbo und denkt sich „Alter, was denn das bitte? Irre. Wie konnte ich ohne leben!“ Ja, ein Leben ohne Polaris RZR Turbo ist kein Leben.
Ganz im Ernst: der Unterschied zum 1000er ist so deutlich spürbar, wie die Limette im Cubra Libre. Rum läuft mit Sicherheit nicht durch die Venen der Fahrzeugentwickler in den USA, aber irgendetwas müssen sie doch genommen haben, als sie anfingen, den 1000er nochmals zu verändern. Schon die 111 PS sind wirklich ausreichend. Damit beschleunigt der RZR ohne mit der Wimper zu zucken auf eine abenteuerliche Höchstgeschwindigkeit. Er bläst über jeden Feldweg, über jede Schneise und vermittelt dem Fahrer „Hey, kannst du nicht noch ein bisschen schneller oder traust du dich nicht?“. Das Fahrwerk bietet 40 Zentimeter Federweg vorn und nochmal 5 mehr hinten. Das wirkt wie ein luftgefedertes Brett: stabil, aber glasklar beherrschbar. Unglaublich, was die Entwickler hier leisten. Zusammen mit den 34 Zentimetern Bauchfreiheit, wird fast jedes Gelände nicht mehr als eine von unzähligen bezwungenen Herausforderungen. Das macht Spaß und niemand könnte sich vorstellen, noch mehr Spaß aus dem RZR zu quetschen.
Bis der Turbo vor der Tür steht
Diese Eindrücke kann man im direkten Vergleich fast nicht mehr verarbeiten. Wo der 1000er wirklich schnell ist, ist der Turbo wirklich noch schneller. Wo der 1000er wie irre beschleunigt, beschleunigt der Turbo wirklich noch irrer. Und wo der 1000er gut fährt, fährt der Tubro bombastisch. Die Basis ist bei beiden gleich: steifes Chassis, Geländeallrad, präzises Fahrverhalten. In den Details unterscheiden sie sich zum Teil erheblich.
Am Beispiel des Fahrwerks wird das sehr deutlich: im 1000er kommt ein gutes Fahrwerk zum Einsatz, das wie beschrieben hervorragend arbeitet. Im Turbo kommen Fox-Dämpfer mit 7,6 bzw 6,4 Zentimetern Durchmessern hinten wie vorn zum Einsatz. Fünf Verdichtungszonen sorgen für eine progressive Dämpfung. Drei Zonen für die Ausfederdämpfung vermindern die Neigung von hartem Aufschlagen beim Ausfedern.
Das Drehmoment wird mit 105 Nm angegeben, fühlt sich aber deutlich kräftiger an. Im Turbo stehen 80 Prozent dieses maximalen Drehmoments schon bei 3.5000 U/min zur Verfügung. Das macht sich beim Fahren deutlich bemerkbar. Entspannt ist man unterwegs. Toll. Solche Leistung geht natürlich zu Lasten des Riemens. Bei unserem Test brachten wir ein Exemplar durch. Kaputt ging nur der Riemen, alles andere blieb intakt. Polaris kennt diese Schwachstelle und sorgt mit einer neuen Kühlung vor.
Wer den direkten Vergleich erlebt, versteht, warum 168 PS 168 PS sind. 168 gute Argumente, sich für dieses Modell entschieden zu haben. Auch der 1000er macht Spaß, aber 57 Gründe mehr sprechen für den Turbo. „Hoch 57“ freut man sich bei jedem Ausritt, dass man den Turbo bestellt und bezahlt hat. Ein paar tausend Euro kostet er schon mehr, aber der Unterschied ist gewaltig. Man muss es einfach erleben!
Text: Martin Zink
Fotos: Gerd Koch