Eine wahr gewordene Idee

Written by on 22. März 2022 in Allgemein, Test + Technik

Ein Projekt lässt Dich nicht los. Die Idee ist faszinierend. Du willst es einfach machen, wartest auf die Gelegenheit. Und dann ist es endlich soweit: Es kommt jemand, der Dich versteht – und los geht’s!

Kennt Ihr das Gefühl, wenn man von etwas überzeugt ist, eine Idee unbedingt umsetzen möchte? Man steigert sich regelrecht hinein und weiß ganz genau: „Eines Tages ist es soweit!“ So ähnlich muss es Sebastian Jornitz ergangen sein. „Das wollte ich schon lange Mal machen“, sagt er mit Blick auf seine neueste Kreation. Nämlich den geilen Motor der Yamaha R1 in ein Quad-Chassis verpflanzen. Es sollte ein Straßen-Quad entstehen, welches nicht nur schnell, sondern auch sicher ist und als absolute Fahrmaschine die Herzen der sportlichen Fans höher schlagen lässt. Doch fand er nicht die Zeit dazu. Denn der geniale Konstrukteur hat nicht nur ganz viele neue Ideen auf einmal im Kopf, sondern vor allem die Auftragsbücher voll. Zahlreiche Kunden wollen eine EXEET fahren, weil diese für die Straßen-Fraktion einfach eine der besten Optionen darstellen. Und so verlassen regelmäßig etliche der bekannten Modelle auf Raptor-Basis oder auch einige Selbstbau-Kits die Montagehalle in Euskirchen. Diese musste sogar größer werden, was kürzlich einen Umzug mit sich brachte. Und dann ist da noch Sebastians Anspruch an die Perfektion: „Halbe Sachen sind nicht so mein Ding!“

Warum die KFX?

Den Gedanken, den als potent und einzigartig gut bekannten Vierzylinder der Yamaha R1 in ein Quad zu verpflanzen, hegte Jornitz also schon lange. Warum hat er’s dann nicht einfach getan? Schließlich hat er genügend Erfahrung darin, Vier- und Zweizylindermotoren von Motorrädern in das Chassis einer Raptor zu installieren. Gutes Fahrwerk drumherum – fertig. „So einfach geht das in dem Fall nicht. Es ist auch nicht so, dass wir es noch nicht probiert hätten. Denn der Wunsch unserer Kundschaft bzw. die Nachfrage nach dem R1 war schon da.“ Aber, erklärt der Eifeler Tüftler weiter, schöpft gerade der R1-Motor viel seiner Kraft aus seiner Konstruktion und dem Aufbau. „Der Yamaha braucht seine eigens angepasste Airbox in Verbindung mit einem langen Ansaugtrakt. Wenn die Parameter nicht stimmen, kommt es zu Leistungseinbußen und schlechtem Motorlauf. Ein Raptor-Rahmen kann das einfach nicht aufnehmen.“

 

Endlich! Endlich kam jemand in den Laden, der die KFX700 von Kawasaki als Basis für einen Straßen-Flitzer akzeptierte und gleichzeitig höchst mögliche Performace wollte. So konnte Sebastian mit einem guten Kunden die schon acht Jahre alte Idee realisieren. „Das Fahrzeug ’schluckt‘ den Motor der R1. Der Tank ist im Heck verbaut und wir haben einen langen Radstand.“ Also los. Den Kardanantrieb des Originals auf Kette umzubauen, war nur eine der Herausforderungen, die es zu bewältigen galt. Den Kern des neuen Antriebsstrangs bildet die Schwinge von EXEET, die neben eigenen A-Arms exklusiv in Euskirchen produziert wird und auch schon Raptoren-Umbauten zu mehr Fahrstabilität verhilft. Die Schwinge verfügt über einen höheren Anlaufpunkt und eine optimierte Federbeinanlenkung.

Vorne hat man ein Pull-rod-System eingebaut, bei dem die Federbeine und die Querlenker unter die Rahmenkonstruktion wanderten. Das ermöglicht extrem breite A-Arms und eine gute Kontrolle der Lenkung. Soviel vorweg: Das fährt sich richtig gut. Präzise reagiert die EXEET auf die Lenkimpulse des Fahrers und läuft extrem spurtreu. Tief, knapp über dem Boden, arbeiten zwei Dämpfer von FOX und können dank verbesserter Wankpolabstützung ein Einknicken der Vorhand in den Kurven nahezu eliminieren. Klasse gemacht!

Das Konzept ging also auf. Dank seines Kunden – der pfeffert inzwischen mit seiner neuen EXEET durch die Lande – konnte das Projekt nun zur Serienreife gebracht werden. Gebrauchte KFX gibt es ab etwa 2.500 Euro im Netz zu kaufen. Teilweise mit Motorschäden, was für ein künftiges Basis-Fahrzeug egal ist. Ab rund 5.500,- Euro gibt es bereits eine R1, die dann den Motor spenden muss. Der Umbau-Kit kostet 11.650,- Euro. Will man das Pull-Rod-Fahrwerk haben, steht das nochmals mit 3.600,-Euro in den Büchern. Das Fahrzeug funktioniert aber auch mit den angepassten A-Arms der Serie. Das wären in etwa die Kosten, baut man sich seine EXEET selbst nach Sebastians Anleitung auf. Übrigens auch so eine geniale Idee, die von manchem Raptor-Fan schon umgesetzt wurde. Etwa 6.000,- Euro – je nach Aufwand und Umbauwünschen – kostet die Montage in Euskirchen.

Und? Wie fährt sie sich?

Eine Investition, die sich lohnt, will man eine absolute, exklusive Fahrmaschine für die Straße haben. Wir durften sie schon erleben, bevor das Kundenfahrzeug an seinen Besitzer ausgeliefert wurde. Beschleunigen erzeugt einen gewissen Druck auf den Brustkorb und ein breites Grinsen im Gesicht! 117 km/h stehen auf dem Digitaltacho, bevor wir in den 2. Gang schalten. Und dabei geht das Quad nicht vorne hoch, sondern stramm geradeaus. Die 180 PS Leistung der R1 bringt man tatsächlich auf den Boden. Hammer! Im dritten Gang sind wir bereits mit Tempo 167 unterwegs und es geht immer noch voran. Der Motor läuft spitz, leistet bei zirka 8.000 U/min 130 PS, bei 10.000 U/min sind es nochmals 30 mehr an der Hinterachse. Selbstverständlich verifizierte Sebastian diese Werte am Leistungsprüfstand.

Man hat das Gefühl, immer einen Ticken zu früh zu schalten. Dabei geht immer noch was im aktuell eingelegten Gang. Man muss sich wirklich an die Kraft und die Leistung herantasten, um das Optimum der EXEET herauszuholen. In den Kurven lässt sich das Quad präzise auf Kurs halten. Kein einknicken, kein wegbrechen. Auf der Geraden fährst Du wie auf Schienen. Dass es eine Bremsanlage vom Feinsten braucht, um das alles zu bändigen, versteht sich von selbst. Ist natürlich montiert!

Die „KFX“ hat das Potential ein weiterer Verkaufsschlager von EXEET zu werden. Denn auch andere Motoren zu montieren, schließt Seabstian Jornitz nicht aus. Schön ist das, weil gute Straßen-Quads braucht die Szene. Gut, dass Menschen wie Sebastian sich immer wieder an ihren Ideen festbeißen.

Text: Ralf Wilke
Fotos: Frank Meyer

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