Enduro? – Renegade 570!

Written by on 18. September 2016 in Allgemein, Can-Am, Test + Technik

Die Renegades von Can-Am haben zugelegt. Nicht nur an Hubraum. Für den 570er gilt das im Besonderen. Das Modell Xxc zeigt mit gesteigerter Durchzugskraft und jeder Menge Extras, was eine echte Enduro-Maschine alles kann. Und wie!

Endurofahren mit dem "kleinen" Renegade von Can-Am.

Endurofahren mit dem „kleinen“ Renegade von Can-Am.

Enduro: Über Stock und Stein, egal, was kommt. Enge Wege, schnelle Abschnitte, Sonderprüfung auf der Crossstrecke. Felsiger Untergrund oder Wurzelteppich, Baumstämme über- oder Flussläufe durchqueren. Fahrer und Maschine müssen sich vielen Herausforderungen stellen, wollen sie gemeinsam einen Wettbewerb bestehen. Die andere Facette des Enduro-Sports ist das Wandern in wilden Landschaften oder abgelegenen Gegenden, mit ähnlichen, geländetechnischen Ansprüchen an Mensch und Fahrzeug. Dabei soll das gemütliche Touren ebenso möglich sein, wie der spannende Ritt über die Piste. Dazu braucht es wahrlich eine eierlegende Wollmilchsau in Gestalt eines fahrbaren Untersatzes. Und genau so etwas bietet Can-Am mit seinen Renegade-Modellen.

Bestens gerüstet: Xxc = Cross Country, also Enduro im klassischen Sinne.

Bestens gerüstet: Xxc = Cross Country, also Enduro im klassischen Sinne.

Davon ist der 570er die kleinste Version. Allein auf dem Papier versprechen seine Geschwister mit 850 und satten 1.000 Kubikzentimetern mehr Kraft und Vorwärtsdrang. Das mag auch so sein, aber Papier ist geduldig. Denn wo Geschick und Gleichmäßigkeit mit händelbarem Gewicht kombiniert werden müssen, sind die großen Renegades etwas „überpowert“. Während sie auf Bajas und im Rallye-Einsatz sicher glänzen, sammelt der „Kleine“ seine Pluspunkte im klassischen Enduro-Segment.

Ein echtes Enduro-ATV

Und dafür ist vor allem das Xxc-Modell bestens gerüstet. Profitierend von den Erfahrungen der US-amerikanischen GNCC-Serie – gilt als einer der härtesten Wettbewerbe im Endurobereich – ist der Zweizylinder Sportler bestens bestückt. So wartet ein komplett einstellbares FOX-Fahrwerk auf seinen Einsatz und 12-Zoll-Bead-Lock-Felgen halten die ITP-Holeshot-Bereifung fest auf dem Wulst wenn es hart her geht. Ein Rennlenker mit Handschützern und das Design setzen das Enduro-Modell schließlich auch optisch vom rund 1.000 Euro günstigeren Basis-Renegade ab. Insgesamt lohnt sich die Investition, welche den 570er „rennfertiger“ macht. Was für den Enduro-Wanderer zugleich „offroadtauglicher“ bedeutet. Das heißt nicht, dass die normale Version eine Krücke wäre, aber ein Fahrwerk beispielsweise kostet nachgerüstet ein Vielfaches. Zusätzlich bietet die Xxc das DPS-System DPS-System (Dynamic Power Steering). Die Servolenkung macht sich im Einsatz extrem bemerkbar. Sei es beim Rangieren in engsten Passagen, aber auch als eine Art Lenkungsdämpfer bei forscher Gangart über harte Pisten und Querrillen. Gut angelegtes Geld für einen echten Mehrwert!

Zum Motor: plus zwei PS liest sich auf dem Papier gering, aber in Verbindung mit der Hubraumerweiterung und den stärkeren Untersetzungen in den Vorwärtsgängen geht er deutlich vehementer zu Werke als der bisherige 500er. 48 Pferdchen stehen nun zu Buche und laut BRP neun Prozent mehr Drehmoment im mittleren Bereich. Ein Plus in der Beschleunigung und die Endgeschwindigkeit liegt auch gut über 100 km/h. Bei dem ganzen Überarbeiten hat Can-Am die Wartungsintervalle verlängert. So ist ein Wechsel der verschiedenen Schmierstoffe erst nach 3.000 bzw. 6.000 Kilometer fällig. Die 300-km-Einfahrphase mit den bisher fälligen Wechseln entfällt. Das spart auch dem Besitzer bares Geld.

Enduro-Sportler: Der handliche Renegade lässt sich als Xxc geschickt durchs Gehölze feuern.

Enduro-Sportler: Der handliche Renegade lässt sich als Xxc geschickt durchs Gehölze feuern.

Fahren auf dem Renegade

Einen Renegade zu fahren, hieß schon immer in einer Klasse für sich unterwehgs zu sein. Kaum ein anderes Serien-ATV mit Renn-Attitüde setzt slebige auch so konsequent um. Und darum geht es ohne Abriss des Drehzahlbandes voran. Sauber dreht der zweizylinder hoch und bringt das Vierrad forsch voran. Wir lieferten uns auf einem Enduro-Parcours ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einer 250er KTM. Das Motorrad konnte seinen Leistung-zu-Gewichtsvorteil nicht ausspielen. Einen weiteren Vergleich gefällig? Während einer Tour im schweren Geläuf, spielten deutlich größere ATVs ihr Plus an Hubraum oder Leistung nicht aus. Dank des optimierten Kampfgewichts der „kleinen“ Renegade, konnte an mancher Schlüssselstelle gar ein Vorteil erfahren werden. Der Grund: bei Bedarf ist der eben noch so vehement beschleunigende Motor sehr exakt kontrollierbar und überrascht nicht mit einer plötzlichen Leistungsexplosion.

Hart im Nehmen: Der 570er ist zwar der kleinste, aber ein echter Renegade im Sinne des Herstellers und seiner Zielgruppe. Eine Enduro par excellence.

Hart im Nehmen: Der 570er ist zwar der kleinste, aber ein echter Renegade im Sinne des Herstellers und seiner Zielgruppe. Eine Enduro par excellence.

Im Trail hat das durchaus Vorteile. Schließlich leitet sich der Begriff „Enduro“ von „endurance“, also Ausdauer und / oder Durchhalten ab. Der 570er schont die Kondition des Fahrers. Nicht allein wegen des Motors, sondern auch mittels des herausragenden Fahrwerks. Die FOX-Dämpfer sind in der Zug- und Druckstufe komplett einstellbar. So zeigen schon einige Klicks an den Stellschrauben spürbare Veränderungen im Dämpfungsverhalten. Wobei wir in verblocktem Terrain „alles auf weich = Komfort“ justierten. Forsch gefahrene Wellen, Schotter oder auch Straße gefielen uns hart besser. Logisch, mag nun mancher denken, aber die Bandbreite ist für ein Serienfahrzeug enorm. Die Stabilisatoren tun ein Übriges, um Ruhe und Kontrolle in jede Fahrt zu bringen.

Viel Fahrspaß: Das ATV ist nahe dran an der "eierlegenden Wollmilchsau".

Viel Fahrspaß: Das ATV ist nahe dran an der „eierlegenden Wollmilchsau“.

Spielerisch meistert man mit dem Renegade die kniffligsten Situationen. Dabei hat man als Fahrer mehr Bewegungsfreiheit, als es das ATV auf den ersten Blick vermuten ließe. Der muntere Lastwechsel des Triebwerks in Verbindung mit den ITP-Reifen liefert Kontrolle und Grip. Selbst bei hohem Tempo fühlt man sich nicht unsicher. Die erwähnte Lenkunterstützung lässt sich während der Fahrt anpassen. Wenn man also merkt, es rappelt im Handgelenk, lässt sich noch eine Schippe Dämpfung bzw. Unterstützung drauflegen. Die Massen des ATVs liegen günstig und lassen es über Wurzelteppiche nahezu tanzen. Gewicht nach hinten, ein beherzter Gasstoß und die Vorhand lupft. Sehr schön! Weniger schön ist der Schutz vor den Elementen. Die Kunststoffverkleidung reicht kaum aus, das Gröbste abzuhalten. Can-Am bietet Verbreiterungen an. Sehen zwar sch… aus, sind jedoch sehr nützlich.

Unterm Strich

Zügig voran: Das Sport-ATV lässt sich beinahe "quadmäßig" bewegen.

Zügig voran: Das Sport-ATV lässt sich beinahe „quadmäßig“ bewegen.

Tja – sonst alles gut! Bodenfreiheit okay, Bremskraft und Dosierbarkeit der vier hydraulischen Scheiben vorbildlich. Wenn es rutschig oder haarig wird, greift das Visco-Lock ein und verleiht dort Vortrieb, wo er vermisst wird. Im Allrad-Modus ist der Renegade ohnehin kaum aufzuhalten. Das macht den neuen 570er sehr interessant. Wir empfehlen absolut das Xxc-Modell, wegen der wertigen Extras, die dem sportlichen ATVisten entgegen kommen. Zudem handelt es sich um einen wahren Renegade, der seinen größeren Geschwistern in nichts nachsteht und den Gewichts- und Kontrollvorteil mitbringt. Und natürlich den Preisvorteil. 9.799,- Euro will der Händler haben, was angesichts des Pakets fair ist. Tiefer muss nur in die Tasche greifen, wer auf brachiale Kraft steht und sich entweder den neuen 850er oder 1.000er kaufen. Da gehen aber auch gleich nochmal ein paar Tausender drauf. Mehr Enduro im Sinne des Erfinders bekommt man unterm Strich aber mit dem kleineren Modell des Renegade. Weniger ist halt manchmal doch mehr. Mehr Enduro in jedem Fall!

Text: Ralf Wilke
Fotos: Martin Zink, Thierry Honnorat, Christian Weber, BRP

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