Mit leichtem Gepäck

Written by on 20. Juli 2020 in Allgemein, Unterwegs

Ligurien – die Region sorgt bei Offroad-Fans für feuchte Augen und Sehnsüchte. Freies Fahren in Europa mit höchstem Erlebnisfaktor. Bernd Dannewitz zog es ebenfalls dorthin.

Mit 66 Jahren da fängt das Leben an…, aber für Bernd gilt das nicht unbedingt, denn er hat sich auch in seinem bisherigen Leben nicht zurückgehalten. Zumindest was seine Leidenschaft des Reisens auf seiner Can-Am Outlander 1000 LTD angeht. Man darf aber den Heinzenberger zurecht als fernreiseerfahren bezeichnen. Vergangenes Jahr berichtete er uns ausführlich von seiner Fahrt nach Sibirien zum Baikalsee. Dieses Jahr machte er es eine Nummer kleiner und zeigt uns, dass eine Tour in die Alpenregion ihre ganz eigenen Reize hat. So ging es kürzlich zusammen mit Ehefrau Sigrun im PKW und dem ATV auf dem Anhänger in Richtung Ligurische Alpen.

Das Gebiet in der Grenzregion zwischen Frankreich und Italien bildet das östliche Ende des europäischen Alpenzugs. Die italienischen Regionen Ligurien und Piemont teilen sich den flächenmäßig größten Anteil der Ligurischen Alpen. Bereits im 12. Jahrhundert wurde über Trampelpfade wertvolles Salz und andere Waren zwischen Frankreich und Italien transportiert. In der jüngeren Geschichte war die Region auch immer wieder Austragungsort von Konflikten. So wurden viele der heutigen Wege schon zwischen 1880 und 1940 angelegt und ausgebaut um schwere Kriegswaffen transportieren zu können. Von den Auseinandersetzungen zeugen heute noch unzählige Befestigungsanlagen auf beiden Seiten der Grenze. Was früher eine Tragödie war, ist heute ein Paradies für Offroad-Fans. Angesichts der dünnen Besiedlung und in Ermangelung an ausgebauten Verkehrswegen, ist das Befahren der alten Pisten heute fast uneingeschränkt erlaubt. Die Ligurische Grenzkammstraße, in Kennerkreisen auch einfach LGKS genannt, gilt dabei als echtes Juwel und wird unter Enduristen noch als echte Herausforderung gehandelt. Die Befahrung ist tatsächlich mit geländegängigen PKW und natürlich auch mit Quad und ATV möglich.

Adrenalin inklusive – Planung ist alles

Bernd berichtet: „Die LGKS besteht aus einem nördlichen und einem südlichen Abschnitt. Wobei der nördliche landschaftlich und von der fahrerischen Herausforderung mehr zu bieten hat. Für mich war der Ausgangspunkt das Ski-Örtchen Limone Piemonte auf italienischer Seite. Ein schöner Campingplatz, einige Hotels und Gastronomie machen hier den Aufenthalt mehr als erträglich. Weil die Schotterpiste nicht ganz ungefährlich ist, blieb meine Frau diesmal auf dem Campingplatz, wo wir unser Zelt aufgeschlagen hatten.” Seit 2015 – es wurden umfangreiche Reparaturmaßnahmen mit EU-Mitteln durchgeführt – ist die Kammstraße mautpflichtig. Quads und Motorräder zahlen für den nördlichen Abschnitt 10,00,- Euro. Der südliche Teil ist derzeit noch kostenlos, dafür aber auch oft wegen erheblicher Schäden gesperrt. Überhaupt sollte man sich im Vorfeld genau informieren, weil es doch einige Beschränkungen gibt. So ist zum Beispiel die Überfahrt an Montagen und Dienstagen nicht erlaubt. Es dürfen täglich auch nur eine begrenzte Anzahl Fahrzeuge auf die Piste. Tickets gibt’s an den neu eingerichteten Kontrollstellen, oder bei einigen Gemeindeverwaltungen, bis maximal eine Woche vorher auch Online reservierbar.

Die Gesamtlänge der Schotterstraße beträgt ca. 85 Kilometer, wobei der nördliche Abschnitt nach ca. 50 Kilometern am Monte Tanarello endet. Südlich von Limone Piemonte zweigt die Auffahrt zur Grenzkammstraße vor dem Tunnel Col de Tende ab. Nach ein paar Kilometern erreicht man das Fort Central, eine der größten Befestigungsanlagen. Von dort geht es dann nur noch über Schotterpisten durch eine wunderschöne hochalpine Landschaft. Teilweise ist die befahrbare Trasse wirklich sehr schmal, Begegnungsverkehr nicht möglich. Da auf der Piste grundsätzlich eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h gilt, kommt man aber ganz gut zurecht. Man muss sich arrangieren. Die Strecke führt über diverse Pässe, die allesamt über 2.000 Meter hoch liegen. Dafür sollte man schon ein paar Stunden einplanen, denn rasen ist hier nicht angesagt. „Nachdem ich den Monte Tanarello überquert hatte, bin ich dann am Monte Saccarello auf 2.200 Meter von der Kammstraße abgefahren, hinunter ins französische La Brigue“, beschreibt Bernd seine Route, die weiter nach St. Dalmas de Tende führte. Sein Plan war, weiter über das kleine Örtchen Casterino wieder hinauf zum Fort Central zu fahren und von dort gemächlich zurück zum Startpunkt nach Limone Piemonte. Der kürzere Weg führte ihn aber wegen einer kleinen Panne über den Tende und den drei Kilometer langen Tende-Tunnel wieder zurück nach Limone Piemonte. Bernd hat von dort aus zusammen mit seiner Frau sogar noch weitere Touren, zum Beispiel zur Adriaküste, unternommen, ist aber dabei aus Rücksicht auf seine Liebste lieber auf asphaltierten Straßen geblieben.

Text: Frank Meyer    Fotos: Bernd Dannewitz

Magazinbeitrag aus 06/2018

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