Die stärkste KYMCO aller Zeiten! So titelten wir vor rund sieben Jahren, als die MXU 700 EXi auf den Markt kam. So lange schwimmt das Flaggschiff der Marke schon auf dem Markt mit. Jetzt gibt es ein Update.
In den sieben Jahren seiner Präsenz hat sich der solide Eintopf viele Freunde gemacht. Auch wir Redakteure freuten uns immer, wenn uns Importeur MSA im oberpfälzischen Weiden ein Fahrzeug zu Test- und Vergleichszwecken auf den Hof des Verlages stellte. War und ist das ATV doch stets ein Garant für Fahrspaß und ein Vorbild an Zuverlässigkeit. Teilweise hatten wir den 700er über mehrere Wochen im Einsatz und ihn dabei allen erdenklichen Situationen des vierrädrigen Lebens ausgesetzt. Alltag, Arbeit, Freizeit – Stadt, Land, Tour – Spaß, Sport, Spiel. Gelegentlich harderten wir etwas mit dem Design, welches unter dem absolut vorschriftsmäßigen LoF-Aufbau des Fahrzeugs mit voluminösen Kotflügeln litt.
Eine neue MXU?
Diese Zeiten sind vorbei! Kymco hat seinem Topp-Modell einen neuen Look verpasst. Moderner, aggressiver, sportlicher und auch gefälliger. Diesen Eindruck schindet die mächtige Front mit hochgezogenem Kühlergrill. Eine weitere Besonderheit: Der größere 21 Liter Tank ist im neuen KYMCO unter dem komfortablen Sitzbereich mit neuer bequemer Rückenlehne für den Sozius verbaut – der Tankeinfüllstutzen befindet sich jetzt hinten. Diese sinnvolle Anordnung des Tanks ermöglicht einen besseren Schwerpunkt des 372 kg schweren ATVs. Neben dieser Fahrwerks-Optimierung gibt den bewährten 700 Kubik Viertakt-Einzylinder-Motor mit elektronischer Einspritzung, der in der offenen Version 48 PS bei 6500 U/min Leistung liefert. In sofern hat sich zumindest nichts geändert. Das ATV kommt nach wie vor gut aus dem Drehzahlkeller an und setzt die Befehle des Daumengas konsequent in Vortrieb um. Da geht was. Der Einspritzung sei Dank. Allerdings ohne mit Leistungsexplosion oder -spitzen den Fahrer zu überfordern. Daher ist auch die neue Kymco nicht die erste Wahl der sportlichen ATVisten.
Zur Vollausstattung des neuen Premium ATVs gehört das Electronic-Power-Steering System (EPS), welches geschwindigkeitsabhängig reagiert. Zudem ist das MXU 700 EXi EPS serienmäßig mit einer stufenlosen Variomatik, zuschaltbarem Allradantrieb und Vorderachssperre, Untersetzungsgetriebe, Bergabfahrhilfe, einem zentralen LCD-Cockpit mit Infos zu Geschwindigkeit, Temperatur, Allrad-Status, etc. ausgestattet. Hinzu kommen noch viele Extras wie eine kräftige Seilwinde, die vom Lenker aus steuerbar ist, verstärkter Frontschutz vor Stein- und Geröllschäden, abschließbarer Tankdeckel und Haltegriffe am Beifahrersitz. KYMCO Deutschland stellt sein neues Flaggschiff einmal als offene LOF-Version in gewohnter Stärke mit 48 PS sowie freier Fahrt bis zu 100 km/h und einmal als neues T3B-Modell vor.
Komfortabel voran kommen
Unser Testfahrzeug war mit den BigHorn von Maxxis ausgerüstet. Bisher sahen wir nur Modelle auf dem Messestand und auf Fotos, wo dieser bewährte Reifen nicht zu sehen war. Jedenfalls tun die Reifen hier im tiefen Sand ihren gewohnt guten Job und bringen uns schon mal ein gutes Stück voran, ohne dass wir auf die Untersetzung zurückgreifen müssen. Mit diesen beiden Features gelingen uns auch steile Auffahrten und Dank der effektiven Motorbremse ebenso sicher die Abfahrten. Die Stabilisatoren beruhigen das komfortable Fahrwerk und tadellose Scheibenbremsen das Gemüt. Sie packen wirklich gut an. Der Passagier auf dem hinteren Ende der bequemen Sitzbank findet guten Halt und kann die Geländefahrt, leicht erhöht sitzend, gelassen nehmen.
Auf der Straße hat sich das Fahrverhalten gegenüber der allerersten Version von vor sechs Jahren deutlich verbessert. Die elektronische Lenkunterstützung (EPS) macht hier einen guten Job und verleiht ein sicheres Fahrgefühl, vor allem in den Kurven, wo sich auch die ordentliche Breite des ATVs positiv auswirkt. Rund 100 km/h sind drin. Im Gelände spielt das EPS im engen Trail seine Vorteile aus. Die MXU lässt sich schön manövrieren. Das lässt den Schluss zu, dass wir ein breites Einsatzspektrum abdecken werden mit der neuen 700er, denn sie hat sich nicht nur den Rahmen und das Chassis bewahrt, sondern auch die Tugenden der alten Version. Manches muss oder sollte man auch einfach nicht ändern. Freilich peilt Kymco die gleiche Zielgruppe an wie CFMoto mit seinen Modellen oder die Konkurrenz aus dem eigenen Herkunftsland wie Access oder Aeon. Jedoch könnte der Weidener Importeur mit dem neuen Design, der Einsatzfähigkeit und der Qualität seines größten Modells bereits nach den Premiumherstellern schielen.
Fazit
Denn Kymcos stärkstes ATV setzt Maßstäbe in der Klasse um 700 Kubik und braucht keinen Vergleich zu scheuen. Vielmehr spielt dieser Taiwanese bereits in der oberen Liga. Solide Fahrleistungen und eine hohe Verarbeitungsqualität zeichnen die MXU aus.
Text: Raymon de Kruijff, Ralf Wilke, MSA
Fotos: Andrew Walkinshaw