Custom made und ready to race

Written by on 5. August 2018 in Allgemein

Rennen fahren mit dem Quad? Dann hast Du zwei Möglichkeiten: rüste Dein Serien-Quad auf oder lasse Dir eins auf Maß schneidern. Das beide Varianten etwa auf den gleichen Preis auskommen, ist erstaunlich.

1A: Das Handling ist traumhaft und vor allem in schnellen Kehren gut beherrschbar.

Für die Sport- und Wettbewerbsfahrer unter uns ist der fahrbare Untersatz ein Sportgerät, wie für den Tennisspieler sein Schläger und für einen Mountainbiker das Fahrrad. Das beste Beispiel geben dazu die Moto-Crosser, die ihre Motorräder und Quads auf dem Anhänger transportieren und es nur im Training und Wettkampf fahren. Und davon gibt es nicht gerade wenige. Die Jungs und Mädels müssen oftmals auf Serien-Quads – regelmäßig jene japanischer Hersteller – zurückgreifen. Anfangs sicher noch gut einsetzbar, stoßen die mit steigender Erfahrung des Piloten bald an Grenzen. Der Zubhörmarkt hält von breiten Achsen, Fahrwerken und Motor-Tuning alles bereit, um aus einem Sport-Quad ein individuelles Renngerät zu schaffen. Das geht ins Geld. Wie schön wäre es da, wenn man ein Quad fahren könnte, welches von vorneherein für seinen Besitzer entworfen bzw. angepasst wurde? Zu teuer? Mitnichten! Ausgerechnet aus den Niederlanden erreichen uns herausragende Sport-Quads, die jeden Kenner begeistern. Sind doch unsere Nachbarn seit jeher begeistert vom Moto-Cross. Insbesondere im Custom-Bau von Chassis und Fahrwerkssystemen haben sich die Oranjes einen guten Namen gemacht. Vor allem die europäischen Topp-Crosser im Quadbereich sind selten auf bekannten Quads unterwegs.

WSP, das Quad vom Weltmeister

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Daniël Willemsen ist in der Seitenwagen-Cross-Szene beinahe schon auf den niederländischen und den WM-Titel abonniert. Bereits zehn Mal konnte er diesen Titel mit verschiedenen Beifahrern einstreichen. Unterwegs ist er derzeit mit Peter Beunk im eigenen Chassis, dem WSP – Willemsen Special Parts. Im Jahr 2014 entschied sich Daniël mit seinem Team einen ersten Prototyp des WSP-Quads zu bauen. „Mit ein Grund dafür war, dass die großen Hersteller keine Sport-Quads mehr herstellen oder liefern“, erzählt Daniël. Er sowie seine Techniker Igor und Frits investierten viel Zeit und Energie in das Projekt, für das sie sich einige Ziele gesteckt hatten. So sollte es nicht nur ein Quad sein, um Spaß zu haben, sondern sollte das Endprodukt siegfähig sein. Das Chassis ist in der Lage, leistungsstarke Motoren aufzunehmen, bietet ein exzellentes Handling bei möglichst geringem Gewicht. Letzteres hatte höchste Priorität und kostete in der Entwicklung viel Zeit und Geld. Doch schließlich ist WSP in der Lage, alles Nötige für das Quad im eigenen Hause herzustellen. Zugeliefert werden Motoren und die Fahrwerkstechnik. Ein großer Vorteil für den Kunden ist, dass er bei WSP noch entscheiden kann, was er will. So können er sich einen Bausatz oder eine fertige Maschine kaufen. Das Kit lässt sich am besten als „Rolling Chassis“ beschreiben. Das bedeutet, dass der Kunde noch den Antrieb zur Verfügung stellen muss. Ebenso bleibt Luft für Tuning, wenn die Leistungskurve steigt. WSP-Fahrer können ihr Fahrzeug immer weiter anpassen, so wie es ihm gefällt, passt oder der Geldbeutel erlaubt.

Leichtgewicht: Mit modernster Technik wurde das WSP auf Leichtbau getrimmt. Passt!

Ziemlich einzigartig ist der Racing-Service von WSP. Bei allen wichtigen Veranstaltungen reisen die Techniker mit ihrem Truck an. Der ist voll mit Teilen Zubehör. Vor Ort ist man in der lage sowohl Stahl, als auch Aluminium zu schweißen. Das ist Service auf hohem Niveau und für die Fahrer ist es schön zu wissen, dass selbst ein gebrochenes Chassis nicht das Renn-Aus bedeutet. Obwohl eine solche Panne angesichts der gebotenen Qualität wohl eher unwahrscheinlich ist. Plastikteile, Tank, Luftfilterkasten und Kühler stammen übrigens von den Gespannen der Firma und sind über den Shop schnell verfügbar. Die Motoren der Moto-Cross- und Enduro-Bikes dienen vielen Custom-Herstellern als willkommene Antriebsaggregate. Nach dem Motto „one fits all“ können die Rahmen der Spezialisten beinahe jeden Motor auf dem Markt aufnehmen. So auch WSP. Egal ob Zwei- oder Viertakter, großer oder kleiner Hubraum. Individuelle Abstimmung von Leistung und Fahrwerk sind so möglich.

Der Renner

Unser Test-Quad verfügt über einen Husky-Motor.

Wir hatten Gelegenheit, den WSP-Renner mit einem Husqvarna-Motor zu fahren. Schnell wurde uns klar, wie viel Energie und Hirnschmalz die Niederländer in die Geometrie des Quads investierten. Das Handling ist allererste Sahne! Vertieft hatten sich die Drei nämlich auch in die Lenkung und das so genannte Ackermann-Prinzip, welches bereits 1817 ein gewisser rudolph Ackermann zum patent für Kutschen anmeldete. Der „Ackermanneffekt“ tritt auf wenn die gedachte Verlängerung der beiden vorderen Radachsen bei der Kurvenfahrt sich in einem Punkt schneiden der genau auf der (gedachten) Verlängerung der Hinterachse liegt. Ist dieser Zustand gegeben, rollen alle Räder ohne Schieben oder andere Störungen in die Richtung in die sie rollen sollen. WSP hat das Chassis mittels Laser- und Computertechnik danach konstruiert und voll in Nachlauf und Sturz einstellbar entworfen. Die hohe und dennoch optimal nutzbare Motorleistung des FC 450-Motors sind erstaunlich. Das Quad entwickelt mit diesem SOHC-Motor rund 63 PS Leistung, bietet dabei dank dem leichten, hochmodernen Fahrwerk ein unglaubliches Handling. Der serienmäßige E-Starter und der am Lenker montierte Zündkurvenschalter machen es in der Konfiguration zu einem der modernsten Motocross-Quads auf dem Markt.

Ein Gewinner, wie sein Konstrukteur, ist die WSP-Husqvarna. Wie sahen aber auch bereits ein Quad mit KTM-Triebwerk, was auch beste Fahrleistungen verspricht. So, wie hier zu sehen, wechselt das Quad für 16.950,- Euro den Besitzer, wobei der neue zuvor sogar noch seine Sitzposition mitbestimmen konnte. Angesichts der Leistung und dem geringen Gewicht, dem herausragenden Handling könnte einem fast das Wort „Schnäppchen“ über die Lippen kommen. Denn wollte man seinen Japaner auf das Niveau der WSP anheben, so wäre man ganz sicher mehr Geld los und müsste zugleich noch auf viele Details verzichten, die im Rennen noch ein Quentchen bringen könnten. Somit sollte sich der MX-begeisterte Quadfahrer ruhig mal in Richtung Hengelo begeben um sich mit Daniël über die individuellen Möglichkeiten zu unterhalten. Umgekehrt tat Willemsen dies zuvor mit europäischen Piloten und Topp-Fahrern aus Übersee , um deren Meinung darüber einzuholen, wie ein Quad sein müsste. Schließlich kennt man sich gut aus dem internationalen Rennzirkus. Heraus gekommen ist der hier präsentierte Untersatz mit Deltabox-Rahmen und ungewöhnlicher Geometrie. 80 Gespanne und Quads verlassen derzeit jährlich die Halle von WSP, Tendenz steigend. 15 Stück sind bereits in der niederländischen Meisterschaft unterwegs wobei „Werksfahrer“ Mike Grinsven heraussticht. Und es sollte niemanden wundern, wenn schon bald auch hier die ersten WSP auf Punktejagd gehen. Das liegt dann sicher nicht allein an der Vakanz von Alternativen!

Mehr Infos und Kontakt: http://www.wspracing.com/

Text: Raymon de Kruijff; Ralf Wilke
Fotos: Raymon de Kruijff; Albert Schreuder
Erschienen in Quadwelt-Ausgabe 4-2016

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