Seikel Dinli DL 801

Written by on 20. November 2010 in Dinli, Test + Technik

Nicht schwarz, nicht weiß

Aufreißer oder Frauenversteher? DL 801


Grau ist die dominierende Farbe des neuen Sprösslings aus dem Hause Dinli. Dazu dezente Aufkleber in Flammendesign, die aber auch kaum farbliche Akzente setzen können. Im Gegensatz zu vielen Mitbewerberfahrzeugen und auch Brüdern aus der eigenen Dinli Produktion muss sich die DL 801 anders in Szene setzen als mit schnöder Farbgebung. Wir klären, ob das möglich ist.

 

Dinli hat sich auch in Deutschland einen Namen gemacht. Nicht zuletzt durch die Bemühungen des deutschen Importeurs Seikel, der die Marke Dinli unter eigenem Namen vertreibt und erfolgreich am Markt platziert hat. Mit einer ganzen Reihe an neuen Modellen will Seikel die Anteile weiter ausbauen. Ein Beispiel dafür ist die hier vorgestellte DL 801. Die Namensgebung wird wohl ewiges Geheimnis der Hersteller bleiben, soll uns hier aber nur am Rande interessieren.

Technik und Ausstattung
Der Dinli- eigene Motor verfügt über 270 ccm. Die Motorkraft wird über ein Automatikgetriebe an die Hinterachse weiter gegeben. Als Vermittler zwischen Getriebeausgang und Hinterachse arbeitet eine Kette. Die Fahrstufen Vorwärts und Rückwärts werden mittels Hebel direkt am Getriebe gewählt. Auch eine Neutralstellung ist vorhanden. Der Hebel sitzt recht tief, so das man sich weit herunter beugen muss um den richtigen Gang einzulegen. Dafür ist die Schaltung sehr leichtgängig. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt reagiert das Getriebe aber nicht immer gleich auf den Befehl den man mit dem Hebel vorgibt. Die Seikel Dinli verfügt über einen Wasserkühler. Dieser sitzt lüftungstechnisch sehr gut weit vor dem Motor und kann so besonders viel Fahrtluft aufnehmen. Da er aber auch noch vor der Rahmenfront angebracht ist, kann es bei Fahrten im Unterholz auch schnell zu Beschädigungen kommen. Ein Schutzgitter hält aber auch einiges ab. Einen optischen Akzent setzt die Gehäuseabdeckung des Automatikgetriebes, dieses ist komplett verchromt. Genau wie auch der extravagante Frontbumper. Zur Serienausstattung gehören Nerf-Bars, eine große Gepäckbrücke hinten und natürlich die vollständige Elektrik und Beleuchtung für die Straßenzulassung. Die DL 801 kommt wie nicht anders zu erwarten fix und fertig mit den nötigen COC Papieren für die Zulassung. Auch ein gut ablesbarer digitaler Tacho mit Tages- und Gesamtkilometerzähler fehlt nicht. Die Kontrollleuchten sind leider etwas klein geraten und schlecht zu erkennen. Sämtliche Bedienelemente sind vollzählig und ergonomisch vernünftig angebracht. Wir haben uns einen Wolf gesucht und trotzdem keinen Chokehebel gefunden. Weder am Lenker, noch sonst irgendwo am Motor. Vielleicht sind wir aber auch einfach nur blind. Einen Benzinhahn haben wir aber entdeckt, allerdings sehr schlecht unter der Verkleidung platziert. Die korrekte Stellung konnten wir jedenfalls nicht ablesen. Das Fahrwerk ist in dieser Klasse als Standard zu bezeichnen. Doppelte A-Arms vorne, Schwinge hinten. Die zwei Dämpfer vorn und der einzelne hinten können nur in der Vorspannung angepasst werden. Weitere Einstellmöglichkeiten sind nicht vorhanden. Die Bremsanlage kann durchweg als vollwertig bezeichnet werden. Vorn zwei Scheiben mit einfachen Bremssätteln, hinten gibt es ebenfalls eine Scheibe, allerdings mit einem Vier-Kolben-Bremssattel. Über den Handbremshebel werden zwei dieser Kolben angesprochen, die Handbremse hält also die Hinterachse im Zaum. Der Fußbremshebel ist zuständig für die TÜV-geforderte Integralbremse, damit werden alle Scheiben gleichzeitig abgebremst. Über Sinn und Unsinn einer solchen Bremskraftverteilung lässt sich lange streiten. Die Bremswirkung ist aber in allen Lagen ausreichend. Auch die Dosierbarkeit ist zufrieden stellend. Im Gegensatz zum ebenfalls brandneuen Bruder, der DMX 450 verfügt die 270er auch über einen Kettenrad- und Bremsscheibenschutz hinten. Gut, die Kettenspannung über einen Excenter. Die Sitzbank ist zwar sehr schön geformt und sollte allen Fahrergrößen irgendwo passen, aber das Teil ist ziemlich hart gepolstert. Dafür hat auch der Passagier noch ausreichend Platz und die Füße finden auf den Heel-Guards auch den nötigen Halt. Das gesamte Styling macht einen sehr sportlichen Eindruck, der lediglich vom großen Gepäckträger etwas getrübt wird. Der Frontscheinwerfer macht was her und leuchtet auch ordentlich die Fahrbahn aus. Die Farbgebung bleibt wie so vieles Geschmacksache.

Grau ist alle Theorie
Deshalb wird es Zeit für den Praxistest. Dieser musste leider etwas weniger gewohnt ausführlich ausfallen, unser Testmodell verfügte zum Zeitpunkt unserer Probefahrten noch nicht über eine Straßenzulassung. Deshalb konnten wir unsere ersten Fahreindrücke auf Asphalt nur auf privatem Gelände sammeln. Selbstverständlich werden wir bei nächster Gelegenheit die DL 801 aber noch genauer unter die Lupe nehmen, dann auch im Vergleich zu den Mitbewerbern in dieser Klasse. Unseren Eindruck wollen wie Euch aber trotzdem nicht vorenthalten. Gestartet wird ausschließlich elektrisch. Angesichts des nicht vorhandenen (oder nicht gefundenen) Choke braucht die 270er einige Versuche bis sie anspringt. Besonders bei kalter Witterung musste der Startknopf lange bemüht werden. Soundtechnisch ist alles im Rahmen, der Motor brabbelt ganz ordentlich. Auf Grund des Klangs könnte man auch ein paar ccm mehr vermuten. Die Gasannahme reagiert direkt, kleine Bewegungen des Daumens werden gleich in Vortrieb umgesetzt. Um es aber richtig flott vorwärts gehen zu lassen, muss man bis zum Anschlag durchdrücken. In schnell angefahrenen Kurven macht sich eine Neigung zum Aufstellen bemerkbar. Das Quad schiebt dabei auch über die Vorderräder. Es ist schon ein Stück Körpereinsatz gefragt um die Kurven sicher zu nehmen. Dafür ist der Lenkeinschlag sehr großzügig, der Wendekreis also sehr gering. Die vom Hersteller angegebene Geschwindigkeit in der Zulassungsversion sollte ohne Probleme erreicht werden. Wir verzichten in diesem Fall auf die Kontrolle. Die Bremsen funktionieren auf Asphalt recht ordentlich. Die Integralbremse nimmt dabei alle vorhandenen Scheiben in die Zange und lässt dabei relativ vernünftige Anhaltewege zu. Leider wird die vorhandene Handbremse nicht richtig genutzt, da nur auf die Hinterräder wirkend. Das führt manchen Fahrer zu Verwirrungen.

Wir haben natürlich auch die Geländegängigkeit geprüft. Kein Hardcore, dafür ist die Dinli einfach nicht gemacht. Es ist zwar alles ausreichend stabil, aber die Dämpfung stößt schnell an ihre Grenzen. Große Sprünge sollte man der 270er nicht all zu oft antun. Die hart gepolsterte Sitzbank macht sich hier natürlich besonders bemerkbar. Man hat damit aber auch stetig eine saubere Rückmeldung über den jeweiligen Untergrund. Waschbrettpassagen in einem MX-Kurs sollte man sich und seinen Knochen auf der DL nicht geben. Da gibt es eindeutig bessere Alternativen. Das Handling im Gelände ist dagegen wirklich gut. Enge Kehren kann man auf losem Untergrund auch im Drift nehmen. Der Lenkeinschlag ist sehr gut, der Lenker ausreichend breit. Explosionsartige Beschleunigung darf man angesichts der Leistung und der Automatik nicht erwarten. Steile Auffahrten sollten also vorher genau inspiziert werden, will man nicht unfreiwillig rückwärts den Berg runter. Die breiten und am äußeren Ende leicht erhöhten Fußrasten geben guten Halt. Die serienmäßigen Nerf-Bars sorgen für weitere Sicherheit. Das Profil der verwendeten Maxxis Reifen ist eher ein Kompromiss zwischen Straße und Gelände, überzeugen können sie hier nicht. Die Bremsleistung ist auf losem Untergrund zwar immer ausreichend vorhanden, die Integralbremse verhindert dabei aber einen effizienten Einsatz. Die Hinterräder werden in den meisten Bremssituationen oft überbremst und blockieren dann. Die Vorderräder haben dabei zu wenig Biss.

Fazit
Mit der DL 801 kann man Spaß haben und ist sicher unterwegs. Die Geländegängigkeit stößt an Grenzen, wenn man es flott voran gehen lässt. Leichte Enduro-Touren und Asphalt sind die vorrangigen Einsatzgebiete. Auf der Straße reicht die Geschwindigkeit aus, auch wenn die Drehzahl etwas nervig hoch ist. Aber auch 270 ccm können keine Wunder vollbringen. Die Ausstattung ist vollwertig. Das gesamte Erscheinungsbild ist sogar hochwertig. Die Verkleidung macht einen sehr stabilen Eindruck. Ein leichter Metallic-Effekt unterstützt diesen Eindruck noch. Und noch ein Pluspunkt, die Spiegel sehen nicht nur chic aus, man kann auch was darin erkennen. Zu guter letzt steht noch der Verkaufspreis aus. 4.890 Euro ruft Seikel für die DL 801 auf. Wie wir finden, ein faires Angebot.

 

Technische Daten
Maße (LxBxH)
Sitzhöhe
Motor
Getriebe
Bremsen
Starter
Tankinhalt
Höchstgeschwindigkeit
Leistung
Reifen vorne
Reifen hinten
Farben
Herstellerangaben
1820 x 1050 x 1120 mm
780 mm
Einzylinder, 4 Takt, 267 ccm, wassergekühlt
Automatik mit Rückwärtsgang
2 Scheiben vorn, 1 Scheibe hinten
E-Starter
12 L
80 km/h
13 kW
21×7-10
20×11-9
orange, grau

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