Der Guepard 850 ist das zweite ATV aus dem Hause STELS das auf den deutschen Markt kam. Wir sagen Euch, wie wir ihn finden.
Aus Russland kommt schweres Gerät zu uns. Dank QUADIX aus Bamberg werden die seit einigen Jahren in Russland recht bekannten ATVs auch in heimischen Gefilden verkauft und sorgen bei den Wettbewerbern für Stirnrunzeln. STELS gibt wenig auf kompaktes Denken, ein paar Zentimeter hier, ein paar Zentimeter da und einige Kilogramm Unterschied zu den auf dem Markt befindlichen Wettbewerbern bereiten den Russen keine Kopfschmerzen. In der russischen Steppe ist es schließlich auch egal, ob das Fahrzeug etwas größer ausfällt oder nicht. Wir jedenfalls finden den Guepard 850 optisch gelungen. Klar, hier und da fehlt die bei den Wettbewerbern oft bekannte stylische Perfektion. Aber manches Spaltmaß zeigt eben auch die Wuchtigkeit des Aufbaus und die versprochene Haltbarkeit der russischen Konstruktion.
Verwandtschaft
Im Grunde sieht die 850er so aus wie die 650er. Ein nach oben verlegter Kühler und noch martialischere Bumper machen aber den Unterschied. So verwundert es kaum, dass man auch auf der 850er genauso bequem wie auf dem kleineren Pendant sitzen kann. Eine Rückenlehne für den Sozius samt Haltegriffen ist bereits serienmäßig verbaut. Herrlich. So machen Touren zu zweit noch mehr Spaß.
Das Fahren
Eins vorweg: Die STELS fährt sich butterweich. Sowohl das Fahrwerk als auch die Gasannahme verlaufen so ruhig wie auf einem fliegenden Teppich. Man hat geradezu das Gefühl zu schweben. Alles ist sehr weich eingestellt und mancher Händler dreht das einstellbare Fahrwerk etwas härter bevor er seine Kunden damit auf die Strecke lässt. Durchaus gut, da wir den Eindruck hatten, dass die STELS teils zu nervös einnickt. Das kann Probleme bereiten. Dabei spielt auch die feine Servolenkung eine nicht zu verachtende Rolle. Sie gibt durchaus Rückmeldung, ist aber recht empfindlich auf Versatz von der Strecke. Dadurch ist man damit beschäftigt, die Fuhre gerade zu halten. Kleine Lenkwinkel machen sich dabei deutlich bemerkbar. Man gewöhnt sich aber wirklich schnell an dieses Fahrgefühl. Man fährt sehr bequem und kann, wenn man sich an das durchaus nervöse Fahrverhalten gewöhnt hat, auch sehr lange Strecken in heftigem Gelände bewältigen. Geht es heftig zu, schützt der serienmäßige Unterfahrschutz aus Aluminium gegen Beschädigungen.
Das Aggregat
Wer das erste Mal das Daumengas durchdrückt merkt sehr schnell: Potent! Da geht es ordentlich zur Sache, wobei auch hier das weiche Fahrwerk für durchaus beachtliche Lastwechsel sorgt. Auf jeden Fall klingt das Aggregat gut und hat mächtig Druck. Kurze Zwischensprints sind genauso durchzugsstark möglich, wie das Beschleunigen aus dem Stand heraus. Da dürfte so mancher Bewerber nicht schlecht daher schauen.
Wie 68 PS fühlt sich die Leistung nicht an. Man würde auf mehr tippen, wüsste man es nicht besser. Alles in allem hat der Antrieb keine Probleme mit dem recht hohen Grundgewicht von knapp 435 Kilogramm. Gerade hier zeigt sich, dass noch nicht alle Optimierungsprozesse abgeschlossen sind. Zwar sind schwere Bauteile haltbarer, aber eben auch schwerer und damit Teil einer größer zu bewegenden Masse, die die Gesamtkonstruktion deutlich mehr belastet als leichtere Teile. Die Händler melden aber nur wenige Defekte und haben gemeinsam mit QUADIX auch ein thermisches Problem lösen können. Plastikteile verhinderten die Luftzirkulation. Große Belüftungslöcher reichten hier aus, um Abhilfe zu schaffen.
Fazit
Wir freuen uns auf die ersten echten Fahrzeugvergleiche. Beschleunigung, Standhaftigkeit und Fahrverhalten versprechen gute Ergebnisse bei den Vergleichen mit den etablierten Wettbewerbern. Auf jeden Fall bereichert STELS mit den EU-konformen Fahrzeugen den Markt und richtet sich preislich nicht an abgefahrene Sphären. Obendrein verspricht QUADIX als deutscher Importeur den nötigen Nachdruck, um im Osten für eventuell notwendige Anpassungen zur sorgen. Wir freuen uns, dass ein derart spannendes Fahrzeug nun auch auf dem deutschen Markt erhältlich ist. Power ist jedenfalls ausreichend vorhanden.
Text & Fotos: Martin Zink