TEST: Wolverine-R von Yamaha

Written by on 1. Juli 2015 in Allgemein, Hersteller, Yamaha

Wolverine – statt eines ATVs hört jetzt ein komplett neues Fahrzeug von Yamaha auf diesen Namen. Ein Paukenschlag vom Erfinder der Side-by-Sides! Bewährte Technik wurde vereint mit neuen Ideen zu einem idealen Abenteurer und Freizeitbegleiter.

Abseits aller Pfade, auf den Trails, ist der Wolverine zu Hause.

Abseits aller Pfade, auf den Trails, ist der Wolverine zu Hause.

Der Wolverine ist wieder etwas Neues. Ein sogenanntes ROV. Glaubt man Yamaha, so ist das Fahrzeug nicht einfach ein Side-By-Side, UTV – oder wie man die zweisitzigen Spaßmacher sonst noch nennen könnte – sondern ein Recreational Off-Highway Vehicle (ROV). Damit hat man also den Einsatz- und Verwendungsbereich schon mal namentlich festgeschrieben und die Übersetzung der Modellbezeichnung – nämlich Vielfrass – passt sich dem an. Will meinen, dass der Neuzugang so ziemlich alles können soll, was sich ein Fahrer so vornimmt an Untergründen und Situationen. Ein Ansatz den seinerzeit das gleichnamige Quad schon verfolgte. Der neue Wolverine-R ist mit besten Gelände-Eigenschaften ausgestattet und stellt für Freizeit-Sportler auch wegen des hohen Fahrkomforts für zwei Personen eine gute Wahl dar. Dank seiner kompakten Bauart und den guten Handling-Eigenschaften eignet sich das neue Fahrzeug für extrem schweres Gelände ebenso wie für technisch anspruchsvolle Pfade.

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Ausflug ins Grobe: Das sollte klappen.

Ein kurzer Rundgang

Auf den ersten Blick gefällt die neue Frontpartie, angelehnt an der des Viking. Das neue Chassis des Wolverine-R ist im Vergleich kürzer und schmaler als das des Viking-Dreisitzers. Es wurde speziell für dieses Fahrzeug komplett neu entwickelt. Die Gestaltung der Verkleidung  sorgt für optimierte Sichtverhältnisse, so dass auch im extremen Gelände der Überblick erhalten bleibt und das Fahrzeug nicht aufsetzt.

Nimmt man auf den bequemen, an der Rückenpartie hochgezogenen Sitzen Platz, bemerkt man sofort das der Innenraum stark an den eines PKW angelehnt ist. Alle weiteren Bedienelemente sind ebenso  im Automobil-Stil angeordnet. Hier  findet man sich sofort zurecht. Beide Sitze verfügen über Schulter-Stütze und Dreipunktgurt. Darüber hinaus ist der Fahrersitz dreifach einstellbar und deckt einen Verstellbereich von neun Zentimetern ab, während ein in drei Positionen fixierbarer Beifahrer-Griff sicheren Halt im unwegsamen Gelände ermöglicht. Der Haltegriff besteht aus einem Bügel in U-Form. Fahrer und Beifahrer nehmen in separaten „Räumen“ mit getrennten Fußbereichen Platz. Um den Komfort weiter zu steigern, sind die Kontaktflächen im Knie- und Wadenbereich weich gepolstert. Eine hochgezogene Mittelkonsole teilt beide Fahrgastzellen ab. Auf dieser Mittekonsole sind Gangwahlhebel und Handbremse griffgünstig platziert, wie auch die beiden Tassenhalter und zwei Staufächer . Darüber hinaus gibt es auf Höhe der Instrumente ein Handschuhfach und unter den Sitzen zusätzlichen Stauraum. Zum Cockpit gehört ein digitales Display mit Anzeigen für Tempo, Wegstrecke, Tageskilometer, Betriebsstunden, Uhrzeit, Kraftstoffvorrat, eingelegtem Gang und gewähltem Antriebsmodus. Außerdem sitzt neben dem Cockpit eine 12-Volt-Steckdose, an der verschiedene Geräte angeschlossen werden können.

Zwei die Spaß und Platz haben: Wolverine-Besatzung.

Zwei die Spaß und Platz haben: Wolverine-Besatzung.

Auf geht’s

Nach den ersten Metern fällt das direkt ansprechende und gut zu dosierende Gaspedal auf. Dies ist gerade bei steilen Auffahrten und im gelegentlichen Arbeitseinsatz wichtig. Letzteres kann man bei Bedarf mit dem Wolverine nämlich auch angehen. Der neue Motor nimmt seine Arbeit aber doch eher gemächlich auf und lässt das Fahrzeug schön gleichmäßig beschleunigen. Laut Tacho war bei 85 km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Beim Motor handelt es sich um einen Einzylindermotor mit Vierventil-Technik und zwei obenliegenden Nockenwellen (DOHC) und einem Hubraum von 708 ccm. Der Wolverine-R-Motor wurde im Vergleich zum OHC-Motor des Viking zudem 148 Millimeter weiter vorn positioniert, um die Gewichtsverteilung zu optimieren. Für die Gemischaufbereitung wird die Ansaugluft direkt zum nach vorn ausgerichteten Einlasstrakt geführt, wo ein Mikuni-Einspritzventil die Kraftstoffversorgung sicherstellt. Der Lufteinlass befindet sich vorn in erhöhter Position hinter einer Abdeckung und ist so vor starker Verschmutzung gut geschützt. Der Luftfilter sitzt günstig im Mitteltunnel und kann nach Entfernen des Staufaches leicht zugänglich gewechselt werden.

Keine Angst vor Wasser und Schlamm: Die wichtigsten "Organe" liegen gut geschützt.

Keine Angst vor Wasser und Schlamm: Die wichtigsten „Organe“ liegen gut geschützt.

Dank Sekundär-Luftsystem AIS (Air Induction System) und Katalysator, der zwischen dem Edelstahl-Krümmerrohr und dem großvolumigen Schalldämpfer sitzt, arbeitet der Motor besonders schadstoffarm. Um die Motoröl-Temperatur des 2,6 Liter großen Schmierstoffvorrats auch bei starker Last gering zu halten, wurde im vorderen Bereich ein luftdurchströmter Ölkühler montiert. In schwierigem und steilem Gelände sorgt der Motor für viel Fahrspaß da er sich wie bereits erwähnt leicht dosieren lässt. Auch bei schwierigen unebenen Auffahrten steht stets genügend Leistung zur Verfügung und das Side by Side „zieht“ sich spielend leicht nach oben. Für eine problemlose Fortbewegung sorgt das aus vielen Modellen bekannte Ultramatic Automatikgetriebe. Die Bedienung erfolgt über einen Wahlhebel. Dort können die Modi High, Low, Reverse oder Neutral ausgewählt werden. Der Wahlhebel ist mechanisch über ein Gestänge mit dem Getriebe verbunden und vermittelt daher ein direktes Schaltgefühl.

Zur verlässlichen Automatik des Wolverine-R gehört eine vollautomatisch arbeitende Fliehkraftkupplung, die den Kraftschluss zum wartungsarmen Antriebsriemen herstellt. Das CVT-System sorgt dafür, das die Riemenspannung stets konstant bleibt. Im Gegensatz zu anderen Automatik-Systemen, bei denen im Schiebebetrieb ein Freilauf einsetzt, erlaubt die automatische Kraftübertragung den Einsatz der Motorbremskraft, wenn der Fahrer das Gas zurücknimmt.Technisch wurde diese Funktion durch den Einsatz einer speziellen Kupplung realisiert, die auch im Schiebebetrieb einen Kraftschluss ermöglicht. In der Praxis kann dieses System voll überzeugen, da gerade bei Bergabfahrten beim Überfahren der Kuppe das Fahrzeug langsam und dosiert ohne Gasgeben den Berg hinunter fahren kann ohne dabei wesentlich schneller zu werden.

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Um auch in schwierigsten Situationen stets genügend , dosierten Grip aufzubauen und die Leistung maximal entfalten zu können verfügt der Wolverine über einen Schalter im Armaturenbrett links neben dem Lenkrad. Dort  kann der Fahrer über das Yamaha „On-Command“ System zwischen den Antriebsmodi  2WD, 4WD oder 4WD mit Differenzialsperre wählen. Zudem ist es dem Fahrer möglich, über den Getriebe-Wahlhebel das Übersetzungsverhältnis zu variieren, also den Hebel auf High, Low oder Reverse zu stellen. Das Übersetzungsverhältnis in den Fahrstufen Low und Reverse ist insgesamt fünf Prozent kleiner als beim Modell Viking. Bereits im 2 WD Modus steht genügend Grip zur Verfügung. In den seltensten Fällen waren wir gezwungen den Allrad einzuschalten. Die Untersetzung benötigten wir auf dem gesamten Testtrail nicht ein einziges Mal. Dies zeugt von der guten Übersetzung des Ultramitc Automatikgetriebes. Einen guten Teil dazu tragen allerdings auch die Maxxis Bighorn 26 Zoll Reifen bei, welche uns positiv überrascht haben. Von steinigen bis schlammigen Passagen  wurde alles ohne Beanstandung unsererseits gemeistert. Die 270 mm großen , gelochten Bremsscheiben mit Zweikolben- Bremssätteln  sorgen für eine ausreichende Verzögerung. Die Feststellbremse ist ein geschlossenes Ölbad System.

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Fahrwerk

Die serienmäßigen Kayaba Dämpfer mit Ausgleichsbehältern können uns in der Grundeinstellung nicht überzeugen. Auf der Straße und in leichten Gelände funktionieren diese noch gut, aber sobald es ruppiger wird, sind diese viel zu hart und geben schnelle Stöße und Schläge ungefiltert an die Insassen ab. Nachdem wir diese zweimal nachgestellt haben, dämpfen diese viel besser. Absolut positiv wenn man bei Einstellarbeiten am Fahrwerk auch eine Veränderung merkt. Die hinteren Dämpfer sind sehr gut zu erreichen und das Verstellen ist mithilfe eines Schraubendrehers auch für Laien einfach zu bewältigen. An der Druckstufenverstellung fehlt leider eine „Soft – Hard“ Markierung. An der Zugstufe ist diese aber vorhanden. An den vorderen Dämpfern ist es dann nicht mehr ganz so einfach. Die Zugstufenverstellung liegt etwas ungünstig nah am Reifen. Hierzu benötigt man einen kurzen Schraubendreher. Diesen sollte man also zum Bordwerkzeug legen wenn man seine vorderen Dämpfer unterwegs verstellen möchte. Insgesamt kann das Kayaba Fahrwerk überzeugen. Flügelförmige untere Dreieckslenker vorn und lange Dreieckslenker hinten bilden das Rückgrat der robusten Radaufhängungen und ermöglichen so lange Federwege.

Nix Gutes kommt von unten. Das lässt aber den Wolverine nahezu kalt.

Nix Gutes kommt von unten. Das lässt aber den Wolverine nahezu kalt.

Der Unterboden des Side by Side ist komplett durch einen Unterbodenschutz gesichert. So können größere Hindernisse „überglitten“ werden. Über Bohrungen können das Achsgetriebeöl vorn und hinten, das Motoröl sowie das Kühlmittel abgelassen werden. Um andere Arbeiten am Motor durchzuführen, muss lediglich der Ladeboden ausgebaut werden. Zudem ist der Unterboden  an beiden Seiten hochgezogen. Der Bereich vor den hinteren Rädern ist zudem nach außen gestellt um die Räder „abzudecken“ und so bei Kontakt mit Hindernissen, diese von Beschädigungen an den Rädern / Felgen abzuhalten.

Das EPS ( Electronic Power Steering ), im Zusammenspiel mit der robusten Zahnstangenlenkung , kann uns nicht voll überzeugen. Für unseren Geschmack ist dies etwas zu leichtgängig geraten. Gerade bei schnelleren unebenen Passagen bekommen wir zu wenig Feedback von der Strecke und die Lenkung fühlt sich „leicht schwammig“ an. Ein Einstellbares System – wie etwa bei CanAm – welches jeder Fahrer für sich individuell einstellen kann, hätten wir uns hier gewünscht. Bei langsamen Kurvenfahrten und engen Kehren kann es uns aber zumindest in diesen Bereichen überzeugen.

Arbeiten? Ja – das geht auch

Wer das Fahrzeug für mehr als Freizeitspaß einsetzen möchte, den interessiert natürlich den Nutzwert des Fahrzeuges mehr als der „Fun Faktor“. Also widmen wir uns der Ladefläche. Diese ist aus leichtem Polypropylen gefertigt, kann bis zu 136 kg tragen und weist bis zur Oberkante der Bordwand ein Volumen von 188 Liter auf. Die Heckklappe ist zudem abnehmbar und in verschiedenen Positionen zu fixieren. Auf dem Boden befinden sich sechs Zurrösen zur Ladungssicherung. Für Wartungszwecke kann der gesamte Ladeboden abgenommen werden, um den Zugang zum Motor zu ermöglichen. Serienmäßig ist zudem eine 4-Kant-Aufnahme für eine Anhängerkupplung. Der Wolverine-R darf bis zu 680 kg ziehen.

Wartungsarbeiten sind leicht und gut durchzuführen, weil wichtige Bauteile gut erreichbar sind. Beispielsweise ist das CVT-System nach dem Entfernen von seitlichen und hinteren Abdeckungen erreichbar. Die Batterie und andere elektronische Bauteile – nach YAMAHA Marine-Qualitätsmaßstäben gefertigt, und daher sehr unempfindlich gegen Spritzwasser – sind nach rascher Demontage der oberen Abdeckung zugänglich.

Fazit

Der Wolverine: Ein optimaler Begleiter für Freizeit, Abenteuer und Touren. Leichte Arbeiten sind auch machbar. Rennfahrer schauen sich besser nach Alternativen um.

Der Wolverine ist gelungen: Ein optimaler Begleiter für Freizeit, Abenteuer und Touren. Leichte Arbeiten sind auch machbar. Rennfahrer schauen sich besser nach Alternativen um. Insgesamt entspricht das Einsatzgebiet seiner Bezeichnung „ROV“, wo die Betonung auf Erholung und Offroad liegt. Gut gedacht und gemacht, Yamaha!

Insgesamt hat man bei Yamaha seine Hausaufgaben ordentlich erledigt und mit dem Wolverine R ein solides SbS gebaut, welches uns aber nicht in allen Punkten überzeugen kann. Der Einsatzzweck dürfte für uns eher im Bereich „Arbeitseinsatz“ und im Freizeitbereich liegen. Für einen Einsatz bei Rennserien ist das Side by Side nicht geeignet. Als direkte Konkurrenten würden wir den Polaris Ranger und auch mit Abstrichen die Arctic Cat Wildcat Sport sehen.
Mehr Infos gibt es hier: www.yamaha-motor.de

TD

Text: Erik Pohl
Fotos: Matthijs van Roon; Yamaha

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