Indianer aus Taiwan
Aus der Quadszene sind sie nicht wegzudenken: die Fahrzeuge der taiwanesischen Marke SMC – Standard Motor Corporation. Das Konzept, günstige Einsteigerfahrzeuge mit quirligen Motoren in akzeptabler Größe zu produzieren, ist aufgegangen.
In unzähligen Varianten brummen die Dauerbrenner über unsere Straßen, ins Gelände oder auf die Treffen der Szene. Für viele Quadfans ist und bleibt der „Taiwan-Blaster“ das Einsteigerfahrzeug schlechthin. Das Autohaus Scherzer aus Feuchtwangen weiß dies und hat darum ebenfalls die bekannten 170er-Einzylinder und die 250er als Zweizylinder im Programm. Dabei wollte der Chef Jürgen Scherzer aber nicht einfach nur einen weiteren Namen in die Runde werfen und ansonsten auf das Design von Stinger, Magna oder Scorpion zurückgreifen. Zusammen mit dem Quadcenter Kolbermoor holt er die beliebten Quads als Tomahawk in neuem Design nach Deutschland. Scherzer arbeitet als Deutschlandstützpunkt offiziell mit dem österreichischen SMC-Importeur Kirschenhofer zusammen.
Die Unterschiede
Für die Tomahawk-Modelle unter dem Label Explorer gibt es ein eigenständiges Design und zahlreiche Details, in denen sie sich von den bekannten Formen unterscheiden. Neben einem verbesserten Analogtacho und schmalerer Tank- / Sitzbankkombination ist es vor allem die Eintragung von 13 Kw Leistung. „Diese 0,5 Kilowatt weniger machen sich in der Versicherung bemerkbar“, erklärt Jürgen Scherzer. Mit pfiffigem Zubehör können die „Indianer“ aus Taiwan für jeden erdenklichen Einsatz optimiert werden. Zusätzlich bietet der Importeur allerlei Zubehör für die Flitzer an.
Die Maschine
Die Quadwelt-Redaktion hat die 250er-Version für Euch getestet. Die Tomahawk 250 setzt auf die Power aus zwei luftgekühlten Zylindern in Verbindung mit einem manuellen 5 Gang Schaltgetriebe. Fahrer müssen zum Ausparken leider schieben in Ermangelung eines Rückwärtsgangs. Durch die Verwendung der eingangs erwähnten Zubehörteile und dem flotten Design, wird ein eigenständiges SMC-Modell aus der Explorer. Das Angebot umfasst vor allem die optional erhältlichen Straßenreifen. Die Sitzposition ist aufrecht, die Bedienelemente sind gut erreichbar, aber dennoch bleibt ist für einen Passagier nur bedingt Platz. Im 2 Personenbetrieb muss der Fahrer sich schon ziemlich falten, besonders wenn er über einen starken Knochenbau verfügt. Dann wird auch das Lenken problematisch.
Die Sitzbank ist straff gepolstert und sollte auch auf längeren Etappen den Hintern ausreichend schonen. Die Bedienelemente entsprechen dem Standard. Kontrollleuchten sind eher spartanisch neben dem klassischen Analogtacho integriert. Nervig fällt die Anordnung des Startknopfes auf. Beim Ziehen des Kupplungshebels stößt dieser an den Startknopf an. Fahrwerksseitig bietet die Tomahawk keine Überraschungen. Vorn Dreieckslenker und hinten eine einfach konstruierte Schwinge. Wobei die unteren A-Arms durch große, eingeschweißte Verstrebungsbleche einen stabilen Eindruck machen. Kettenritzel und Bremsscheibe sind mit einem Unterfahrschutz ausgestattet. Die Dämpfer sind eher konventionell und nur in der Vorspannung verstellbar. Bei entsprechendem Fahrergewicht sollte man von dieser Einstellmöglichkeit Gebrauch machen, zumindest das hintere Federbein schlägt sonst gnadenlos durch.
Unser Eindruck
Der Zweizylinder Motor bringt durchschnittliche Fahrleistungen. Große Fahrer werden sich auf der 250er-SMC etwas beengt fühlen. Für Personen von max. 180 cm Körpergröße ist sie gut zu händeln. Über diese Körpergröße hinaus wird es allerdings etwas unbequem für den Piloten. Bei flotter Fahrt treten starke Vibrationen auf, die zwar nervig, aber nicht bedenklich sind. Der fehlende Rückwärtsgang ist dagegen wirklich bedauerlich, zumal die Tomahawk in leichtem bis mittelschweren Gelände deutliche Stärken hat. Vor allem die manuelle Schaltung ist hier ein großer Vorteil. Die Dämpfer reichen jedenfalls auch für eine flotte Fahrt über Stock und Stein. Und das sogar mit den montierten Straßenpellen. Die Beschleunigungs- und Geschwindigkeitswerte sind für diese Klasse als gut zu bezeichnen (Siehe Technikdaten).
Nicht in Ordnung ist aber der recht hohe Verbrauch, gemessen mit 7,4 Litern auf 100 Kilometer. Allerdings waren wir auf unserer Testfahrt überwiegend flott unterwegs, bei gemäßigter Fahrweise sollte sich der Wert etwas nach unten korrigieren lassen. Die Bremsen arbeiten subjektiv gut. Die Ergebnisse unserer Bremsmessungen brachten jedoch anderes zutage. Über 10 Meter wurden benötigt, um die Fuhre von 50 auf 0 km/h zu verzögern. Die hintere, hydraulische Scheibenbremse bringt zwar die breiten Reifen sofort zum Blockieren, allerdings reicht die Bremsleistung der vorderen Trommelbremsen nicht aus. Hier würden Scheibenbremsen ein deutliches Plus an Sicherheit bringen. Die neue Generation bei SMC bringt dieses Ausstattungsmerkmal in die Serie. Im Geländebetrieb macht sich das Bremsen-Manko natürlich nicht so stark bemerkbar. Das geringe Eigengewicht von rund 170 kg wirkt sich off road besonders positiv aus.
Fazit
Vor allem der günstige Preis macht sie zum idealen Einsteigerfahrzeug. Für die Ersparnis im Vergleich zur Konkurrenz würde sich der Kauf eines zusätzlichen Satzes Geländereifen wirklich lohnen. Komfort auf der Straße und Gripp im Gelände, machen die Tomahawk zum Allrounder mit leichten Abstrichen in Bezug auf die Bremsen im Testfeld. Die Fahrt zur Arbeit, Spaß in der Freizeit bei problemloser Handhabung sind deutliche Stärken des Quads. SMC-Explorer Toahawk stellen als best ausgestattete und optisch ansprechendste Versionen derzeit das Top-End der beliebten Renner dar.
Zubehör wie Bumper, Nerfs, Gepäckträger und Ähnliches runden Spaß- und Nutzwert ab. Beim Stöbern im Zubehörregal kann aber auch auf die meisten Teile für die Yamaha Blaster zurückgegriffen werden. Ein absoluter Pluspunkt der SMC-Quad-Familie ist die Homologation. Kein Hickhack bei TÜV und Zulassung. Sogar zwei Personen sind möglich, was aber aus unserer Sicht grenzwertig ist. Ab Frühjahr erwatet Importeur Scherzer den Zweizylinder mit 300ccm und Rückwärtsgang. Die zuletzt ausgelieferten 04er-Fahrzeuge haben bereits den ab diesem Jahr obligatorischen Ölkühler, den unser Testmodell noch nicht aufwies.
Explorer Tomahawk 250
Plus: Minus: Technische Daten: Motor Fahrwerk Federung hinten: Bremsen vorn: Maße Messwerte Preis und Garantie |
sportliche Optik schlechte Bremsen vorn Explorer Tomahawk 250 2-Zylinder, 4-Takt, luftgekühlt Stahlrohrrahmen 1735 mm 7,4 Liter/100 km 4.990 € |