Leg dich rein, zieh`s durch!
Gib Gas, brems dich in die Kurve, spiel mit dem Daumen, lass die Finger von der Bremse. Drifts fordern von dir Überwindung – eben nicht zu bremsen. Egal wie die Strecke aussieht.
„Am Kurveneingang stellst du fest: ich hab vergessen zu bremsen. Und die Rettung ist nur der Drift.“ sagt Hans Ölschuster und Ölschuster ist so etwas wie der Buddha des Drifts. Er weiß wie`s geht und er erklärt es ziemlich anschaulich am Rande der Saisoneröffnung der Shorttrack-Rennserie in Diedenbergen in der Nähe von Frankfurt am Main.
Die Grundlagen
Ein Drift findet in drei Phasen statt: der Kurveneingang, das Spiel mit Gas und Lenker sowie das Abfangen des Fahrzeuges am Kurvenende. Dabei unterscheidet die Fahrphysik nicht zwischen heck- oder allradgetriebenen Fahrzeugen, wobei die unterschiedlichen Antriebsarten dennoch Einfluss auf den Ablauf des Drifts haben. Wir blicken auf den klassischen Hecktriebler. Aber Achtung: Drifts nur auf abgesperrtem Gelände und auf passendem Unterboden.
Die Voraussetzungen
Im Grunde bestimmt sich der perfekte Drift durch das Zusammenspiel aus Fahrzeug, Fahrer und Untergrund. Sandiger aber fester Boden eignet sich hervorragend für Drifts, da gerade hier die Gefahr des Überschlags am geringsten ist. Für Drift-Trainings sollte immer genügend Auslauffläche bereit stehen. Harte, wenig griffige Hinterreifen erleichtern den Drift, die Vorderräder sollten im Gegensatz dazu besonders griffig sein. Ebenso wichtig ist die Abstimmung des Fahrwerks. Einige Fahrer bevorzugen eine neutrale Abstimmung, andere setzen auf starken Sturz an beiden Achsen und eine leichte Vorspur an der Hinterachse. Je kürzer das Fahrzeug selbst ist, desto größere Driftwinkel sind möglich.
Der Kurveneingang (1)
Am Kurveneingang entscheidet sich der Drift! „Du musst leicht vom Gas gehen, dann hebt sich das Heck deines Fahrzeuges automatisch und über die Hinterachse entsteht die Fliehkraft, die dein Fahrzeug ausbrechen lässt.“ sagt Ölschuster und beschreibt einen beginnenden Lastwechsel des im Falle der Shorttrack eingesetzten Hecktrieblers. Dabei können verschiedene Sitzpositionen eingenommen werden. Manche Fahrer hängen stark zum Kurvenmittelpunkt und stützen sich dabei teilweise an den Nerfbars auf der kurvenäußeren Seite ab. Andere Fahrer hängen sich nur leicht in das Innere der Kurve, was sich meist für leistungsstarke Fahrzeuge anbietet. Beide Positionen haben gemeinsam, dass das Kippverhalten des Fahrzeuges mit dem eigenen Körpergewicht beeinflusst wird, wodurch ein Drift mehr oder weniger stark eingeleitet wird. Eine mehr oder weniger ruckartige Lenkbewegung in die gewünschte Richtung unterstützt das Einlenken des Hecks. Generell gilt: nur das Chassis steht quer zur Kurve, die Vorderräder zeigen immer in Fahrtrichtung.
Das Spiel mit Gas und Lenker (2)
Ist das Fahrzeugheck aus der Spur und bewegt sich in die gewünschte Richtung, bedarf es einigem Training des Fahrers, zielgenau in der Spur zu bleiben. Leichte Gasstöße lassen die Hinterräder durchdrehen, wodurch die spurführende Achse instabil bleibt. Eben dies ist extrem wichtig um im Dirft zu bleiben. Dabei bestimmt sich der Driftwinkel durch die Gasstöße und dem Lenkwinkel.
Das Abfangen des Fahrzeuges (3)
Soll der Drift beendet werden, muss das Gas langsam zurückgenommen und der Lenkeinschlag langsam reduziert werden. Dabei muss sich der Fahrer auf teils heftige Lastwechselreaktionen vorbereiten.
Wenn du es kannst…
… dann bist du der Poser! Du spielst mit dem Gas, du lässt dein Heck eindrehen und misst die gesamte Kurve aus. Du bleibst in der Spur, du hast dein Fahrzeug im Griff und du weißt: jeder will es können. Du kannst es!
Text: Martin Zink / faszination@quadwelt.de
Fotos: Martin Zink(3), Yamaha (1)