Schon zum zehnten Mal wurde in Rumänien der Wolf gejagt. Rund 130 Fahrer aus Europa und den USA fanden sich im kleinen rumänischen Bergdorf Baisoara ein, um dort in vier Klassen ein einwöchiges unvergleichbares Rennen zu genießen – CFMoto-hunt-the-wolf.
Auf 1400 m Meereshöhe blies den Teilnehmern mehrmals ein Schneesturm um die Ohren, aber die von Rennorganisator Oliver Renzler ausgesuchten Strecken heizten den Fahrern gehörig ein, sodass die Freude über die kühlen Temperaturen überwog.
Start frei
Montag fand das übliche Registrierungsprozedere statt, mit ärztlicher Visite, Papierkram und Nummerzuweisung. EXTREME-Fahrer mussten dann auf die verlängerte Teststrecke, um ihr Können zu beweisen. Das taten sie dann auch mehr oder weniger gut, sodass tags drauf alle auch in der Extreme-Klasse starten durften und nicht in Crossover wechseln mussten. 9 Uhr abends hieß es antreten, für alle. Seit Jahren war zum 10jährigen Jubiläum erstmals wieder eine Nachtetappe vorgesehen. Diese wurde zwar nicht bewertet, aber mitmachen war Pflicht. Und niemand bereute es: nach einer Viertelstunde Fahrt durch die Dunkelheit wurden alle Fahrer auf einem Hügel geparkt. Motoren und Lichter aus. Warten. Plötzlich dann ein Lichterblinken jenseits der Dunkelheit. Das Signal zum Start! Den Rest muss man erlebt haben. Querfeldein dem Lichte zu. Einige gingen verloren, aber um 2 Uhr nachts waren die letzten Jäger eingesammelt. Ein kurzer Schlaf und los ging es mit dem Massenstart.
Volles Programm
Die folgenden fünf Tage boten wie immer faszinierendes ATV-Fahren. 30 Prozent der Tracks werden jedes Jahr neu gesucht und dann mit alten Abschnitten völlig neue am Computer für die GPS Geräte verknüpft. Nur die Klasse Adventure durfte auch heuer wo auch immer fahren und ab dem letzten Wolf nur noch genießen. Weil die neue Side by Side Klasse wie angekündigt zwischen Crossover und Extreme lag, häuften sich die Ausfälle. Nach 2 Tagen waren von 8 nur noch 2 Fahrer übrig: mit einem Maverick 1000 die lettischen Brüder und mit der Rallychampion Szabo mit seiner rumänischen Copilotin Camilla am Steuer eines CFmoto Z8. Die Letten kämpften sich stoisch vorwärts, aber Szabo war einfach schneller. Ein verdienter Sieg für den Rallychampion und ein Wahnsinnsergebnis für CFmoto und sein erfolgreiches Side by Side Z8.
In Adventure ließen die deutschen Vorjahressieger um Patsch und Rehberg niemanden eine Chance, selbst den früher ebenfalls siegreichen Rumänen. Die neue Regel, dass das Tagesrennen nach dem letzten “Wolf” beendet ist, und damit nicht mehr zur Basis zurückgerast werden musste, wurde von allen täglich für eine Genußfahrt nach Hause genutzt.
In Crossover kämpften mehrere Teilnehmer bis zur letzten Minute des letzten Tages um Sieg und Podium. Die Crossover-Strecken verlangten den Fahrern jeden Tag mehr ab und boten immer schönere Perlen wie “Paradise Canyon”. Der eine und andere fiel den gehobenen Schwierigkeiten zum Opfer, doch gröber verletzt wurde glücklicherweise niemand. Mit nur 2 Minuten Abständen standen schlussendlich zwei Polen und ein Ungar auf dem Podium.
Gewinnen oder scheitern
Zu einem unangefochtenen Sieg fuhr der 2014 EXTREME-Sieger Radu Lungu. Anfangs war das Feld in der Königsklasse noch offen, die Favoriten kamen aus der Tschechei, den USA und eben Rumänien. Sashka Pawel gewann das Rennen 2013 und 2015, der US Profi Rick Cecco beendete das Rennen 2015 nach technischen Problemen als Zweiter. Heuer wollten alle drei gewinnen – oder scheitern. Als erster gab dann Pawel auf. Nach einem Motorschaden verzichtete er auf eine Reparatur, vermutlich weil er die Klasse und den Vorsprung Radu’s als uneinholbar einstufte. Rick sah die gelbe Karte am vierten Renntag. Nach brachialischer Fahrt brach seine Hinterradaufhängung. Nachts wurde diese dann zwar ausgetauscht, aber am letzten Tag überschlug sich der Amerikaner und gab auf. Als Sieger von vier Tagen nahm Radu am letzten Renntag nur als Zuschauer teil, und zwar dort, wo es am spektakulärsten war: bei einer 200 Höhenmeter Steilabfahrt in einen Kanal, den die Fahrer an 60 m Fixseilen gesichert einfahren mussten. Wie bei einem Klettersteig in den Alpen: Karabiner einhängen und umhängen. Denn ohne dieser Sicherheit wäre, im Falle eines Überschlags, das Gefährt 200 m über den Kanal in die Tiefe gerollt, bis zur Straße. Aber vorher vielleicht noch auf einen vorherfahrenden Fahrer.
Emotionen und Adrenalin suchen alle Teilnehmer bei CFMOTO-HUNT-THE-WOLF. In EXTREME sind sie garantiert. Die Deutschen Michael Bauer, Felix Balz und Dominik Appel wissen das und nahmen schon zum vierten Mal in dieser Klasse teil. Marco Wilden zum ersten Mal, aber – wie er sagt – nicht zum letzten, obwohl seine Can-Am am dritten Tag nach einem 100 m Rollover wie ein ausgeschlachtetes Tier zum Erliegen kam. Der Wolf war hungrig.
Impressionen vom 2016er CFmoto-hunt-the-wolf / Jag den Wolf
Nach dem letzten Renntag stieg die Party: zur Preisverleihung und zur erfolgreich und unverletzt überstandenen 10jährigen Veranstaltung. Böller krachten, Konfettis flogen, zwei Modells entstiegen einer großen Torte und eine kleinere wurde zum Essen verteilt, Gratisbier und rumänische Fleisch-Mici schenken Kraft und machten Laune. Zur Musik eines DJ tanzten vor allem die baltischen Teilnehmer was das Zeug hielt, und erst zu später Stunde konnte man das Heulen des Wolfes in stiller Nacht wieder hören.
So sehen Sieger aus
Die offiziellen Resultate gibt’s hier: http://www.hunt-the-wolf.com/results-2016/
Text und Fotos: CFmoto-hunt-the-wolf