TGB Gunner

Written by on 2. August 2014 in Test + Technik, TGB

Den im Film „Top Gun“ die Hauptrolle spielenden Tom Cruise trafen wir nicht. Doch dafür spielte in der Redaktion die neue TGB Gunner einige Tage lang die Hauptrolle und wurde anlässlich ausgiebiger Testfahrten unter die bekannte Lupe genommen.

Top-Gun: Piloten mit Gerät für gewagte Manöver.

Top-Gun: Piloten mit Gerät für gewagte Manöver.

Wo bei TGB-Fahrzeugen sonst nur fiese Hänge, Grand-Canyons, tiefe Schlammlöcher und aberwitzige Verschränkungen bewältigt werden müssen, suchten wir für den Test des neuen Gunners das richtige Metier und fanden ihn, wo sonst, auf einem Flugplatz, um den Gunner zwischen Flugzeugen und Hubschraubern artgerecht auszuführen und damit im Sinne der Top-Piloten um Cruise zu handeln. Flog Tom Cruise in einem seiner ersten Filme noch die F-14 „Tomcat“ und begegnete so heißen Gegner wie russischen MiGs und noch heißeren Bräuten, hat es die TGB Gunner auf dem heimischen Markt leichter. Nur wenige Modelle werfen sich als Gegner in den Kampf und werden wie der fernöstliche Import als straßenzugelassenes Onroad-Quad, ausgerüstet mit hartem Fahrwerk und breiter Straßenbereifung auf Aluminiumfelgen ab Werk angeboten.

Die „Bewaffnung“

Offene Leistung, Heckantrieb und dicke Schlappen sollen dem Gunner zum Sieg im Kampf um die Interessenten verhelfen und TGB in den Zulassungszahlen nach oben katapultieren. Aber geht diese Rechnung auf und zeigt das Quad Stärken, die in dieser Form kein anderer Mitbewerber in sich vereint? Wurde Tom Cruise als „Maverick“ im Film an der Elite Schule der amerikanischen Navy, der „United States Navy Fighter Weapons School“ ausgebildet, entstammt die Gunner aus den Ideenschmieden des in Österreich ansässigen Unternehmens Leeb-Motor, die das vorhandene Modell „Target“ gemeinsam mit den Entwicklern aus Taiwan in ein Straßenfahrzeug verwandelten. Hierzu wurden einige Änderungen im Fahrwerk vorgenommen und die Optik des Fahrzeuges grundlegend verändert, um sie an den neuen Einsatzort der Gunner anzupassen. Die Straße. Aggressiv und modern gestylt rückt die Gunner weit weg von der Target, und damit weg vom Ahnen und optischem Vorbild der fernöstlichen Entwicklung, der Renegade von Can-Am.

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Warten auf einen Piloten: Die (Top-)Gunner.

 

Eigenständig

Mit der Gunner aber beendet Leeb das Kopieren und zeichnet ein völlig neues Markengesicht, das sich dynamisch und aggressiv dem Fahrtwind entgegen stemmt und sich deutlich von den bisherigen Modellen des eigenen Hauses absetzt. Auffällig dabei sind die vier Scheinwerfer, die sowohl Abblend- als auch Fernlicht vereinen und im Praxistest die Straße bei Dunkelheit hervorragend ausleuchten. Optisch endet der positive Eindruck jedoch am Heck des Fahrzeuges. Völlig offen gestaltet, bietet die Gunner tiefe Einblicke in die verwendete Technik und lässt die Starachse hinten und alle dazugehörigen Anbauteile offen liegen. Bei weitem nicht so aerodynamisch wie die F14-Tomcat, die ab 1974 in den US-Streitkräften eingesetzt und dank ihrer aerodynamischen Vorteile schnell zum Standbein der amerikanischen Luftverteidigung werden konnte. War die Target noch mit einem übereinander angeordneten Doppelauspuff ausgerüstet, verbauen die taiwanesischen Arbeiter an der Gunner nun einen verchromten Einzelauspuff und versuchen so, Eigenständigkeit vorzutäuschen. Nur teilweise lässt sich dabei verdecken, dass es sich bei der Gunner, technisch um eine Target im veränderten Kleid handelt, wobei das Fahrwerk angepasst wurde. Ist schon die Target recht hart und federt beispielsweise als Dakar Limited Edition rustikal, geht der Gunner jede Manierlichkeit verloren. Knüppelhart, dadurch wenig komfortabel aber zügig um die Kurve bewegbar, wird dem Fahrer schnell klar, dass das einzig denkbare Fahrmetier die Straße ist. Schon leichte Bodenunebenheiten oder gar Schlaglöcher vertreiben den Fahrspaß und hebeln den Fahrer von der Sitzbank. Neben diesem harten Fahrwerk, das im vorderen Bereich auf die aus der Target bekannten Doppel-Stoßdämpfer verzichtet, sind für derlei harte Fahreindrücke auch die sehr breiten und flachen Pneus aus dem Hause Maxxis verantwortlich. War die Target noch mit spieligen Doppel-Stoßdämpfern ausgerüstet, verbaut TGB in der Gunner vorn nur noch ein Dämpfer pro Seite. Gut so, war der Sinn zweier Dämpfer in der Target sowieso nicht erkenn- und einzig im Verschleißfall teuer ersetzbar. Durch das erwähnte, sehr hart aber sportlich abgestimmten Fahrwerk, lassen sich mit der Gunner sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten erreichen, wodurch das Fahrzeug äußerst sportlich wirkt. Neben dieser Eigenschaft erkennt der Fahrer aber sehr schnell, dass der Geradeauslauf der TGB recht unruhig wirkt und kleinere, manchmal auch hektischere Korrekturen am recht hoch angebrachten Lenker notwendig werden. Generell ist die Sitzposition hoch ausgelegt und vermittelt dem Piloten das Gefühl eher auf dem Fahrzeug als im Feuerstuhl zu sitzen, was durch die sehr hart gepolsterte Sitzbank noch verstärkt wird. Selbige ist hart aber komfortabel ausgelegt, an den Seiten jedoch sehr ungünstig gestaltet. Legt sich der Fahrer während der wirklich schnellen Kurvenfahrt in die Kurve und presst den Oberschenkel an den Tank, hemmt eine störende Kante den Muskeleinsatz. Schade, ist die Gunner doch ansonsten ein wirklicher Kurvenräuber.

Kontrolle: Der Gunner macht Straßen-Fans Spaß.

Kontrolle: Der Gunner macht Straßen-Fans Spaß.

TGB verpasst der Gunner den aus der Target und Blade bekannten knapp 500 Kubikzentimeter starken Motor und adaptiert den gesamten Antrieb aus den bekannten Modellen. So wirkt der Antrieb auf die Hinterräder, die dank breiter Schlappen auch bei harten Ampelstarts nicht durchdrehen und unnötigen Verlust verhindern. Spürbar verfügt das Fahrzeug über eine leichte Anfahrschwäche, die die ersten Meter der beginnenden Fahrt langsam erscheinen lassen. Am besten beschreiben lässt sich das vermittelte Gefühl mit der Art eines Turbolochs. Zu Beginn passiert nicht viel, dann aber ist eine kleine Explosion fühlbar, wobei der Motor den Gunner zügig auf Tempo bringt und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 100 Kilometern pro Stunde erreicht, die auf dem übersichtlichem Digitaltacho auf mehr als 115 Kilometer pro Stunde verfälscht werden. Neben diesen traditionellen Beschleunigungstests zeigt der Gunner ebenso gute Leistungen in der Elastizität. Zwar katapultiert der 500er Motor die Fuhre nicht ebenso explosiv auf die erreichbare Höchstgeschwindigkeit wie Tom Cruises F-14, deren zwei Mantelstromtriebwerke samt Nachbrenner jede Regung aus den Gesichtsmuskeln zaubern, kann aber gut überzeugen. Verglichen mit Motoren wie dem der Sportsmann H.O. von Polaris, der ebenfalls 500 Kubikzentimeter Hubraum offeriert, muss sich der Gunner aber geschlagen geben.

Wie die schon mehrfach erwähnten TGB-Modell, verfügt auch die Gunner über bekannte und ergonomisch gut gestaltete Bedienelemente. Auffällig und durchaus risikobehaftet ist aber der Umstand, dass ein nur kleiner Abstand zwischen Daumengas und des rechten Lenkergriffstücks existiert. Hier verklemmte während des Test das Daumengas am Zeigefinger des Testfahrers und sorgte für kurze Adrenalinschübe, da die gewollte Gaswegnahme aus blieb. Allerdings gewöhnt sich der Fahrer schnell an diesen Umstand und greift das Griffstück in einer leicht abgewandelten Form. Dennoch sollte die Distanz des Gashebels zum Griffstück etwas vergrößert werden um ungewollte Gasbefehle auszuschließen.

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Fazit

Der Gunner von TGB hält jenes Versprechen, das dessen Optik dem Piloten verspricht. Aggressiv und modisch gestylt wird das Fahrzeug zum echten Blickfang und kann durch einen ausreichend starken Motor auf der asphaltierten Straße überzeugen. Gelände meidet der Gunner tunlichst, da sein sehr sportliches Fahrwerk jeden Federungskomfort verhindert, dafür aber hohe Kurvengeschwindigkeiten ohne starke Wankbewegungen zulässt. Dank der starren Hinterachse sind kontrollierte Fahrten auf zwei Rädern möglich, sollten aber geübt werden und sind dann spektakulär. Tom Cruise würde sich auf der Gunner wohl fühlen, muss aber auf seinen Rettungsschirm verzichten, welcher dank der guten Bremsleistung der verbauten Stopper aber auch nicht nötig ist.

Text: Martin Zink / faszination@quadwelt.de

Fotos: Martin Zink (8); TGB (1)

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