Test-Klassiker

Written by on 26. Februar 2015 in Allgemein, Kawasaki, Test + Technik

Konzeptvergleich Kawasaki KVF 750 / KFX 700

In diesem Vergleichstest wollen wir die Frage nach dem bevorzugten Einsatzzweck und den individuellen Vorlieben der Fahrer dieser beiden Powerpakete genauer beleuchten. Was ist wichtig und was Luxus?

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Das wird ein schöner Tag! Zwei Monster dürfen sich austoben.

 

Winter in Südfrankreich. Strahlender Sonnenschein bei rund 15 Grad und einer von Kräuterduft erfüllten Luft. Das ausgesuchte Ziel von Kawasaki Deutschland für eine letzte Präsentation des ablaufenden Jahres hätte besser nicht sein können. Die versammelte Presseschar bekam noch einmal die Gelegenheit, den letzten Entwicklungsstand in Sachen Kawasaki ATV in Form der KVF 750 Brute Force am eigenen Leib zu erfahren und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Als eher schmückendes Beiwerk stand aber auch eine KFX 700 zur Verfügung. Wir haben die Gelegenheit genutzt, die beiden Kraftmeier in einen direkten Vergleich zu stellen. Das Fahrgelände erfüllt dafür die besten Voraussetzungen. Leichte, fast ebene unbefestigte Wege wechseln sich hier ab mit schwierigen Bergauf- und Bergab Passagen. Sprunghügel und Wasserdurchfahrten inklusive.

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Brüder im Geiste: Kawasakis KFX 700 und KVF 750 schenken sich im Gelände nichts.

 

Die Technik

Schauen wir uns die beiden (un)gleichen Schwestern noch einmal genauer an. Was sind die offensichtlichsten Unterschiede und wo liegen die Gemeinsamkeiten? Zunächst einmal, beide Maschinen verfügen über ausreichende Leistung. Diese wird von fast identischen Motoren erzeugt. Im Vorgängermodell der Brute Force, der KFV 700, kam der gleiche Motor zum Einsatz wie in der KFX 700. Durch die Modifikation zum 750 ccm Motor wurde allerdings noch ein ordentliches Quäntchen an Leistung hinzugefügt.

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Ob drunter oder drüber, die Kawasaki´s machen immer eine gute Figur

 

Dies ist vor allem in der brutalen Beschleunigung spürbar, die die Brute Force an den Tag legt. Derzeit stellt das angegebene Drehmoment von 60,7 Nm bei 5.000 U/min die Spitze im Bereich der Oberklasse ATV dar. Die gesamte Erscheinung der 750er wirkt hochwertig, robust und eigenständig. Im Grunde wie auch die KFX, die dabei natürlich wesentlich sportlicher auftritt. Das Design ist zwar kaum vergleichbar, aber deshalb genau so hochwertig und eigenständig. Kawasaki hat in Punkto Optik mit beiden Maschinen viel gewagt und dabei viel gewonnen. Unzählige Kunden bestätigen dies. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das CVT Getriebe. In einem ATV ist der Einsatz fast schon selbstverständlich, im Sportquadsektor setzt Kawasaki mit der Automatik noch immer Maßstäbe in dieser Leistungsklasse. Für den Endantrieb sorgt in beiden Fahrzeugen eine Kardanwelle. Weiterhin sind auch die verwendeten Bremsen identisch. Vorn arbeiten zwei Scheiben mit Doppelkolbensattel, hinten kommt die bewährte Ölbad-Mehrscheibenbremse zum Einsatz. Das war´s dann auch mit Gemeinsamkeiten.

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Orange sticht, vor allem in´s Auge. Im Unterholz ist die 750er unauffälliger.

 

Die offensichtlichsten Unterschiede wollen auch erwähnt werden. Da wäre zum einen das Antriebskonzept. Während die KFX lediglich über die Hinterachse angetrieben wird, verfügt die KVF über einen zuschaltbaren Allradantrieb und über ein stufenlos arbeitendes, sperrbares Vorderachsdifferenzial. Diese Technik sorgt in Verbindung mit den großen Reifen für Bewegung unter schwierigsten Bedingungen. Was die KVF durch moderne Technik voranbringt, kann die KFX nur bis zu einem gewissen Maß mit Geschwindigkeit wettmachen. Typisch für ein Sportquad sind auch die eingeschränkten Möglichkeiten des Gepäcktransportes bei der KFX. Ganz im Gegensatz dazu verfügt die KVF über riesige Gepäckbrücken vorn und hinten. Auch das Sitzplatzangebot der Brute Force ist im Falle einer Straßenzulassung für 2 Personen äußerst großzügig bemessen.

Den Berg da?

Diese Frage stellte sich öfter bei unseren direkten Vergleichsfahrten. Vor allem der jeweilige KFX Treiber hatte in so mancher Passage seine Zweifel, ob die Aktion jetzt gut geht. Vorweg, es gab keine schlimmeren Verletzungen oder Schäden. Der erste Punkt auf unserer Liste ist die Beschleunigung. Dies natürlich nur in dem Rahmen, wie es das Gelände zulässt. In mehreren Versuchen stellen wir fest, das sich die Schwestern nichts schenken. Der subjektive Eindruck der Fahrer lässt die Brute Force etwas besser abschneiden. Dies vielleicht aber dadurch bedingt, das man bei der KFX beim harten Beschleunigen manchmal den Daumendruck kurzzeitig zurücknimmt, weil die Fuhre vorn herum verdammt leicht wird.

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Keine Angst vor großen Pfützen. Die Brute Force kann´s aber noch besser.

 

Bei der KVF lehnt man sich etwas vor und zieht ohne Angstschweiß am Gaszug. Durch das hohe Gewicht von über 270 kg bleiben die Räder am Boden. Mit zunehmender Länge der Piste holt die KFX aber schnell wieder auf. Leider zwingt die wild wuchernde Fauna irgendwann auch wieder zum Bremsen. Womit wir beim nächsten Punkt des direkten Vergleiches wären. Die Bremsanlagen sind fast identisch, vorn werkeln zwei Scheibenbremsen mit Doppelkolbenbremssattel, hinten sorgt eine einzelne gekapselte Mehrscheibenbremse für sofortigen Stillstand der Räder. Bei der KFX sitzt diese direkt auf der Starachse. Da die KVF 750 über eine hintere Einzelradaufhängung verfügt, musste die in Öl laufende Mehrscheibenbremse in das Verteilergetriebe integriert werden. Zufrieden stellende Verzögerung ist aber in beiden Fällen garantiert. Auf losem Untergrund ist absolut kein Unterschied festzustellen.

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Bergauf recht gut, Bergab überzeugt die 750er durch die exzellente Motorbremse.

 

Kommen wir zu den wirklich schwierigen Untergrundverhältnissen. Steil Bergauf und Bergab. Erwartungsgemäß punktet hier die Brute Force ganz erheblich. Quasi aus dem Stand bewältigt sie Hänge aller Art und überwindet dabei auch noch ganz nebenbei herumliegende Felsbrocken, die der KFX schwer zu schaffen machen. Hier ist der Allradantrieb in Verbindung mit dem groben Reifenprofil unschlagbar. Wenn´s ganz brenzlig wird, hilft zusätzlich auch noch das voll sperrbare Differenzial vorn. Die KFX muss hier vor allem mit entsprechender Geschwindigkeit einen deutlichen Nachteil wettmachen. Bleibt man aber mal irgendwo stecken, dann geht es meist nur noch Rückwärts um mit neuem Anlauf einen weiteren Versuch zu starten. Natürlich ist die Bewältigung von steilen Hängen auch immer abhängig vom Können des Fahrers.

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Brutaler Auftritt ist gewährleistet mit der Brute Force.

 

Entspannter geht es jedenfalls mit der KVF 750. Wo man rauf kommt, kommt man auch wieder runter. Wiederum lässiger mit der Brute Force. Die Motorbremse ist das beste, was derzeit in einem ATV zur Anwendung kommt. In geringer Geschwindigkeit bleiben die eigentlichen Bremsen fast völlig unbenutzt. Angenehm fällt der Übergang von Schiebe- in den Lastbetrieb auf. Gibt man,  während der Motor selbstständig abbremst etwas Gas, wird dieser Befehl sofort und ruckfrei umgesetzt. Anders bei der KFX. Hier wird zwar auch durch den greifenden Automatikantrieb etwas Ähnliches wie eine Motorbremse suggeriert, allerdings nur kurzzeitig. Wenn man hier am Ende einer Abfahrt den Gashebel betätigt, greift schlagartig das Getriebe und versetzt dem Fahrzeug kurzzeitig einen Bremsimpuls. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber alles im Rahmen.

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Reifen schonend fahren, mit der KFX kein Problem.

 

Was denn nun?

Schwierige Frage. Letzten Endes ist wohl nur die persönliche Vorliebe, oder der gedachte Einsatzzweck für eine Kaufentscheidung von Bedeutung. Die KFX ist eindeutig die agilere der beiden Kawasaki´s. Sportliches Handling gepaart mit einem großen Maß an Komfort zeichnen die 700er aus. Zwar absolut Geländetauglich, aber dennoch für den Straßengebrauch prädestiniert und eindeutig mit dem größeren Spaßfaktor gesegnet, ist die KFX der richtige Freizeitpartner.

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Wer aber definierte Aufgaben mit einem Vierrad zu erledigen hat, ist mit der neuen Brute Force sicher besser bedient. Leistung satt, beste Klettereigenschaften, große Transportkapazitäten und massig Zugkraft sind nur einige besondere Eigenschaften der KVF. Natürlich kommt auch hier der Fahrspaß nicht zu kurz. Doch was Spaß ist und was Arbeit, muss dann doch jeder für sich entscheiden. Wer aber eine der beiden Kawasaki in sein Herz geschlossen hat, kann sich sicher sein, ein besonderes Fahrzeug zu fahren. KVF und KFX spielen beide in der Oberliga, allerdings in verschiedenen Sportarten. In der Zuschauer- bzw. Käufergunst hat die KFX 700 noch eindeutigen Vorsprung, weil schon seit 2003 auf dem Markt. Ob die KVF 750 eine ähnlich große Fangemeinde anspricht, muss sich erst noch zeigen. Das Potenzial hat sie allemal.

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Weitere Informationen zu den beiden Kraftpaketen und auch ein umfangreiches Zubehörangebot findet Ihr auf der Kawasaki Homepage unter www.kawasaki.de

Bezugsquelle:

Kawasaki Motors Europe N.V.
Niederlassung Deutschland
Max-Planck-Strasse 26
61381 Friedrichsdorf
Telefon: (0 61 72) 7 34 – 0

 

Text: Frank Meyer

Fotos: reygondeau.com

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