Klassik-Test: DSP Crosskart XK 600

Written by on 6. Dezember 2015 in Allgemein, DSP, Test + Technik

Niederländer Theo Derix ist kein Genforscher. Trotzdem hat er sich auf dem Gebiet der Entwicklung von Einzellern einen Namen gemacht. Nicht bei den Medizinern, sondern unter den Fans der Crosskarts.

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Sein Projekt, den DSP (Derix Special Produkts) XK 600 zeigt er uns in seinem natürlichen Lebensraum, auf der Cross-Strecke.

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Schon seit frühester Kindheit ist Theo Derix mit dem Crosskart-Virus infiziert. Mit 13 Jahren saß er zum ersten mal in so einem Fahrzeug und war fortan geradezu besessen davon. Schon bald begann er, Verbesserungen und Änderungen an seinem Kart selbst vorzunehmen. Daraus entstanden dann auch erste, komplette Eigenbauten. Nach dem zweimaligen Gewinn der Niederländischen Crosskart-Meisterschaft in 2003 und 2004 hat er sich aber mehr der Nachwuchsförderung gewidmet und trainiert junge Talente. Jetzt war auch endlich die Zeit, sich der Entwicklung und Fertigstellung seines Crosskarts DSP XK 600 anzunehmen. Dabei heraus kam dann eine Fahrmaschine allererster Güte. In der Szene so eingeschlagen, das bereits eine Kleinserie entstand. In den BeNeLux-Ländern finden die Karts von Theo Derix reißenden Absatz. Nun soll auch der europäische Markt erobert werden. Grund genug, sich dieses Fahrzeug einmal näher anzusehen. Das komplette Team von DSP Racing stand uns exklusiv auf der Crossstrecke in Eschweiler zur Verfügung, um uns alle Projekte der Firma vorzustellen. Ja, es gibt noch weitere Highlights.

Kart oder Buggy?

Keine Frage, beim Anblick dieses Geschosses wird eines ganz deutlich. Dies ist ein Crosskart durch und durch. Fahrwerkskomponenten und Antrieb sind kompromisslos auf den Einsatz im Gelände konzipiert. Der komplette Rahmen besteht im wesentlichen aus Stahlrohr und ist in Handarbeit gefertigt. Auch die Aufhängung ist Teil einer ausgeklügelten Geometrie, die auf keine Fremdteile zurückgreift. Lediglich die AST-Dämpfer kommen aus dem Zubehörregal. Die Vorderräder sind an doppelten A-Arms angebracht.

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Hinten arbeiten zwei voneinander unabhängige Schwingen. Das sorgt in Verbindung mit den voll einstellbaren Dämpfern für gute Traktion. Die Hinterachse ist nicht starr, die Antriebskraft wird über ein Achsgetriebe an beide Hinterräder abgegeben. Womit wir auch beim Herzstück des XK 600 angekommen wären, dem Motor. Kein geringeres als das Triebwerk einer Honda CBR 600 verrichtet hier seinen Dienst. Der Vierzylinder leistet rund 120 PS und dreht locker bis zu 12.000 Umdrehungen pro Minute. Der Drehmomentverlauf wurde den Anforderungen entsprechend elektronisch angepasst.

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Auch das Getriebe wurde aus dem Supersportler implantiert. Das hat für den Kart natürlich einen entscheidenden Nachteil, es fehlt ein Rückwärtsgang. Geschaltet wird über einen Handhebel, zum Kuppeln gibt es ein entsprechendes Fußpedal. Gas und Bremse werden ebenfalls über Pedale mit den Füßen bedient. Vorn stoppen zwei Scheibenbremsen, hinten sorgt eine einzelne Scheibe auf der Achse für Verzögerung. Der Antrieb erfolgt über ein Ritzel am Getriebeausgang auf relativ kurzem Weg über eine Kette direkt auf ein riesiges Zahnrad auf der Achse. Daraus resultiert ein enormer Vortrieb, der sich in einer Beschleunigung von Null auf 100 km/h in unter 4 Sekunden festmachen lässt. Ein riesiger Kühler am Heck und zwei Ventilatoren sorgen für ausreichende Kühlung. Der Honda-Motor saugt über einen offenen Luftfilter die Luft für die Gemischaufbereitung in die Vergaser. Ja richtig, Vergaser. Das Honda-Triebwerk verfügt ab Werk eigentlich über eine Einspritzung. Theo Derix hat hier zugunsten einer besseren Einstellbarkeit aber zurück gerüstet. Auch sind im Kartsport die Emissionsgrenzen noch nicht so knapp reglementiert. Eine angepasste und verkürzte Krümmeranlage befördert die Abgase auf kurzem Weg in einen Einzeldämpfer, der diese erstaunlich leise in die Umwelt abgibt. Zumindest im Standgas. Wenn das Biest aber mal losgelassen wird, dann ändert sich die Tonlage schlagartig in hyperaggressiv. Der Heckflügel hat im Übrigen nicht nur designspezifische Gründe, bei einem Topspeed von gut 200 km/h auf der Geraden sorgt er auch für nötigen Abtrieb.

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Furcht einflößend

Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, die Fahrmaschine selbst auszuprobieren. Theo Derix macht uns mit den Eigenheiten vertraut. Schon der Einstieg ist verdammt schwierig. Es ist fast so eng wie in einem Formel 1 Cockpit. Die Pedale liegen dicht beieinander, die Kupplung ist ultrakurz und knackig. Auch das Bremspedal hat kaum spürbares Spiel. Allein das Anfahren gestaltet sich schon schwierig. Nach kurzer Eingewöhnung geht es dann aber los. Gang rein, Kupplung kommen lassen und Gas. Die Gänge schön kurz hintereinander rauf schalten und schon ist die vorher so lang erschienene Gerade zu Ende. Schnell bremsen und…verdammt, Kupplung vergessen und aus ist die Kiste! Also noch mal. Nach einer halben Stunde Übung klappt es aber schon viel besser.

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Einzig der Respekt vor der brachialen Leistung lässt unseren Testfahrer doch sehr respektvoll zu Werke gehen. Also lassen wir uns doch einfach mal vom zweifachen Niederländischen Kart-Champ Theo Derix zeigen, wie man mit einem Crosskart effizient und trotzdem extrem schnell über die Piste brettert. Schon nach den ersten Metern macht sich der Unterschied zwischen ungeübtem und geübtem Fahrer sofort bemerkbar. Theo holt alles aus dem Kart raus. Noch im fünften Gang drehen die Räder auf dem weichen Untergrund durch. Im wilden Drift und ohne sichtbare Bremsmanöver zieht er in die Kurven um am Kurvenausgang schon wieder voll auf dem Gas zu stehen. Eine Kippneigung ist dabei nicht im Ansatz sichtbar. Die enorme Breite von 160 Zentimetern sorgt für ausreichend Reserven. Das Fahrzeug bügelt über die wellige Piste weg, als wäre es die A 3 zwischen Köln und Frankfurt. Theo hinterlässt einen gewaltigen Eindruck bei allen Beteiligten und auch auf der Strecke. Die hat nämlich ziemlich gelitten unter dem wilden Ritt.

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Zukunftsmusik?

Wir sind uns schnell einig, der Crosskart von Theo Derix hat enormes Potenzial. In Bezug auf Spaß und auch technisch. Crosskarts erfreuen sich schon seit Jahren vor allem in den BeNeLux-Staaten und den USA besonderer Beliebtheit. Vor allem werden sie bei Strandrennen eingesetzt. In Deutschland ist dieser Sport mangels befahrbaren Stränden kaum durchsetzbar. Aber wie gesehen, kann man auch auf normalen MX-Pisten seinen Spaß mit einem Crosskart haben.

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Wenn einem die Zweiradfraktion da keinen Strich durch die Rechnung macht. Der Rennkart von Theo Derix wirbelt nämlich nicht nur ordentlich Staub auf, er hängt auch so manchen Hobby-Crosser locker ab. Und da hört die Toleranz von so manchem Clubkameraden schnell auf. Die Toleranz der Europäischen Union ist dagegen wesentlich entspannter. Theo Derix hat vor kurzem für den Kart eine Straßenzulassung erwirkt. Das macht die Sache für uns natürlich wieder um einiges interessanter. Ein paar Nummernschildhalter zu konstruieren, ist für Theo Derix ein Kinderspiel.

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Text und Fotos: Frank Meyer

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