Sommer, Sonne, Rock n´Roller

Written by on 19. Mai 2020 in Allgemein, Kymco, Test + Technik

Das gute alte Moped, der Roller oder das Motorrad, früher war das Zweirad der klassische Einstieg zur Teilnahme am Straßenverkehr. Das Auto stand erst an zweiter Stelle. Außerdem konnte kein Bürgerkäfig das Freiheitsgefühl auf dem ersten eigenen Moped auch nur ansatzweise toppen.

Heute ist das anders, insbesondere auch weil sich kaum noch ein junger Mensch die horrenden Gebühren für den zusätzlichen Klasse A Führerschein leisten kann. Der Quadro4-Roller ist deshalb der Geheimtipp für alle Frischluftfanatiker ohne entsprechende Fahrerlaubnis, also dem klassischen Quad und ATV gar nicht so unähnlich. Für uns Grund genug, dem ungewöhnlichen Vehikel die volle Aufmerksamkeit zu widmen.

 

„Jetzt ist die Quadwelt also schon beim Roller gelandet“ – könnte unsere anspruchsvolle Leserschaft einwerfen. Das müssen wir mit einem klaren Ja bestätigen, wenn es auch eine Ausnahme ist und bleibt. Zwei Gründe die nicht von der Hand zu weisen sind: Der Importeur ist gleichzeitig einer der erfolgreichsten Anbieter für Quad und ATV in Deutschland, also Kymco MSA aus Weiden i.d. OPf. und zum Zweiten bietet der hier vorgestellte Quadro4 ein völlig neues, anderes Fahrgefühl, das sich irgendwo zwischen Quad und Motorrad einsortieren lässt. Also aus dem Weg alle Vorbehalte und Skepsis, Bahn frei für Fahrspaß und neue Eindrücke, die mit dem Vierrad-Roller ganz sicher nicht auf der Strecke bleiben.

Durchdacht

Erfunden hat´s – wie immer ein Schweizer. Zumindest das Vierradkonzept hat keine Konkurrenz weltweit. Das ebenfalls im Quadro-Programm erhältliche Dreirad findet sich auch bei verschiedenen italienischen Produzenten wie Piaggio oder Gilera im Angebot, sogar Yamaha experimentiert auf dieser Basis mit neuen Fahrzeugtechnologien. Die Quadro Vehicles S.A. mit Sitz im schweizerischen Vacallo ist verantwortlich für die Entwicklung und das Design des Quadro4. Produziert wird allerdings überwiegend in Fernost, aber unter strengsten Vorgaben und Qualitätsansprüchen. So lässt sich an der Verarbeitung auch tatsächlich nichts bemängeln. Kein Wunder also, das die Fahrzeuge von Quadro insbesondere auch auf dem italienischen und französischen Markt extrem beliebt sind. Der 4er wird vom Hersteller auch als „compact S.U.V.“ (Safe Utility Vehicle) als erstes seiner Art weltweit bezeichnet. Gut, da muss die aktuelle SUV-Welle herhalten, dabei hat der Roller diese abstrakte Form der Werbung gar nicht nötig. Das Konzept spricht eigentlich für sich selbst. Ein Großroller, der sich auch im dichten Stadtverkehr bewährt und vor allem lediglich einen normalen PKW-Führerschein Klasse B voraussetzt. Aber darüber hinaus hat der Quadro4 noch weitere positive Aspekte. Da wären die zwei angetriebenen Hinterräder, die mehr Gripp beim Anfahren und in Kombination mit den zwei gelenkten Vorderrädern eine wesentlich bessere Straßenlage bieten. Der Clou beim Vierrad-Roller ist das  HTS (Hydraulic Tilting System), ein hydraulisch-pneumatisches Neigungssystem, das Schräglagen von bis zu 45 Grad zulässt. Das traut sich in der Regel kaum ein Motorradfahrer mit seiner gewohnten Maschine.

Bei Geradeausfahrt stabilisiert das System noch zusätzlich und hilft auch im Stand die Balance zu halten. Der Einzylinder-Motor erzeugt rund 30 PS, das ist für den Stadt- und Überlandverkehr allemal ausreichend. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 130 km/h erreicht. Mit etwas weniger als 280 Kilogramm fahrfertig ist der Quadro4 kein Leichtgewicht mehr, aber auch mit zwei Personen zieht der Roller noch gut an. Und wenn es mal brenzlig wird, beißen gleich vier Scheibenbremsen kraftvoll zu. Das funktioniert auch in Schräglage noch erstaunlich gut. Die Ausstattung macht ebenfalls einen vollständigen Eindruck. Eine getönte Scheibe hält den Fahrtwind vom Fahrer fern und in den Spiegeln kann man auch tatsächlich sehen was hinter einem passiert. Unterm Sitz ist eine praktische Box, die auch einen Integralhelm aufnimmt. Etwas Kleinkram lässt sich auch im Beinschild in zwei Klappboxen verstauen. Hier befindet sich auch ein eher ungewöhnliches Bedienelement, nämlich der Hebel für die Sperre des HTS. Damit lässt sich der Roller im Stand und zum Parken stabilisieren. Eine Parkbremse ist natürlich ebenfalls an Bord. Für den Beifahrer gibt es einen erhöhten gemütlichen Sitzplatz, der Fahrersitz ist ebenfalls von der kuschligen Art. Ein umfangreiches Kombiinstrument zeigt die wichtigsten Fahrzustände an. Die Verarbeitung und Materialanmutung ist wie gesagt von europäischer Qualität, das Design wird mit dem Begriff „italienisch“ zu recht geadelt.

Kopfsache

Wie erwähnt, der Quadro4 darf mit dem Führerschein Klasse B gefahren werden. Allerdings muss dieser vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt sein. Somit steht also auch schon fest, dass nachfolgende Generationen nicht mehr ohne zusätzlichen Führerschein in den Fahrgenuss eines Vierrad-Rollers kommen. Typisch Behörden, alles was Spaß macht muss durch Hürden erschwert werden. Aber jetzt gilt, aufsitzen und zu einer schönen Sommertour starten. Testfahrer Thomas darf mit seinem Klasse B Lappen gerade noch für uns am Gasgriff drehen. Sozia Katrin hat zwar auch eine Fahrerlaubnis, aber die ist noch so frisch, das Sie selbst nicht mehr vorn auf dem Roller Platz nehmen darf. Trotzdem genießen die Beiden das einzigartige Fahrgefühl. Thomas hat natürlich auch Erfahrung mit diversen 50er Rollern, aber den Quadro 4 zu fahren, das hat etwas Besonderes. Nach wenigen Kilometern nimmt man die Kurven schon so lässig, als wenn man sein Leben lang nichts anderes gemacht hätte.

Die vier Räder vermitteln viel Vertrauen in die Bodenhaftung. Das ändert sich auch nicht auf nasser Fahrbahn, auch wenn man automatisch etwas vorsichtiger am Kabel zieht. Etwas Gewöhnung verlangt das langsame Fahren in der Kolonne. Bremsen, Anfahren, Bremsen, Stehen, da muss man die Neigungsmöglichkeiten des Rollers stets gut einschätzen. Insbesondere beim Anfahren sollte man möglichst aus der Senkrechten starten, mit leichter Schräglage richtet sich der Quadro4 nicht sofort selbstständig auf. Das ist aber die einzige Situation, die verstärkte Aufmerksamkeit verlangt. Das Gewicht des Fahrzeugs mit zwei Personen ist auch kein Pappenstiel. Mit etwas Übung sollte aber auch der PKW-gewohnte Anfänger relativ schnell mit dem Vierrad-Konzept als Zweiradersatz klar kommen. Der Quadro4 ist zwar kein Schnäppchen, aber für den geforderten Preis bekommt man ein modernes und technisch aufwendiges Fahrzeug, das ein Stück Motorrad-Feeling auch dem Klasse A Abstinenzler zugänglich macht. Wer die Führerschein-Lücke noch ausnutzen kann, dem empfehlen wir eine Probefahrt beim autorisierten Quadro-Händler, bevor der Sommer vorbei ist.

Magazinbeitrag aus 03/2016

Text und Fotos: Frank Meyer

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