Kultstatus

Written by on 3. April 2020 in Allgemein, Test + Technik

Hand an eine Harley legen? Darauf steht in der Szene beinahe die Prügelstrafe. Ist denn der Typ völlig bekloppt, lebensmüde oder hatte Sandy Poglavec einfach eine geniale Idee, als er vorne und hinten ein weiteres Rad an eine Harley Davidson konstruierte?

Jedenfalls behielt Sandy die Linie des Motorrads grundsätzlich bei, als er die Front- und Heckpartie entwarf. Sieht schon cool aus und erinnert etwas an einen nostalgischen Sportwagen. Aber das ist nicht das Wichtigste. Wichtig sind dem Belgier seine Kunden, denen er für – zugegeben viel – Geld ein exklusives Fahrzeug auf die Räder stellt. Wobei auch noch frei wählbar ist, ob aus dem Motorrad ein Dreirad wird. Ganz individuell kann man sich dabei sogar aussuchen, wo das zusätzliche Rad platziert sein soll: vorn oder hinten am Fahrzeug angebaut. Oder ob eben ein Quad entstehen soll. Damit könnte man eine Q-Tec als ein feines Männerspielzeug bezeichnen, fast wie früher in der Kindheit der Fischer-Technik-Baukasten.

Der Kunde ist König: Mit der „Harley“ ins Gelände

Obwohl die Umbaukits von Q-Tec weltweit patentiert sind, so ist die Idee aus einem Motorrad ein Quad zu machen nicht ganz neu. Zwar unter völlig anderen Bedingungen und im Ergebnis komplett anders interpretiert, hat sich Clemens Eicker (E.-ATV) die Zweiräder von KTM vorgenommen. So unterschiedlich wie die Basismotorräder von Harley-Davidson und KTM zeigen sich aber auch die jeweiligen Umbauten auf vier Rädern. Lassen sich die E.-ATV´s ihrem Ursprung nach sowohl auf Asphalt als auch im Gelände vorzüglich fahren, ist der Q-Tec Umbau für den reinen Straßeneinsatz konzipiert. Eine Harley hat auf einem Feldweg ja auch nichts zu suchen. Basta! Außerdem macht der doch sehr große Wendekreis der Q4 ein sicheres Manövrieren im Unterholz quasi unmöglich. Auch wenn Konstrukteur Sandy die Wendigkeit seiner Fahrzeuge in den Werbeinformationen hervorhebt, sollte man nicht vergessen, dass eine Harley-Davidson grundsätzlich auch nicht zum Kurven räubern gemacht ist.

Aber, der Kunde hat das letzte Wort. Und so klopften eines Tages Scheichs an Sandy’s Tür und plädierten für einen wüstentauglichen Umbau. Um die bestehenden Q4-Modelle für Wüstenritte und Waschbrettpisten auszurüsten, wurde das Fahrwerk mit anderen Dämpfern ausgerüstet. „Außerdem habe ich ‚quadähnliche‘ Nerf-Bars angebaut“, erzählt uns der Konstrukteur. Stabile Bumper an Heck und Front schützen vor allzu heftigen Anschlägen, die sich im Geländeeinsatz kaum verhindern lassen. Geringfügig geländegängig wurde der Cruiser letztlich mit größeren Reifen und Stollenprofil. Die Scheichs waren glücklich und es gab ab dann ein neues Modell – die Super-Q, die inzwischen auch in anderen Ländern gefragt ist.

Daraus entstand auch die neueste Version der Super-Q. Der Kunde wollte nicht nur ein tolles Quad, sondern auch im Gelände fahren. Der offensichtliche Militär-Fan ließ seinen Traum in Tarnfarben lackieren und mit robusten Geländewagen-Reifen ausrüsten. Sollte es ihm gelingen, die umgebaute Harley im Gelände festzufahren, so hilft die Seilwinde hoffentlich aus dem Gröbsten. Spaten und Axt helfen, wo die vergleichsweise geringe Bodenfreiheit Grenzen setzt. Gepäck wird stilecht in der alten Munitionskiste transportiert. Und schließlich lässt sich das gute Stück mit dem mitgelieferten Tarnnetz vor allzu neugierigen Blicken verstecken / tarnen.

Darf der das?

Ja – der Sandy darf das! Der Belgier ist einer jener Tüftler, den die Harley-Fahrer akzeptieren. Schon seit über 20 Jahren widmet er sich als Customizer der edlen amerikanischen Motorradmarke. Als Konstrukteur hat er nun auch schon seit fast zehn Jahren einen guten Ruf. Was er so drauf hat, zeigt die Webseite www.qtec-engineering.com sehr eindrucksvoll.

Text: Ralf Wilke

Fotos: Q-Tec, Frank Meyer

Magazinbeitrag aus Ausgabe 01/2017

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