Ein günstiger Arbeitnehmer

Written by on 4. September 2016 in Allgemein, Quadix, Test + Technik

Etwas mehr als drei Jahre ist es her, dass wir ein Vorserienmodell der 700er Linhai vorstellten. Doch kurz danach wurde es still um die Marke. Jetzt unternimmt Quadix aus Bamberg einen Wiederbelebungsversuch. Was hat sich getan?

Im Gelände macht der "Traktor" eine gute Figur.

Im Gelände macht der „Traktor“ eine gute Figur.

Linhai war eigentlich ganz gut im Geschäft. Die chinesische Marke wurde in Deutschland recht gut angenommen, vor allem im günstigen Einsteigerbereich. Der damalige Importeur – die Zweirad Koch GmbH – stellte auch erkannte Mängel stets konsequent ab und half so auch dem Hersteller weiter Fuß zu fassen. Nach Kochs Geschäftsaufgabe versuchten die Chinesen unter dem Label Hytrack – wie Linhai unter anderem in Frankreich firmierte – anzuknüpfen. Die Produktpalette war identisch. Doch eine Linhai oder Hytrack zu sehen ist heute ebenso wahrscheinlich wie einem tibetanischen Mönch im  Lebensmitteldiscounter zu begegnen. Nach dem Willen von Jörg Braun soll das wieder anders werden. Der Chef von Quadix aus Bamberg stellt aber gleich zu Beginn klar, „dass die jetzt importierte 700er Linhai das einzige ATV-Modell in unserem Angebot sein wird.“ In den letzten Jahren hat sich das erfolgreiche Team um Buggys mit 800 und 1.000 Kubik sowie um ausgesuchte UTVs gekümmert. Die benannten Buggys entwickelten sich – neben dem Vertrieb der Sun-F Reifen – zum Kerngeschäft der Franken. ATVs hatte man ad acta gelegt. Doch Jörg Braun ist überzeugt, dass sein Klientel auch auf die neue Quadix Revolution 700 abfahren wird. „Wir sehen das Fahrzeug als Ergänzung unseres Angebots im Bereich der günstigen Arbeitsgeräte“, sagt er und hat zugleich aber auch interessierte Einsteiger im Auge. Dieser Zielgruppe macht Quadix ein Angebot von unter 7.000 Euro. Wow!

Workaholic statt Reisefieber

Fest steht also, dass Quadix seinen Neuzugang schwerpunktmäßig im Utility-Bereich ansiedeln wird. Der 700er ist dazu ausgerüstet mit einem flüssiggekühlten Einzylinder-Viertakter, der grundsätzlich ganz gut aus dem Quark kommt. Im langsamen Tempo das Daumengas gedrückt, meistert der Neuling fiese Steigungen. Die marktüblichen Hilfsmittel wie 4×4 und Getriebeuntersetzung sind nicht nur obligatorisch, sondern auch auf Knopfdruck abrufbar. Damit schafften wir auch üble Passagen in einem Moorgebiet, dessen Baumbestand kürzlich gelichtet wurde. So gab es neben tiefem und schwerem Boden auch Hindernisse in Form von Baumstümpfen und gefällten Hölzern zu überwinden. Das macht der Dicke erstaunlich gut, wenngleich sich die Steuerung für uns EPS-verwöhnte Leichtlenker extrem schwer anfühlt. Das liegt sicher auch am ausstattungsbedingten Gewicht des Boliden. Der wurde nämlich seitens des chinesischen Herstellers als „Traktor“ konzipiert und würde mit den hier gezeigten Merkmalen eher die Zulassung der Kategorie „T3 – Leichttraktoren“ schaffen, denn die LoF-Homologation. „Wir bieten die Revolution seit Juni an“, sagt Jörg Braun. Die Basis für die Zugvorrichtung ist extrem robust, die Elektrik war bei unserem Testmodell schon verlegt. Am hinteren Ende allerdings fanden wir statt dem Kugelkopf eine Zugvorrichtung für landwirtschaftliche Anhänger. Selbige könnten auch vorne befestigt werden zum Rangieren. Das lässt die 700er derzeit noch recht klobig wirken. Massige Blinker an „drangepappten“ Trägern hübschen die Optik nicht grade auf. Dem gegenüber verfügt unser Testfahrzeug aber über ordentliche Beleuchtungseinrichtungen mit Tagfahrlicht und einem Scheinwerfer am Lenker, der an düsteren Arbeitsplätzen die Kurvenfahrt deutlich erleichtert und sicherer macht.

Tiefer Boden schockt nicht: Die griffigen Pellen machen es möglich.

Tiefer Boden schockt nicht: Die griffigen Pellen machen es möglich.

Zum hohen Gewicht trägt der massive Rahmen bei, dessen Ausläufer die Kotflügel rundherum schützen. Im Grunde eine klasse Idee, denn so brechen oder reißen diese nicht sofort nach Kontakt mit der Umgebung. In dem angesprochenen Waldgebiet durchaus sinnvoll und im Test sogar nachgewiesen. Im engen Geläuf des Waldes zeigten die serienmäßigen Handschützer wozu sie gut sind.  Geschont haben wir das Fahrzeug nicht. Was sich bei der Überprüfung der angegebenen Leistungsausbeute zeigte. So kraftvoll sich die Linhai im schweren Geläuf auch durchschlägt, so schnell geht ihr bei flotter Gangart die Puste aus. Eher träge nimmt das ATV auf einem Feldweg Fahrt auf. Da sind andere Vertreter der Klasse deutlich zügiger am Start. Allerdings dürfte diese Eigenschaft den von Quadix angepeilten Einsteigern entgegen kommen. Sie werden damit nicht überfordert sein. Zwar liefert der Einzylinder konsequent und über ein langes Drehzahlband Leistung ab, kämpft aber deutlich mit den Kilos. Das schränkt leider die Tourentauglichkeit des Chinesen ein, wenngleich der große, unter der Sitzbank liegende, Tank durchaus für etliche Kilometer reichen dürfte. Auch die bequeme die Sitzposition und der Komfort bieten keinen Anlass zu meckern. Eher die am Testmodell etwas freizügig verlegte Elektrik, deren Kabel durchaus geeignet sind, sich im Untergrund zu verfangen. Mancher Strang läuft Gefahr „abgekniffen“ zu werden, etwa von arbeitender Federung. „Hier legen wir noch Hand an die auszuliefernden Modelle“, versichert Jörg Braun und tröstet uns so lange noch mit blitzeblanken Alu-Felgen auf die wirklich absolut griffige Sun-F aufgezogen wurden.  Sie passen perfekt zum zugedachten Einsatzzweck. Was sonst noch an Ausrüstung dazu kommt – etwa eine Seilwinde oder gar eine elektronische Lenkhilfe – kann Qaudix noch nicht sagen. Das Fahrzeug wird für 6.999,- Euro, zuzüglich 499,- Euro für die LoF-Zulassung und Überführung  zu haben sein. „Sicher werden wir dafür Sorge tragen, dass Artikel aus unserem Sortiment an die Revolution 700 passen und sinnvolles Zubehör lieferbar sein wird“, so Braun weiter.

Ausflugsdampfer: Die Linhai ist kein klassischer Tourer.

Ausflugsdampfer: Die Linhai ist kein klassischer Tourer.

Ein guter Deal?

Wirklich gut – und bisher war das oft ein Schwachpunkt bei Linhai – funktioniert die Gangwahl per Wahlschalter. Ruckfrei und exakt lassen sich die Fahrstufen L-D-N-R und P des Automatikgetriebes einlegen. Ganz und gar im Sinne des Betriebsschutzes, wird der Rückwärtsgang akustisch von einem schrillen Piepton untermalt. Das zeigt uns einmal mehr, dass wir es mit einem Arbeiter zu tun haben, der in Forst- und Landwirtschaft gute Dienste verrichten wird. Kostenbewusste Unternehmer werden sich die 700er Linhai sicher genauer ansehen. Ebenso die bequeme Sitzposition für einen zweiten Arbeitnehmer wird dabei Beachtung finden.

Daten

Also für den klassischen Utility-Einsatz wirft die leicht träge Revolution 700 viel in die Waagschale. Gelegentliche Freizeitaktivitäten wird sie auch unterstützen, aber auf keinen Fall den sportlichen Fahrer. Schonen wird Quadix aber auf alle Fälle den Geldbeutel seiner Kunden.

Mehr Infos bei Quadix in Bamberg: http://www.quadix.de/

Text und Fotos: Ralf Wilke

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