Ring frei!

Written by on 15. April 2016 in Allgemein

Quad-Umbauten sind voll im Trend. Neben der Leistungssteigerung steht dabei aber vor allem auch die Optik und die Personalisierung im Vordergrund. Spezialisten in der Szene sind Vater und Sohn Kremsreiter, die sich im ersten deutschen „ATV-Build-Battle“ herausfordern.

Peter sen. und Peter jun. Kremsreiter sind ein wenig wie die Klitschkos. Familiär eng verbunden, aber im Bestreben stets der Beste zu sein, gehen beide ihren ganz eigenen Weg. Bei der gemeinsamen täglichen Arbeit in der Werkstatt kommt es dabei schon mal zu kleinen Meinungsverschiedenheiten. Mit dem ersten deutschen „ATV-Build-Battle“ haben die zwei jetzt erst mal Fakten geschaffen. Wer baut das bessere Custom-ATV? Quadwelt hat die Kontrahenten schon beim Training begleitet und war beim großen Showdown in Pullman City dabei.

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Gutes noch besser machen, das ist eines der Leitbilder der Kremsreiters, die Ihre Quad und ATV Ranch in Eging am See seit 1993 betreiben. Als Vertragshändler für diverse Marken, darunter auch CFMoto, kennen sie sich mit der Materie sehr gut aus. Die notwendigen Umbauten für die deutsche Straßenzulassung sind reine Routine. Dabei haben die Kremsreiters ganz sicher durch die Qualität Ihrer Arbeit und die Kompetenz bei der Wartung und Reparatur der asiatischen Fahrzeuge einen großen Anteil am steigenden Erfolg der Marke CFMoto in Deutschland zu verbuchen. Ein sichtbarer Qualitätssprung des Herstellers in den letzten zwei bis drei Jahren hat sicher dazu beigetragen, die Vorbehalte der Kunden gegenüber Chinaprodukten abzubauen. Insbesondere das Modell C-Force 800 ist ein Verkaufsschlager, der sich vor den Modellen namhafter Mitbewerber nicht mehr zu verstecken braucht.

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Gerade standen also mal wieder gleich zwei dieser Boliden für den LOF-Umbau auf den Hebebühnen der Kremsreiter-Werkstatt, als eine verhängnisvolle Unterhaltung zwischen Vater und Sohn einen bis dahin nie gesehenen Wettbewerb in Gang setzte, der seinesgleichen sucht. „Wir sollten dem C-Force 800 vielleicht mal einen Satz Straßenreifen mit großen Felgen verpassen, das sieht bestimmt sehr cool aus.“ Peter jun. fährt selbst gern mal eine ausgedehnte Tour durch den bayrischen Wald und eröffnete mit seinem Vorschlag eine ausufernde Diskussion. Peter sen. hielt dabei mit seinen Ansichten nicht hinterm Berg. „Also ehrlich, ein ATV und ganz besonders so ein gut ausgestattetes wie die C-Force gehört ins Gelände oder sollte zumindest für den harten Arbeitseinsatz gerüstet sein.

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Da sind Straßenreifen aber mal gar nicht für zu gebrauchen. Am Ende willst Du die 800er auch noch tiefer legen?“ Damit hat Vater Kremsreiter den Ehrgeiz seines Filius aber erst richtig geweckt. „Warum nicht? Ich wette, das würde auch den Kunden sehr gut gefallen. Die meisten nutzen ihr ATV doch auch für eine Tour oder als PKW-Ersatz.“ Ein Wort gab das andere und am Ende des Tages waren die Rahmenbedingungen für Deutschlands ersten ATV-Custom-Build-Battle festgelegt. Zwei identische Fahrzeuge, die jeder nach seinem ganz eigenen Geschmack umbaut. Voraussetzung: Die Fahrzeuge müssen später auch zulassungsfähig sein und dem strengen TÜV-Urteil standhalten. Der Sieger soll durch Publikumsabstimmung beim großen Quadtreffen in Pullman City bestimmt werden. Soweit die Regeln. In rund jeweils 50 Arbeitsstunden, vornehmlich am Wochenende und nach der regulären Arbeit in der Werkstatt, nahmen die beiden Fahrzeuge somit langsam Gestalt an.

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Wie die Faust aufs Auge

Ein echt große Kaliber die C-Force 800 von CFMoto. Mit langem Radstand ausgestattet, ist das Fahrzeug  auch explizit für den Zweipersonenbetrieb besonders geeignet und entsprechend ausgerüstet.  Dazu gehören erhöhte Plattformen für die Füße, breite Handgriffe und eine Rückenlehne für den besonderen Komfort des Passagiers.  Weitere Ausstattungsmerkmale, typisch für ein großes ATV, sind die vordere und hintere Gepäckbrücke, eine Anhängezugvorrichtung am Heck und eine elektrische Seilwinde an der Fahrzeugfront. Ebenfalls serienmäßig sind Handprotektoren montiert. Desweiteren gehören antriebsseitig ein zuschaltbarer Allrad und ein sperrbares Differenzial an der Vorderachse zur Serienausstattung. Beim Motor setzt CFMoto auf V2-Power mit rund 800 Kubikzentimetern Hubraum. Die C-Force verfügt dabei über 48 kW (65,2 PS). Das Fahrwerk verfügt rundum über doppelte A-Arms und einstellbare Dämpfer. Warum die C-Force 800 ein ernstzunehmender Mitbewerber auf dem Markt ist, haben wir bereits durch diverse Testfahrten ermittelt.

Wir fassen unsere ganz eigenen Erkenntnisse gern noch mal zusammen. Wie erwähnt, die CForce ist gewaltig, was beim Aufsitzen nochmal extrem augenscheinlich wird. Die große Sitzfläche bietet viel Platz und für den Passagier hält die 800er ein extraweiches Sofaplätzchen mit Rückenlehne bereit. Der Motor startet unbeeindruckt von kühlen Außentemperaturen sofort, die Einspritzung regelt den Leerlauf vorbildlich. Die 65 Pferdchen reagieren prompt auf die Befehle eines erfahrenen Piloten. Das heißt also, Anfänger sollten sich an die schiere Größe und die potente Kraftentfaltung des Zweizylinders besser erst herantasten. Die CForce zeigt sich sehr agil im Gelände und verfügt über einen stabilen Geradeauslauf. Das ist allein schon bedingt durch den langen Radstand und der allseitig unabhängigen Radaufhängung.

Der Tank sitzt hinten unter der Sitzbank, was sich zusätzlich für einen günstigen Schwerpunkt auswirkt. Der Ansaugtrakt liegt dafür sehr hoch und erlaubt damit tiefe Wasserdurchfahrten. Problemlos in der Praxis zeigen sich Allrad und Differenzialsperre, die in Verbindung mit der griffigen Bereifung auf jedem Untergrund gut voran helfen. Die Reifen funktionieren trotz der groben Stollen auch auf der Straße ganz ordentlich. Und wenn es mal richtig eng werden sollte, die serienmäßige Seilwinde ist bei den asiatischen Fahrzeugen in dieser Klasse ja schon fast obligatorisch. Wobei die hier verbaute, dem hohen Fahrzeuggewicht gut Paroli bieten kann. Das einstellbare Fahrwerk mit Gasdruckdämpfern ist für die meisten Einsatzgebiete als ausreichend zu bezeichnen. Bei Sprüngen kommt das Fahrwerk aber schnell an seine Grenzen. Die CForce ist mehr Tourer als Sportler. Ansonsten liest sich die Liste der Serienausstattung wie der Wunschzettel eines echten Offroad-Fans. Leichte, aber stabile Alufelgen, Beifahrersitzlehne, Handprotektoren, Anhängerkupplung, sowie ein kompletter Unterfahrschutz sind nur einige Merkmale, die dem potenziellen Kunden die Kaufentscheidung leichter machen können. Das sich die Chinesen bei CF Moto auch mal selbst echt Gedanken über technische Details und Design gemacht haben, zeigen ebenfalls viele Kleinigkeiten, die dem Fahrer aber die Fahrt wesentlich angenehmer machen.

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Neben der bereits erwähnt guten Ergonomie ist auch das LCD Display eine wahre Augenfreude. Alle Informationen werden gut ablesbar dargeboten. Die Schaltung flutscht ganz geschmeidig von einer Stufe zur nächsten. Unter der vorderen Frontabdeckung finden sich die Batterie und der Kühlwasserstutzen, zu erreichen ohne Werkzeug. Das findet übrigens Platz in einem kleinen Staufach unterm Sitz. Der Tankstutzen findet sich am Heck unter einer kleinen Blende, Tanken ist hier auch bei voller Ausnutzung der Gepäckbrücken also kein Problem. Praxisgerecht sind auch die farblich abgesetzten Kotflügelverbreiterungen. Die Beleuchtungseinrichtungen sind dagegen nicht ganz so gut geschützt, aber das Design ist dafür wirklich gelungen. Letztlich steht die C-Force also schon recht ansprechend und komplett da. Und dennoch, es geht noch besser, was die beiden Kremsreiters mit Ihren Interpretationen eines ganz eigenen Fahrzeugdesigns hier beeindruckend unter Beweis stellen.

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Mit harten Bandagen

Auch wenn es für unsere Story sicher ganz spannend gewesen wäre, Vater und Sohn Kremsreiter haben sich natürlich nicht in getrennte Schmieden zurückgezogen und geheimnisvoll an ihren Projekten gewerkelt. Selbstverständlich haben sich die zwei bei der praktischen Umsetzung nach besten Kräften gegenseitig unterstützt. Einzige Bedingung war, das man sich gegenseitig keine Ideen klaut und die Entscheidungsfindung und Umsetzung der jeweiligen Arbeitsschritte respektiert. Keine Schläge unter die Gürtellinie also. So entstanden die beiden Einzelstücke CROSSFORCE und STREETFORCE einträchtig nebeneinander und dennoch unabhängig voneinander. Dass sich die zwei Fighter dabei gegenseitig in Ihren Qualitätsansprüchen hochgeschaukelt haben, kann man den Ergebnissen der wochenlangen Arbeit aber auch ansehen.

Jedes Zubehörteil ist entweder hochwertig ausgelegt, oder falls der Weltmarkt nichts Zufriedenstellendes bietet, eben selbst angefertigt. Aus diesem Antrieb heraus hat sich während der  Umbauarbeiten ein völlig neuer Geschäftszweig der Kremsreiters entwickelt. Ein komplettes Zubehörprogramm für die individuelle Gestaltung der CFMoto Fahrzeuge und Fahrzeuge anderer Marken wurde geschaffen und wird zukünftig unter dem Markennamen „Ranch Equipment“ vertrieben. Eine erste Auswahl steht in Kürze auf der Webseite www.zweirad-kremsreiter.de zur Ansicht bereit.

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Angezählt

Das große Quadtreffen in Pullman City in Eging am See war eine angemessene Bühne für einen großen Fight. Zum ersten mal in Deutschland fand ein Custom-Build-Battle statt, bei dem zeitgleich zwei individuelle Interpretationen eines einzelnen ATV im Serienzustand entstanden. Die beiden Kontrahenten stellten sich einem großen Publikum. Die Besucher hatten die Möglichkeit mittels Abstimmungskarte für eines der beiden Fahrzeuge zu stimmen. Dass es dabei auch noch eine ganze Menge an hochwertigen Preisen zu gewinnen gab, war bloß ein weiterer Anreiz. Die beiden Fahrzeuge weckten großes Interesse und so war die Teilnehmerquote sehr hoch. In drei Runden wurden jeweils Zwischenstände ermittelt. Ringrichter Detlef (Deddy) Jeschke, der als Pulman City Eventmanager souverän durch die Abstimmungsrunden führte konnte bis zum großen Showdown auf der Mainstreet die Spannung hoch halten.

Knapp, aber dennoch eindeutig konnte Deddy den Sieger bekannt geben. „And the Winner is…Peter Kremsreiter…senior!“ Die CROSSFORCE hatte am Ende also einen Punktsieg errungen. Von einem K.O. kann keine Rede sein. Peter Kremsreiter junior nahm die Niederlage sportlich fair hin und war nach kurzer Zeit der Trauer auch schon wieder ansprechbar. „Gut, ich hab diesmal vielleicht den Kürzeren gezogen und ordentlich Prügel eingesteckt. Aber das ist für mich nur Ansporn, es beim nächsten mal einfach besser zu machen. Jetzt muss ich erst mal einen Cut machen und meine Strategie überdenken, danach hoffe ich auf die Möglichkeit einer Revanche. Mein Dad hat einen guten Fight geliefert, aber noch mal wird er mich nicht so vorführen, da kann er sich auf einen echten „Rumble in the Jungle“ gefasst machen“. Was bleibt von einem ganz großen Kampf? Klar, in erster Linie zwei einzigartige Custom-ATV, die der Szene sicher viele Anregungen liefern.

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Tech-Check CROSSFORCE 800

– 3 Schichten Candy Lack in der Farbe „Pagan Gold“

(Lackiererei H+M Wallner, www.hm-lackdesign.de)

– Eigenkonstruierte Front- und Heckbumper mit Überrollbügel, pulverbeschichtet

– Passende LED 18W Arbeits- u. Zusatzscheinwerfer

– Straffe Fahrwerksabstimmung für den Offroad-Einsatz

– Variomatik abgestimmt

– Heckseilwinde mit eigenkonstruierter Halterung, dazu passende abnehmbare AHK

– Zubehör montiert wie Spaten, Reservekanister und Feuerlöscher

– LQ-Sportendschalldämpfer

– SUN F BigWheels Reifen

– Kompletter Unterfahrschutz aus pulverbeschichtetem 4 mm Stahl

– Spurverbreiterung vorn 60 mm und hinten 90 mm

– Limited Edition Dekor „Crossforce“

 

Tech-Check STREETFORCE 800

– 3 Schichten Candy Lack in der Farbe „Lime Green“

(Lackiererei H+M Wallner, www.hm-lackdesign.de)

– überarbeitetes und sportlich angepasstes Originalfahrwerk

– Spurverbreiterung vorn 60 mm und hinten 90 mm

– 17 Zoll Aluminiumfelgen in Schwarzmatt mit 195/40-10 Reifen

– Fahrzeuggewicht erheblich reduziert (Seilwinde, Gepäckträger vorne und hinten entfernt uvm.)

– Abdeckungen von Batterie- und Staufach aus Aluminium CNC gefräst

– Dazu passende Rallye-Schnellverschlüsse für die gefrästen Abdeckungen

– LED Tagfahrlicht und Zusatzscheinwerfer

– Lenkerumbau (flacher breiter Lenker)

– Kleine Rückspiegel und verkürzte Bremsgriffe

– Leo Vince Sportschalldämpfer

– Getönte Rückleuchten und Frontscheinwerfer (ohne StVZO)

– Limited Edition Dekor „Streetforce“

 

 

Text: Frank Meyer

Fotos: Frank Meyer, Kremsreiter

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