Es musste so kommen: Yamaha’s brandaktueller YXZ 1000 R SS trifft auf Can-Am’s Maverick X 3 X ds. Ein Schlagabtausch, der sich in naher Zukunft auf vielen Wettkampfpisten sicher öfters abspielen wird. Wir holen uns schon mal einen Vorgeschmack.
Geholfen hat uns dabei Rallye-Ass und DAKAR-Sieger Hans Stacey aus den Niederlanden. „Racey Stacey“ ist ein erfahrener Pilot. Der Rallye- und Rallye-Raid-Fahrer gewann mehrfach die niederländische Rallyemeisterschaft und startete auch in der WM. Seit 13 Jahren ist er bei der DAKAR dabei, wo der 58-Jährige 2007 die Truck-Klasse für sich entscheiden konnte. Ihn haben wir in die Sitze der beiden aktuellen Boliden aus Japan und Kanada geschnallt, um aus erster Hand einen Fahreindruck zu gewinnen. Wer macht das Rennen?
Yamaha – mit der Wippe noch eins drauf gelegt
Mit seinem superaggressiven Aussehen, dem radikalen Design und dem sequentiellen manuellen Getriebe, der atemberaubenden Beschleunigung und einer phänomenalen Höchstgeschwindigkeit, hat das für jedes Gelände taugliche YXZ1000R die Offroad-Welt der schnellen Side-By-Sides verändert. Mit der Einführung des YXZ1000R Sport Shift ist man noch einen Schritt weiter gegangen. Zum ersten Mal hält mit den Schaltwippen im Rennsport-Stil die computergestützte Rennwagen-Technologie Einzug in die SBS-Klasse. Noch bessere Beschleunigung und ein höheres Maß an Kontrollierbarkeit in extremen Situationen sollen sie bieten.
Dazu könnt Ihr hier mehr lesen: Yamaha YXZ1000R Sport Shift
Das hier geziegte SE Modell unterscheidet sich durch eine in Satin-Schwarz lackierte Karosserie. Exklusive dunkelgraue und rote Karosseriegrafiken und Logos sorgen für eine rennmäßige Optik. Der Rahmen, die Schutzbügel, die Tragfedern und auch die Beadlock-Felgensicherungsscheiben wurden in Rot farblich abgestimmt.Im Sonderpaket sind FOX 2,5″ Podium X2 Federbeine vorn und hinten integriert. Racey Stacey achtet aber auf ganz andere Dinge. Ihm fällt sofort der Radstand auf, welche im Vergleich zum Konkurrenten Maverick X3 kürzer ausfällt. Das Plus an Federweg hinten lässt ihn ebenfalls aufmerken.
Beeindruckend
Yamaha hat mit dem YXZ1000R die SBS-Szene sicherlich verändert. Kein Wunder, dass der kanadische Mitbewerber reagierte und seiner Maverick-Flotte den X3 spendierte. Wir hatten den X3 X ds unter dem Hintern. Der setzt in Sachen Fahrwerk ebenfalls auf FOX. Er ist mit vollständig einstellbaren FOX 2.5 Podium RC2 HPG Federbeinen ausgestattet.Zusätzlich erhielt unser Testfahrzeug Türen, einen Bumper sowie „Türschweller“. Der Start / Stop Knopf in der Mittelkonsole lässt sofort Rennfeeeling aufkommen. Die Bedienelemente sind übersichtlich und gut erreichbar angeordnet. Die Multifunktionsanzeige mit Tacho und Drehzalmesser im klassischen manuellem Design sowie allen anderen wichtigen Informationen in Digital sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch gut ablesbar. Diese schwenkt zudem beim verstellen des Lenkrades mit. Nachdem man den Motor zum Leben erweckt, wummert ein schöner Sound, der nicht zu aufdringlich ist und mit eigenem Klangbild zu begeistern weiß.
Ein satter Druck aufs Gaspedal und schon schießt der Maverick nach vorne als wenn es kein Halten mehr geben würde. Sauber! Immer voran. Ein Wettbewerbsfahrzeug eben, welches gebaut wurde, um möglichst viele Konkurrenten abzuhängen. Die Bremsen vermitteln einen sicheren und gut dosierbaren Eindruck, auch nach mehreren harten Bremsungen lässt die Wirkung nicht nach. Gegenüber dem normalen Maverick merkt man den tieferen Schwerpunkt deutlich und auch bei schnellerer Kurvenfahrt hat man nicht das Gefühl zu kippen. Schaut auch hier nochmal auf den Maverick.
Yamaha spendiert der Sport Shift eine Launch Control. Durch den Einsatz dieses automatisierten Systems, katapultiert sich das Side-by-Side wie von Geisterhand blitzschnell aus dem Stand auf seine Höchstgeschwindigkeit. Dazu muss die Bremse gedrückt und danach die Schaltwippen gezogen werden. Anschließend wird die Drehzahl per Gaspedal auf mehr als 5.500 Umdrehungen pro Minute gesteigert. Sobald die Schaltwippen losgelassen werden, schießt die Fuhre ab wie Schmitz‘ Katze. Wirklich beeindruckend.Das Getriebe wechselt die Gänge extrem schnell und selbst unter Volllast, wodurch sich fast ununterbrochene Beschleunigung ergibt. Das macht irre Spaß und der Fahrer wird extrem entlastet. Die Schaltwippen sind nicht am Lenkrad sondern am Lenkstock befestigt. In den meisten Fahrsituationen macht dieser Umstand keine Probleme, manchmal aber fasst der Fahrer ins Leere. Traktion ist masig vorhanden, auch der Allrad arbeitet klasse. Mit großen Augen stehen wir am Streckenrand und schauen neidisch auf die Rundenzeiten unseres Profis. Wer hat den eigentlich eingeladen?? Das vorgelegte Tempo ist mindestens so beeindruckend, wie die Testfahrzeuge.
Zwei reinrassige Rennmaschinen
Zwei Topp-Modelle von zwei Premiumherstellern und damit recht unterschiedlich. Obwohl der Einsatzzweck ganz klar festliegt: Rennen fahren! Das bescheinigt auch Hans beiden Maschinen. Begeistert zeigt er sich vom Handling der Yamaha, welche den nominellen Leistungsunterschied durch das flotte Getriebe wieder ausgleicht. Am Start geht das schon richtig zur Sache mit den Schiftern. Der größere Radstand und der niedrige Schwerpunkt lassen Hans vom Maverick schwärmen, den er insgesamt für besser kontrollierbar hält. Als echter Rennfahrer bevorzugt er die Möglichkeiten eines Schaltgetriebes und wünschte sich deshalb quasi den Maverick mit dem Yamaha-Motor plus Getriebe. Na, darauf werden wir gemeinsam mit Hans wohl lange warten müssen. Ob ein Turbolader im YXZ noch lange auf sich warten lässt, werden wohl die nächsten Updates zeigen. Beide Testkandidaten geben sich auf ihre Art keine Blöße und sprechen die selbe Zielgruppe an. Entscheiden muss der persönliche Geschmack.
Text: Raymon de Kruijff; Quadwelt
Fotos: Andrew Walkinshaw