Dinli Centhor Evolution

Written by on 9. Januar 2015 in Dinli, Test + Technik

 Dinli Motor aus Österreich präsentierte nach intensiver Entwicklung sein neues Flaggschiff : die mit dem Zusatz „Evolution“ versehene Centhor. Wir testeten das Fahrzeug für euch.

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Offroad: abseits der befestigten Straßen fühlt sich die Dinli wohl

Allerlei Trendfarben bieten Hersteller für ihre Fahrzeuge an – Dinli nicht. Einzig für Mattschwarz konnten sich interessierte Kunden bei der Evolution zum Marktstart entscheiden und kauften damit die Aufmerksamkeit von Passanten und Schaulustigen mit. So groß die Dinli wirkt, so groß ist das Interesse auf Parkplätzen und Ampelkreuzungen, im Stau oder bei Quadtreffen. Mit der Dinli fällt man auf und wird oft angesprochen. Im Praxistest musste die neuartige Optik aber nicht nur für Aufmerksamkeit sorgen, sondern auch starke Verschmutzungen durch allerlei Dreck unbeschadet überstehen. Angeblich sollen matte Lackierungen empfindlich auf die kleinsten Beschädigungen reagieren und mit der Zeit ihre grandiose Optik verlieren. Wirklich? Dinli erreicht die mattschwarze Wirkung nicht durch eine Lackierung, sondern über eine raue Kunststoff-Oberfläche, die im Vergleich zu einer glatten Ausführung deutlich mehr Fläche aufweist. Hierdurch entsteht ein matter Effekt und die Frage, ob jene technische Lösung auch nach wilden Schlammeskapaden noch gut aussieht und unempfindlich gegenüber unschönen Kratzern bleibt. Der Test der Unempfindlichkeit ergibt sich fast von selbst, da auf entsprechenden Strecken schnell eine dicke Schlammschicht auf dem Fahrzeug zu finden ist und das Material strapaziert. So überzog auch bei unserem Test schnell eine dicke Schicht Schlamm die Plastikteile und die anschließende Reinigung erfolgte typisch mit einem Hochdruckreiniger, wobei der Dreck schnell abgewaschen und keinerlei Beschädigungen sichtbar waren. Die Optik ist also durch harten Offroadeinsatz nicht gefährdet und verspricht, auch nach Jahren der Nutzung noch gut auszusehen. Keine Gefahr also.

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Schnell: der Motor kann die Dinli sehr gut beschleunigen.

 

Erste Eindrücke

Gefährdet ist aber die Ruhe im Ländle, wenn die Dinli Centhor vom abenteuersuchenden Fahrer durch die Prärie getrieben wird und infolge des kraftvollen Motors hart beschleunigt. Dank eines Edelstahlauspuffs wurde der Klang der Maschine durch die Entwickler wohl geformt und entspricht der Beschreibung „nachdrücklich“. Nicht zu leise, nicht zu laut, geht die Maschine zu Werke und wird auch bei längeren Touren nicht belastend. Steigt der Fahrer auf die Maschine, blickt er auf übersichtliche Funktionselemente, die dank typischer Anordnung ohne Probleme bedienbar sind und erkennt einen Tacho, der die Geschwindigkeit digital anzeigt. Zusätzlich offeriert der Tacho verschiedene Kilometerzähler auf unterschiedlichen Speicherebenen, die getrennt voneinander auf Null gesetzt werden können, wodurch sich Gesamt- und Tagesetappen zählen lassen. Positiv fällt die angenehme Sitzposition auf, die dank der straffen Sitzbankpolsterung für längere Touren geeignet ist und den Fahrer ermüdungsfreie Kontrolle über das Fahrzeug ermöglicht. Unter der Sitzfläche verbergen sich ein kleines Ablagefach und die Batterie des Fahrzeuges, wobei zur Öffnung der Sitzbank der Zündschlüssel benötigt wird. Ist das Batteriefach noch einigermaßen gegen Wasser abgedichtet, ist es das hintere Staufach nicht. In ihm lagert normalerweise die zur serienmäßig verbauten Seilwinde gehörende Fernbedienung, hierfür sollte ein anderer Platz gesucht werden. Zwar ist die Fernbedienung spritzwasser-geschützt, ein Bad im Wasser hält sie aber sicher nicht auf Dauer aus und sollte daher anderswo platziert werden. Die Sitzposition ist durchdacht gewählt, fühlt man sich doch nicht auf sondern in der Maschine und erlebt das Fahren mit der Dinli äußerst kontrolliert. Leider sind die verbauten Spiegel nur äußerst beschränkt einzustellen und ermöglichen selbst groß gewachsenen Fahrern keinen Blick nach hinten. Hier sollte der Hersteller schleunigst nachbessern.

Sandkastenspiele

Als Schauplatz des Quadwelt-Tests diente eine ausgediente Sandgrube, die seit Jahrzehnten von Quads und Motorräder befahren und daher sicher war. Es fanden sich steile Auffahrten auf festen und losem Untergrund, fiese Verwindungsstrecken, Konditionsetappen und leichte Trailwege, wodurch sich perfekte Möglichkeiten ergaben, die Dinli einem umfassenden Fahrtest zu unterziehen. Zu Beginn der Testphase startete die Dinli nur zögerlich und der Choke musste bei Temperaturen um die 10 Grad regelmäßig betätigt werden, um den Feuerstuhl zum Leben zu erwecken. Noch vor abgeschlossener und notwendiger Warmlaufphase starb der Motor häufig ab und sollte daher von jedem Käufer nach einer Einlaufphase durch den Vertragshändler nachgestellt werden lassen. Ebenso das nach einiger Zeit hakelig wirkende Schaltgestänge. Dennoch überzeugt der kraftvolle Einzylinder der von uns gefahrenen LOF-Variante mit einem starken Antritt und guten Elastizitätswerten auch bei mittleren Geschwindigkeiten. Steile Sandauffahrten fordern viel von einer Maschine: Allrad, Motorpower, Radprofile – nur alles zusammen ermöglicht eine flotte und kontrollierte Befahrung. Die Dinli schlug sich bei einer eben jenen Auffahrt hervorragend und absolvierte die knapp 100 Meter Strecke mit ca. 50 Prozent Steigung impulsiv und elastisch, wobei genügend Motorreserven vorhanden waren. Ausgestattet mit einem zuschaltbaren Allradantrieb meistert die Dinli dank der Einzelradaufhängung und einer ebenfalls an Bord befindlichen Differenzialsperre leichte Trailwege ebenso gut. Mit Hilfe der verfügbaren Untersetzung pflügt sich die Dinli geradezu über Stock und Stein und wird nur durch extrem große Hindernisse aufgehalten. Hier hilft oft die serienmäßig verbaute Seilwinde, deren Kunstfaserseil dank eines Freilaufs schnell entrollt und am Hindernis befestigt ist. Im Test gelang es häufig, Steine, die mit Muskelkraft zweier Redakteure nicht mehr zu bewegen waren, stückchenweise zu versetzen und damit die Weiterfahrt zu ermöglichen. Auftretende Verwindungen steckte der pulverbeschichtete Rahmen ohne Probleme weg und zeigte starke Stabilität. Problematisch könnten bei allzu forcierter Trail-Fahrt die weit herausragenden Plastikanbauteile sein. Zwar ereilten die Dinli im Test keine Plastikschäden, die Gefahr war aber präsent. Gerade die Schmutzfänger ragen weit nach unten und sind mit den Fußrasten verbunden. Einmal eingehakt, könnten Beschädigungen auftreten.

Gut gedämpft

Neben der Motorleistung überzeugte auch das Fahrwerk im quadwelt-Test und ermöglichte eine flotte Gangart über Feld- und Waldwege. Zwar ist das Fahrwerk mit A-Arms und Teleskopfederbeinen recht straff abgestimmt, erreicht aber ausreichende Dämpfungseigenschaften und trägt zur sicheren Handhabung der Dinli entscheidend bei. Forcierte Kurvenhatz ist möglich, aber nicht das eigentliche Einsatzgebiet der Evolution. Mit mittlerem Körpereinsatz lässt sich das Fahrzeug gut um jede Kehre zirkeln und vermittelt ein sicheres Fahrverhalten, ohne erschreckende Lastwechsel. Auch Straßenpassagen oder der Alltageinsatz ist mit dem österreichschen Fahrzeug gut möglich, da der Federungskomfort ausreichend und das Abrollverhalten gut ist.

Während einer Nachtfahrt überzeugten auch die serienmäßig verbauten Scheinwerfer. Schon die Abblendlichtstellung leuchtet die zu befahrende Straße breit aus und ermöglicht so eine sichere Fahrt auch in der tiefsten Nacht. Da die Dinli beim Beschleunigen die Nase nur wenig hebt, verblieb auch die Ausleuchtung auf der Straße und schien nicht wie bei anderen Fahrzeugen in den Nachthimmel.

Fazit

Dinlis neue Evolution rundet das Angebot des österreichschen Herstellers nach oben standesgemäß ab und ermöglicht interessierten Kunden den Einstieg in die hubraumstarke Fahrzeugklasse. Ein kraftvoller Motor, gute Fahrleistungen und die grandiose Optik zeichnen das Fahrzeug aus, wobei die serienmäßige Ausstattung keine Wünsche offen lässt. Dinli zeigt mit dem Fahrzeug, wie man ein konkurrenzfähiges Fahrzeug baut und fordert mit der neuen Evolution so manchen bisher etablierten Hersteller zum Duell. Ein Duell, bei dem die Evolution gute Chancen haben dürfte.
Text und Fotos: Martin Zink / faszination@quadwelt.de

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