Warum stellen wir immer wieder Trikes vor? Für unsereins haben die doch im Wortsinne ein Rad ab! Ganz einfach: Trikes haben mehr mit unseren Lieblingsfahrzeugen gemein, als es auf den ersten Blick scheint. Und bieten Technik, die begeistert. Ein Blick auf das Hayabusa-Trike lohnt sich deshalb allemal.
Motorrad-Fans läuft ein wohliger Schauer über den Rücken und ein gewisses Maß an Respekt spiegelt sich wider, wenn allein der Name erklingt: Hayabusa! Es ist schlicht das stärkste und schnellste Serienmotorrad der Welt. Wer es beherrscht muss fahren können und wenig zimperlich sein. Der Motor – ein Kraftpaket, dass auf rund 200 PS gedrosselt werden musste, um die Zulassungshürden überhaupt nehmen zu können. Geschwindigkeiten an der 300-km/h-Marke – einfach irre! Viel Stoff für viele Benzingespräche.
Gemeins
Gemeinsamkeiten?
In solchen Unterhaltungen geht es oft um die Vorzüge des einen oder anderen Fahrzeugkonzeptes, scheiden sich die Geister, entzünden sich Streits. Vereinigt ein Trike denn nun die Vorteile von Auto und Motorrad? Tut das eher ein Quad? Oder hat das alles gar nix miteinander zu tun? Zweiradfahrer sehen in den mehrspurigen Frischluftkameraden manchmal jemanden, der den „Einser-Führerschein“ verpasst hat, aber eigentlich gerne einer der ihren wäre. Alles Quatsch! Aber Gemeinsamkeiten gibt es dennoch, gerade was das Hayabusa-Trike von Boom betrifft. Wie viele Quads – vor allem die der Strassenfraktion – hat es von einem Motorrad den Antrieb spendiert bekommen. In diesem Fall muss man das wirklich so nennen, denn der Motor ist schon etwas Besonderes. 1.340 Kubikzentimeter verdauen im Boom 197 PS. Wahlweise gibt es einen Aufschlag mittels Turbolader, der das Ganze auf 315 Pferdchen beamt. Dagegen wirken die schnellsten 4-Zylinder-Quads wie lahme Enten. Die Beschleunigungswerte während unserer Testfahrt mit der gedrosselten Version langten, um den Fahrern ein fettes Grinsen ins Gesicht zu pressen – wörtlich!
Schon im ersten Gang ist man binnen weniger Sekunden auf 100, gefühlt in Bruchteilen einer solchen. Das Fahrwerk ist derlei Beschleunigungsorgien locker gewachsen und ähnelt mit der Einzelradaufhängung an ein ATV, welches zum Straßenbetrieb tiefer gelegt wurde. Kurzum, das kann was und lässt sich kaum aus der Ruhe bringen. Beruhigend ist auch, dass man dank der Bremsanlage mit zwei Dopplekolben auf jedem Hinterrad die Fuhre auch aus jenseits der 200er-Marke sicher zum Stehen bringt. Von der Bremstechnik können sich einige Hersteller eine Scheibe abschneiden. Aber Rasen steht gar nich so sehr im Vordergrund, auch wenn die Leistung des Boom-Trikes durchaus dazu verleiten könnte. Das Chopper-Gefühl beim Cruisen auf der Landstraße ist Fahrgenuss pur. Serpentinen, heraus aus der Kurve, wenn es mächtig von hinten schiebt ebenso. Jeder Befehl der Gashand wird mit Vortrieb beantwortet, während man aber auch in verkehrsberuhigteren Gegenden untertourig bummeln kann. Dem Drehmoment sei Dank. Ein Hilfsrahmen nimmt das Zwischengetriebe auf mit dem Differential. Die Schwinge im Vorderrad hält konsequent Bodenkontakt und schluckt artig jedwede Unebenheit.
Es ist erstaunlich, wie handlich sich so ein Bolide zähmen lässt. Erstaunlich, wie exakt das Fahrwerk arbeitet.
Und erstaunlich, wie viel Respekt man wie von selber allein dem Namen Hayabusa entgegen bringt. Schon vor dem Aufsitzen und erst Recht unterwegs. Langstrecke, Genusstour oder Heizen – geht alles mit diesem Trike. Von der legendären Suzuki wurden der Motor, die Auspuffanlage, Elektrik und Kühlsystem, Verkleidung und Bedienelemente sowie diverse Kleinteile entnommen, die Antriebstechnik erinnert an die von ATVs, wobei der Antriebsriemen der fetteste ist, den wir je gesehen haben. Die breiten Schluppen stünden auch jedem Porsche gut. Dazu kommt das Fahrwerk mit seinem Gitterrohrrahmen, Aluminiumschräglenkern, Bilstein Gewindestoßdämpfern sowie einem Stabilisator ist der Leistung auch in der 300 PS starken Kompressorversion jederzeit gewachsen ist.
Mitreden!
Haben wir also doch alle was gemeinsam, oder? Noch nicht überzeugt? Okay, dann noch ein kleines Schmankerl zum Schluss: Die Boom-Konstrukteure haben ein Kurvenfahrlicht integriert, wie weiland Citroën an der guten alten DS. Und noch was haben die Trike- mit den Quadkonstrukteuren gemein: Sie bringen Fahrzeuge gegen alle Widerstände auf die Straße und „tüven“ sie, von denen man eigentlich denken müsste „niemals!“ Wem das jetzt alles zuviel der Vergleiche ist und wer selber nach Gemeinsamkeiten suchen will, der kann unter www.boom-trikes.com eine Probefahrt vereinbaren. Danach kann man mitreden bei den Benzingesprächen.
Text: Ralf Wilke
Fotos: Ralf Wilke, Boom-Trikes, Suzuki