Klassik-Test: Die Trude mit dem dicken Hintern

Written by on 8. August 2017 in Allgemein, Test + Technik, Trike

Trikes – Immer mehr dieser motorisierten Dreiräder bedienen sich der Quadtechnik. Insbesondere die so genannten Bike Conversions, also zu Trikes umgebaute Motorräder. Wir sind eines dieser Exemplare, übrigens made in Germany, gefahren.

Wie viel ATV steckt im Trike von Rewaco?

Wie viel ATV steckt im Trike von Rewaco?

Vorne zwei Räder und hinten eins, das kennen wir vom Can Am Spyder oder vom GG Taurus. Zwei Fahrzeuge, die ihre Abstammung vom Quad nicht verschleiern können. Aber eigentlich war es doch mal umgekehrt. Als in den USA mit Trikes im Gelände viele Unfälle passierten, verpasste die Industrie den Spaßgeräten vorne ein Rad mehr, in Anlehnung an militärische Vehikel wie zum Beispiel dem KraKa – dem „Kraftkarren“ der Bundeswehr. Quads waren geboren. Unter Trikes verstand man hierzulande dagegen eher dicke Fahrzeuge für die Straße, vorne Chopper, hinten quasi Auto mit VWBoxer-Motor.

Es fühlt sich gut an

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Fühlt sich ganz gut an, so ein Bike-Concversion. Irgendwie vertraut.

Ganz anders die Bike Conversions. Hier wird ein Motorrad zum Trike umgebaut, wobei der Charakter des Zweirads weitestgehend erhalten bleibt. So auch bei unserem Testfahrzeug, dem CT 800
S von Rewaco, einer Firma aus dem bergischen Lindlar. Basierend auf der 800er Intruder von Suzuki bietet die Firma das Modell als Einsteiger in die Welt der Trikes an. Der Umbau spielt optisch
bereits in der Oberliga. Da wirkt nichts angeschraubt oder improvisiert, sondern wie aus einem Guss. Sitzposition, Bedienelemente und Ergonomie lassen ein Gefühl von Easy Rider aufkommen.
Man wähnt sich nach wie vor auf einem Chopper sitzend bzw. fahrend. Daran muss man denken, wenn man den „dicken Hintern“ der Intruder-Conversion durch Engstellen oder an par –
kenden Autos vorbei manövriert. Dem Charakter des Motorrads entsprechend ist die CT 800 S ebenfalls ein komfortables Tourenfahrzeug. Ermüdungsfrei lässt es sich damit über Landstrassen
zirkeln. Das Gepäck wird zu diesem Zweck sicher in den abschließbaren Boxen vor Nässe geschützt. Der 2-Zylinder-V-Motor leistet 53 PS und zieht von unten kräftig durch. Schaltfaule Fahrer
werden ihre wahre Freude haben. Locker cruist es sich bis auf maximal 145 km/h. Wobei Rasen nicht das Metier der Rewaco ist. Gemütlich touren, Autobahnetappen tunlichst vermeidend, lässt man wie im Fernsehsessel die Landschaft vorbei gleiten. Ein breites Grinsen ist ebenso unvermeidlich, wie die verdatterten Blicke von Passanten und der Insassen in den Autos.

Technisch auf der Höhe

Technisch hat Rewaco auch einiges zu bieten. Die Suzuki Intruder ist tadellos verarbeitet und der Umbau ebenfalls und von höchster Qualität. Unsere Eingangsthese mit quadbekannter Technik verwirklicht sich an der CT 800 S durch den Kardanantrieb und die Einzelradaufhängung am Heck. Hier lohnt sich ein Blick auf das seit dem vergangenen Jahr angebotene neue Fahrwerk. Die Dämpfung übernehmen zwei hydropneumatische Federelemente, die dem System auch den Namen gaben. Das Besondere an dem „hydropneumatischen active Fahrwerk CTAS“: Es verbindet die
Vorteile von Starrachse und Einzelradaufhängung ohne Einbußen beim Fahrkomfort. Bei Kurvenfahrt wird das kurvenäußere Rad über einen Hydraulik-Aktuator mit dem kurveninneren Rad verbunden und arbeitet dann nach dem Prinzip der gekoppelten Einzelradaufhängung. Einfach ausgedrückt: es wird das kurveninnere Rad entlastet, das äußere Rad belastet. Dadurch bleibt das Trike bei Kurvenfahrt stabil und weist keine Fahrneigung nach außen auf. Zusätzlich bietet das CTAF eine einfache Anpassung des Vorspanndrucks je nach Beladungszustand. In der Praxis bleibt die CT 800 S tatsächlich präzise steuerbar. Während unserer Testfahrten konnten wir weder ein Schieben über das Vorderrad, noch ein Ausbrechen des Hecks ausmachen. Der Vergleich mit dem Sessel drängt sich wieder auf, denn da fühlt man sich auch sicher und wohl. Vorne unterstützt ein Lenkungsdämpfer die Laufruhe dieses gelungenen Trikes. Mit wenig bis gar keinem Körpereinsatz ist die Rewaco durch Kurven und um Ecken zu steuern. Den Motorradlenker einfach in die Richtung weisen und Gas geben. Macht Spaß! Chopper- Trike – und Quadfahren vereint und doch entsteht ein eigenes Fahrgefühl. Mit einem Preis ab 19.600 Euro ist das Fahrzeug angesichts der gebotenen Qualität nicht zu teuer.

In der Szene

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Vergleiche und Scherze beiseite. Trikes haben es nicht immer leicht in der Szene. Für Motorradfahrer weisen sie ein Rad zu viel auf, für uns eines zu wenig. Doch Rewaco weiß mit seinen Bike-Conversions zu überzeugen. Mit Qualität, Optik und technischen Highlights. Unter Spyder und Taurus ist noch Platz und Spielraum für neue Ideen in der Quadszene. Es gibt übrigens noch eine Übereinstimmung mit diesen Dreirädern und auch mit ATVs: Die CT 800 S darf mit dem Autoführerschein bewegt werden. Auf dem Sofa unterwegs zwischen den Welten des Motor-Kosmos!

Text: Ralf Wilke
Fotos: Thomas Ströter

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