Burgen-Hopping

Written by on 18. August 2020 in Allgemein, Szene, Unterwegs

Die Mosel ist ein Fluss, der vielleicht nicht mit Superlativen angibt. Wer sich dem unscheinbaren Gewässer öffnet, wird die einzigartigen Landschaften und Naturwunder entlang des Stroms jedoch lieben. Die Untermosel zwischen Zell und Koblenz, wo der Fluss in den Rhein mündet, ist dabei ein wahres Schatzkästchen für Tourenfahrer.

An einem unscheinbaren Beitrag in Facebook bleibe ich hängen. Ein Bild von der Moselschleife am Calmont, dem steilsten Weinberg Europas findet mein Interesse. Die Gegend ist mir von vielen Wanderungen durchaus bekannt. Schön. Und dann sehe ich, der Post stammt von meinem alten Quadfreund Andreas, der sich mit Kumpel Werner für ein paar Tage die Gegend um Bremm für einen Kurzurlaub ausgesucht hat. Hmm, nicht weit weg von mir, ich greife also zum Telefon. „Bock auf eine schöne Tour?“ frage ich und völlig unkompliziert verabreden wir uns für den nächsten Sonntag, ein herrlicher Tag im Frühherbst. Wir treffen uns in Cochem am Bahnhof, da gibt’s einen riesigen Parkplatz, wo man auch Autos mit Anhänger abstellen kann. Ich habe immerhin 70 Kilometer Anfahrt, deshalb reist die Polaris Sportsman 570 bis dahin Huckepack. Am Wochenende sind die Parkgebühren sehr günstig, ein Tagesticket kostet 4 Euro.

Andreas auf einer LTZ 400 und Werner, der eine KFX 700 fährt, kommen direkt aus ihrem Feriendomizil im nahegelegenen Bremm. Nach einem entsprechenden Pow-Wow, wir haben uns schon wieder ein paar Jahre nicht gesehen, satteln wir auf und starten zu einer entspannten Tagestour entlang der sogenannten Terrassenmosel. Ich habe mir im Vorfeld ein paar Gedanken gemacht, welche besonderen Höhepunkte ich den Jungs aus dem Ruhrpott vorstellen möchte. Gar nicht so einfach, denn es gibt hier so viele unfassbar schöne Ecken. Schließlich stelle ich die unzähligen Burgen und Schlösser, die sich mal direkt am Fluss, mal auf den Anhöhen links und rechts präsentieren, als Zwischenziele in den Fokus.

Raubritter auf Tour

Wir starten also von Cochem, der größten Stadt im Kreis Cochem-Zell mit gerade mal 5.000 Einwohnern. Bei schönem Wetter tummeln sich allerdings gefühlt eine Million Leute in dem malerischen Ort, der besonders bei Motorradfahrern und niederländischen Wohnmobilisten sehr beliebt ist. Die sagenhafte Reichsburg (www.burg-cochem.de), die sich mächtig aus der Mitte der Altstadt erhebt, ist mit Fahrzeugen nicht direkt anfahrbar. Wir beschränken uns also auf die Blickmöglichkeiten, die uns von der Uferstraße aus gegeben sind. Da ich die Burg kenne, kann ich eine Besichtigung des 1000 Jahre alten Gemäuers aber nur empfehlen. Unsere Route führt uns zunächst ein Stück flussaufwärts über die B 49 bis zur Moselbrücke bei Bruttig, wo wir übersetzen.

Im Ortsteil Fankel biegen wir links ab auf die Kreisstraße 36 und verlassen zum ersten Mal für den Kurvenspaß die Mosel. Bergauf geht es auf gut ausgebauter Straße und durch flüssige Kurvenkombinationen bis zur L 202, wo wir links abbiegen. Kurz darauf passieren wir das Kloster Maria Engelport (www.kloster-engelport.de), das Besuchern jederzeit offensteht. Immerhin auch fast 800 Jahre alt, ein lohnenswertes Ziel für eine kurze Pause.  Wir folgen der Straße ohne Gerade weiter bis wir in Treis-Karden wieder auf die B 49 und das Moselufer stoßen. Über etwa 14 Kilometer bummeln wir flussabwärts und genießen bei herrlichem Sonnenschein die zu dieser Jahreszeit nur noch wenig befahrene Uferstraße. In Brodenbach geht es rechts ab und gleich nach einem Minikreisel links hoch in den Bergweg, bzw. K 72. Wir fahren stets bergauf über eine Serpentinenstraße, die jedem Alpenpass gut zu Gesicht stehen würde.

Oben auf dem Plateau führt ein gut ausgeschilderter Weg zur Ehrenburg (www.ehrenburg.de), die weithin bekannt für die lebendige Darstellung des Mittelalters ist. Ein paar Taler als Wegesteuer lohnen auf jeden Fall für eine Besichtigung und eine ausgedehnte Pause oder ein Stück gebratenes Wildschwein. Wir nehmen die gleiche Strecke zurück zur Mosel und fahren weiter bis kurz vor Alken. Dort biegen wir rechts ab und folgen der Beschilderung zur Burg Thurant (www.thurant.de). Über eine kleine Stichstraße kann man bis zum Eingangstor fahren. Die Burg befindet sich in privatem Besitz, Besucher sind aber stets willkommen. Für einen kleinen Obolus kann man das weitläufige Burggelände erkunden und am Kiosk gibt’s auch was für den kleinen Hunger. Auf jeden Fall ein lohnenswerter Abstecher.

Nur ein paar Kurven fahren wir zurück zum Fluss und folgen der B 49 weiter in Richtung Koblenz für ca. 25 Kilometer. Kurz nach der Stadtgrenze fahren wir über die Kurt-Schumacher-Brücke und wechseln wieder auf das linke Ufer. Hier ein Tipp: Die Tour könnte auch genau von hier gestartet werden, es befinden sich kostenlose Parkplätze direkt unter der Brücke, wo PKW und Anhänger abgestellt werden können. Wir haben hier aber Halbzeit und schauen am Stattstrand (www.statt-strand-koblenz.de) für ein erfrischendes Alkoholfreies vorbei.

Die coole Location ist einer der Hot-Spots von Koblenz und im Sommer einen Besuch wert. Langsam müssen wir uns sputen, unser Weg führt also über die B 416 nun wieder flussaufwärts zurück Richtung Cochem. In Hatzenport biegen wir noch einmal von der Mosel ab und steuern über ein paar Umwege die Burg Eltz (www.eltz.de) an. Wer sich für Burgen wirklich interessiert, sollte den kleinen Fußmarsch (es fährt auch ein Shuttle-Bus) in Kauf nehmen und die zehn Euro Eintritt investieren. Meiner Meinung nach kann Eltz locker mit dem Schloss Neuschwanstein konkurrieren. Über diverse kleinere Eifelstraßen nehmen wir noch die Burg Pyrmont (www.burg-pyrmont.de) bei Roes mit. Die Anlage ist nicht ganzjährig zur Besichtigung geöffnet, aber einen Kaffee bekommt man in der angeschlossenen Gaststätte immer. Über die L 110 und ein Sträßchen namens Pilliger Heck (K 32) folgen wir der Beschilderung nach Müden und genießen die unzähligen Kurven durch die Weinberge, bis wir wieder am Moselufer landen. Die letzten 15 Kilometer bis zum Parkplatz in Cochem sind dann Ruck Zuck abgespult. Der Tacho hat etwas über 140 Kilometer gezählt. Hört sich nicht viel an, aber bei der Anzahl unserer Zwischenstopps sollte man einen ganzen Tag locker einplanen.

 

Text und Fotos: Frank Meyer

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