Sportquads sind anscheinend vom Aussterben bedroht. Die aktuellen Zulassungszahlen sprechen eine deutliche Sprache. Doch zum Glück finden sich immer noch begeisterte Enthusiasten und Sportler.
Sportquads sind anscheinend vom Aussterben bedroht. Die aktuellen Zulassungszahlen sprechen eine deutliche Sprache, der Trend zum Allrounder-ATV mit viel Hubraum und mächtiger Motorleistung ist schon seit längerer Zeit nicht mehr wegzudiskutieren. Viele Hersteller stellen entsprechend auch das Modellangebot um und nehmen die einst marktbeherrschenden Sportler komplett aus dem Programm. Doch zum Glück finden sich immer noch begeisterte Enthusiasten und Sportler, für die nichts über ein richtig geiles Sportquad geht und alles für deren Erhalt tun. So auch Leser Harald Unseld, der seine Suzuki LTR 450 gegen kein anderes Quad tauschen möchte.
Quad fahren ist toll. Ein Quad im Gelände fahren ist noch toller. Ein richtig gut modifiziertes Sportquad in einem Rennen zu bewegen, das ist eine echte Herausforderung für ganze Kerle und in wenigen Fällen auch für eiskalte Ladys. Harald Unseld gehört zu der kleinen Gruppe der echten Racing-Infizierten in Deutschland, die ein Duell auf der Cross-Piste in vollen Zügen genießen. Leider machen viele Quadhersteller den Rennfahrern das Leben schwer. Immer mehr Sportquads verschwinden aus dem jeweiligen Angebot. Entsprechend schwer haben es die Sportler, ein passendes Gefährt von der Stange für Ihre persönlichen Ansprüche zu finden. Harald hat aber das für ihn maßgeschneiderte Fahrzeug gefunden und scheut keine Mühe, seinem treuen Gefährten die beste Pflege für ein langes gemeinsames Leben zukommen zu lassen. Harald erzählt uns hier, wie er zum Quadfahren kam und wie er in der vergangenen Winterpause seine LTR 450 für die neue Rennsaison 2013 in einen Top-Zustand versetzte.
„Ein fröhliches Hallo an die Quadwelt-Leser, ich bin Harald Unseld und wohne in Langenau bei Ulm. Ich bin jetzt 32 Jahre alt und somit eher ein Späteinsteiger was den Quadsport betrifft. 2005 war ich erstmals stolzer Besitzer einer Yamaha YFM 350R, das Quad hatte eine Zugmaschinenzulassung. Ich konnte also schon auf der Straße fahren, hab aber schnell gemerkt, dass ich viel lieber Offroad unterwegs bin. Und flott war für mich auch kein Hindernis. Allerdings, mit dem Mini-Rappen war Rennen fahren nicht wirklich drin. Darum habe ich mir 2007 eine weiße Suzuki LTR 450 K7 zugelegt und erste echte Racing-Erfahrung sammeln können. Ein Jahr später bin ich als aktives Mitglied dem MC Windsberg e. V. beigetreten, auf der vereinseigenen Strecke kann ich jetzt trainieren, wann immer mein Job es zulässt. 2009 hab ich bei einem Angebot einer Suzuki LTR 450 K9 Limited Edition zugeschlagen. Dem Quad bin ich bis heute treu geblieben, vor allem weil mich das Teil bisher auch nie enttäuscht hat. Mittlerweile hat die LTR 110 Betriebsstunden runter, die ich hauptsächlich bei Stoppelcrossrennen und der Bavarian Quad Challenge gefahren bin. Meine Frau Tanja begleitet mich übrigens bei fast jeder Gelegenheit und hat dabei nicht nur die komplette Logistik im Griff, sondern auch Ihre Kamera, mit der Sie wirklich tolle Fotos von meinen Rennen schießt“.
Selbst ist der Mann
Die Wartung und alle anstehenden Reparaturen wurden von Harald stets selbst durchgeführt, wie er nicht ohne Stolz erwähnt. Dabei stellte zum Beispiel auch der Wechsel eines Gangrades kein wirkliches Problem für den Self-Made-Mechaniker dar. Sehr hilfreich ist Harald die Tatsache, dass er über eine gut ausgestattete Werkstatt inklusive Hebebühne und eine stattliche Sammlung an Spezialwerkzeugen verfügt. Falls es doch mal ein scheinbar unlösbares Problem gibt, googelt Harald im Netz nach einer Lösung oder findet Hilfe im amerikanischen LTR450HQ-Forum, wo er auch Mitglied ist. Jeder Offroader weiß aber auch, dass es nichts Schlimmeres für das Material gibt, als ein Ritt über die Cross-Piste im Renntempo. Die Steinschläge der aufgewirbelten Bodenmassen haben enorme Energie, teilweise wird sogar das Plastik der Verkleidung bis zum Bruch malträtiert. Sämtliche Metallteile werden regelrecht vom Sand geschmirgelt und sind somit dem Rost ausgesetzt. So musste auch die Suzi von Harald schon einiges einstecken, was ihn dann im vergangenen Winter zu einer Grundsanierung optisch wie auch technisch veranlasste. „Der Motor bekam einen neuen Zylinder, Kolben und Kubelwellenlager. Ich habe das Quad komplett in seine Einzelteile zerlegt und dabei in vielen verstecken Ecken erstmals das ganze Ausmaß der vergangenen Renneinsätze gesehen. Das hat mich in meiner Schrauberwut nur noch mehr ermutigt. Nach der Entrostung aller Metallteile ging es an die Farbgebung. Ich habe Rahmen, Schwinge, Radsterne, Bremsscheibensterne und Spurstangen in einer RAL-Farbe gelb-grün pulverbeschichtet. Für den RAL-Ton hab ich mich deshalb entschieden, weil die Farben immer und überall nachzukaufen sind. Ich weiß ja jetzt schon, das ich im laufenden Jahr ganz sicher hier und da mal nachlackieren muss. Nerfbars, Rahmenschutz und Heckbumper sind schwarz pulverbeschichtet. Die Achse hab ich vorsichtshalber nur lackiert, die Temperaturen beim Pulvern sind nicht zu unterschätzen. Bei der Gelegenheit habe ich natürlich auch gleich alle Lager und den Kettenkit erneuert. Das komplette Dekor in Monster-Energy-Optik gibt dem Quad den letzten Schliff. Obwohl das Quad höchstwahrscheinlich ausschließlich im Gelände bewegt wird, verfügt die LTR über eine LOF-Zulassung. Auch die dafür nötigen Umbauten wie Kabelbaum, Beleuchtung usw. wurden von Harald selbst gemacht. Die Zulassung dient in erster Linie dazu, das Quad auch versichern zu können. Und bei einem eventuellen Verkauf ist alles Nötige vorhanden.
Ready to Race
Für die Saison 2013 hat sich Harald als Fahrer bei der German Cross Country Meisterschaft eingeschrieben. Sein erklärtes Ziel wäre eine Platzierung am Ende der Meisterschaft unter den Top 10. Oberste Priorität hat aber die Sicherheit. Harald wird nicht auf der letzten Rille fahren und wünscht sich eine möglichst unfallfreie Saison, auch für alle Mitstreiter. Vor dem ersten Trainings- und Renneinsatz war Haralds LTR 450 auf der Motorradmesse „Wheelie“ in Ulm auf dem Stand eines örtlichen Quadhändlers als Blickfang ausgestellt. Zu Recht, wie wir meinen. Wir wünschen Harald für die Saison viel Erfolg und vor allem eine Menge Spaß.
Text: Frank Meyer
Fotos: Tanja Unseld